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Haben wir wirklich alle über unsere Verhältnisse gelebt?

gelöscht_84526 / 65 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Gewerkschafterin und frühere Betriebsrätin bei Siemens, Karin Hujer, hat sich in einem Brief an den Bundespräsidenten darüber beklagt, dass Horst Köhler in seiner Berliner Rede wie selbstverständlich davon ausgeht, dass wir alle „über unsere Verhältnisse gelebt“ hätten. Sie spricht über eine Kränkung durch den Bundespräsidenten, die jene Menschen, die arbeitslos sind oder wenig verdienen, jedenfalls seit Jahren wirtschaftliche Sorgen haben, noch mehr empfinden müssen als sie selbst.

Den Brief kann man hier nachlesen: Klick.

Meine Frage: Wer von euch hier bei Nickles kann von sich behaupten, dass er über seine Verhältnisse gelebt hat? Ich kann es zumindest nicht. Deshalb kann ich die Thesen des Herrn Köhler ebenfalls nicht gutheißen. Wie kann der Mann so etwas behaupten?

Gruß
K.-H.

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Ja so wie hier: ... Prosseco
Max Payne Ventox „So lange ich mit meinem Einkommen meine Ausgaben decken kann, lebe ich nicht...“
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So lange ich mit meinem Einkommen meine Ausgaben decken kann, lebe ich nicht über meine Verhältnisse.

Mit Einschränkungen! Nämlich nur dann, wenn sämtliche externen Effekte in die Preise der Produkte eingepreist sind. Andernfalls entstehen Kosten (z.B. durch Umweltschäden, krank machende Arbeitsbedingungen, Lärm, ...), die nicht dem Käufer, sondern der Allgemeinheit zur Last fallen.

Ein gutes Beispiel dafür gibt es am Baikalsee:
Die Papierfabrik am Flussdelta verunreinigt das Wasser mit der Folge, das der durchschnittliche Ertrag der Fischer in den letzten Jahren stark zurück gegangen ist. Die Käufer des Papiers profitieren von billigem Papier; die Anwohner zahlen die Zeche.
Nachzulesen ist das z.B. hier.

Wenn die Summe der Ausgaben und der nicht eingepreisten (negativen) externen Effekte höher ist als das Einkommen, lebt man über seine Verhältnisse, ohne es zu merken.

The trouble with computers is that they do what you told them – not necessarily what you wanted them to do.
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