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'Scheußlichkeiten, die jede Vorstellungskraft sprengen'...

Olaf19 / 43 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo zusammen!

Das ist doch mal ne kreative Überschrift, ne? Ist aber leider nicht von mir, sondern vom Kanzleramtschef Thomas de Maizière - und das Thema ist für uns Internetnutzer alles andere als lustig.

Es geht einmal wieder um die Rubrik "Politiker und das Internet - zwei Welten begegnen sich": http://www.golem.de/0908/68930.html

Wie schon neulich bei Frau von der Leyen: kaum Konkretes, nur allgemeine Andeutungen, aber die hemmungslose Lust, das I-net kurz und klein zu zensieren, ist unverkennbar... und der Vergleich mit den Finanzmärkten ist ja wohl ganz großer Kappes.

CU
Olaf

"Das sind Leute, die von Tuten und Ahnung keine Blasen haben" (ein Reporter auf die Frage nach der politischen Bildung des typischen Anhangs von Donald Trump)
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Hm.... gelöscht_137978
@manni gelöscht_137978
Oh @Ede. Ma_neva
Brain 2.0 Olaf19
Piraten - nein danke! Olaf19
Olaf19 dalai „ Tja, aber sie haben Recht. Es geht nicht um geistiges Eigentum was es IMO nie...“
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Tag Dalai,

Es wird zwar gerne behauptet, dass die Grünen als "reine Umweltpartei" angefangen haben, zumindest deutet ihre Entstehungsgeschichte - hervorgegangen aus diversen Bürgerinitiativen für den Umweltschutz - darauf hin. Nach meiner Erinnerung hatten die Grünen aber immer "das Ganze" im Kopf, nämlich die Ökologie nicht etwa als Programmpunkt, als Bestandteil eines Parteiprogramms, sondern als Philosphie eines Gesamtkonzepts.

Aber okay - das ist ein Punkt, an dem ich mich gar nicht festbeißen will.

Es geht den Piraten mitnichten darum, dass die Künstler kein Geld mehr verdienen!

Also dass sie dies böswillig wollen, möchte ich keinesfalls unterstellen - ich fürchte nur, dass es wieder darauf hinausläuft, dass die Künstler erneut und wie immer die Gelackmeierten sind.

Der Wasserkopf in der MI hat sich in den fetten 80ern bis in die 90er hinein aufgebaut, der ist längst weg! Vor allem die Major Labels haben bereits Ende der immer noch guten 90er ganz viel Personal abgebaut, die Büros kochen nur noch auf Sparflamme. Vor allem sind sie infolge der hohen Umsatzeinbrüche immer risikoscheuer geworden, gesignt und veröffentlicht wird nur noch, was extrem mainstream-tauglich zu sein verspricht - wieder ein Nackenschlag für die Künstler, die diesen Begriff wirklich verdient haben.

Letztlich schadet alles, was der MI schadet, automatisch auch den Künstlern - halbieren sich die Umsätze der Labels/Konzerne, halbieren sich auch die Tantiemen pro verkaufter Einheit. Schlimmer noch: um ihre eigenen Gewinne zu retten, wird obendrein auch noch versucht, die prozentualen Anteile der Künstler weiter in den Keller zu drücken.

Geistiges Eigentum würde in der Tat auch *Software* mit einschließen - nicht aber Software*patente*! Das ist ein anderes Paar Schuhe. Dagegen sprechen m.E. vor allem 3 Aspekte:

  • Mangelnde Schöpfungshöhe - es werden absolute Banalitäten patentiert, z.B. per Mausklick etwas in einem Webshop zu bestellen u.ä. Triviales

  • Fehlende Eigenleistung - es werden althergebrachte Techniken patentiert, nur weil sie noch frei sind, weil kein anderer "schneller zugegriffen" hat, das kann nicht Sinn von Patenten sein!

  • Quasi-Berufsverbot für freie Softwareentwickler - du kannst nichts mehr (weiter-)entwickeln, ohne ständig über ungerechtfertigte Patente zu stolpern
- damit wird Geistiges Eigentum sogar eher verhindert als gefördert.

Ich übertrage das jetzt einmal auf die Musik: Es ist für mich völlig in Ordnung, ein Musikstück als geistiges Eigentum des Komponisten zu betrachten. Das Prinzip Softwarepatent in die Musikwelt zu übernehmen, hieße zB.: jemand patentiert sich den Dominantseptakkord!

Das wäre ein Riesenunfug, denn der Dominantseptakkord ist seit Jahrhunderten(!) Allgemeingut der Abendländischen Musiklehre/Harmonielehre, der gehört niemandem. Schon gar nicht jemandem aus unserer Zeit - wenn, dann müsste man die Rechte posthum dem Musikwissenschaftler Hugo Riemann zusprechen (19. Jahrhundert) - und selbst der hat ihn ja nicht "erfunden", sondern nur beschrieben und namentlich benannt.

Ich wäre den Piraten gar nicht so abgeneigt, wenn sie nur die absurden Auswüchse von Urheberrecht, geistigem Eigentum und Patentwesen bekämpfen würden - indem sie aber das Prinzip "geistiges Eigentum" insgesamt in Frage stellen, schütten sie das Kind mit dem Bade aus. Und ich fürchte, daran wird sich auf lange Sicht nichts ändern, denn ihre Wählerschaft sind ja eher die Konsumenten/Internetsurfer als Komponisten und andere Kulturschaffende. Deswegen von mir leider ein "no go", obwohl ich viele positive Ansätze erkennen kann.

CU
Olaf

P.S. Übrigens eine Klasse-Diskussion mit wirklich durchdachten und niveauvollen Beiträgen von Frank und dir - gefällt mir, auch wenn ich mich eurer positiven Einschätzung der Piraten nicht anschließen kann... zumindest unter heutigen Bedingungen noch nicht.
"Das sind Leute, die von Tuten und Ahnung keine Blasen haben" (ein Reporter auf die Frage nach der politischen Bildung des typischen Anhangs von Donald Trump)
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Sommerloch Olaf19