Ich habe eben in der heute- Sendung den Bericht über diese Feierlichkeiten in Frankreich gesehen. Der ergreifende Film "Der längste Tag" ist mir noch trefflich in Erinnerung.
Und da kommen mir wieder so meine Gedanken: Hitler wird schuldig gesprochen. Mit Recht - er ist und bleibt der größte Verbrecher neben Stalin auf dieser Erde.
Doch: Konnte er dies eigentlich allein alles tun? War er nicht das -willige- Werkzeug der Industriebosse, die damals und heute nicht genug bekommen können? Koste es, was es wolle!?
Eine Ahnung erwacht in mir - bei weitem nicht in Qualität und Quantität dazu zu sehen: Mannesmann fordert Milliarden an Steuergeldern ein.
Für eine Pleite.
dafür, das sie für eben diese Pleite den dafür verantwortlichen Bossen Millionen zahlte als Abfindung. Die das "Angemessen" fanden.
Wehret den Anfängen!
Und seien sie noch so klein.
Jürgen Kirsten
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Hat Du recht. Gerade das Internet- Zeitalter hat meiner Meinung die Diskussion, ob man das Buch wieder zugänglich oder nicht machen sollte, im Grunde überflüssig werden lassen. Wer es lesen will ( aus welchen Gründen auch immer ) wird das auch ohne großen Aufwand im deutschsprachigen Raum via WWW tun können.
Warum also das Verbot aufheben und dadurch nur Ärger provozieren ?
Ob das Buch dazu beitragen kann zu verstehen, warum das deutsche Volk damals so handeln konnte, bezweifle ich. " Mein Kampf" hatte vor der Machtübernahme der Nazis kaum nennenswerten Einfluß auf das politische Geschehen, später wurde es selbstverständlich, es im Haus zu haben um sich nicht verdächtig zu machen; Gelesen hat dieses Buch aber kaum jemand. War ein bisschen wie die Bibel. Jeder hatte es im Haus, kaum jemand hat es gelesen.
Wer es dennoch gelesen hat, kam entweder zur Überzeugung, das die radikalen und zum Teil irrsingen Thesen, die Hitler in dem Buch "breitwalzt" aus seiner STURM und DRANG - phase stammten, man nahm sie also nicht für bare Münze ( das waren die meisten ) oder aber man war NAZI durch und durch ( deutlich weniger ).
Selbst englische Experten haben damals nicht geglaubt, dass Hitler das außenpolitische Programm, das er in "mein Kampf" offenlegte tatsächlich kompromißlos umzusetzen gedachte.
In der Politik ist es normal, klare, manchmal radikale Standpunkte zu vertreten um an die Macht zu kommen. Hat man die Macht erst einmal erlangt, betritt man den Pfad des Machbaren; Kompromisse werden eingegangen und situativ die Auffassungen den Gegebenheiten angepasst, um dadurch wenigstens einen Teil von dem, was man ursprünglich durchsetzen wollte, auch tatsächlich zu realisieren.
Lange Rede, kurzer Sinn: man nahm die Thesen des Buches nirgendwo auf der Welt so richtig ernst. Man ging davon aus, dass Hitler ein Politiker war und politisch dachte. Dummerweise war er keiner. Nicht einmal er selbst hat sich so gesehen. Er hat es gehasst den Politiker "heucheln" zu müssen. Als der Krieg begann, zog er die Uniform an und den Anzug für immer aus. Nach seiner Aussage war dies für ihn ein Befreiungsschlag.
"Mein Kampf" ist in dieser Hinsicht historisch im Nachinein interessant.
In der Frage, warum die Deutschen diesen Weg mitgingen, bringt uns diese Feststellung jedoch leider keinen Schritt weiter. Die Lektüre von diesem Buch verstärkt diese Frage höchstens, Lehren sind daraus hingegen kaum zu ziehen. ( wie gesagt, ich kenne das Buch )
Es gewährt dem Leser den Einblick in die verquere Gedankenwelt eines späteren Völkermörders. Mehr nicht. Danach hat man mehr Fragezeichen vor seinem inneren Auge als davor.
Es ist sinnvoller, sich mit Analysen des britschen Wissenschaftlers Ian Kershaw oder mit der Hitlerbiographie von Joachim C. Fest auseinander zu setzen, um nur die bekanntesten Autoren zu nennen.
"Mein Kampf" selbst ist sicher kein Buch, das Erklärungen liefert. Die Tatsache, dass Hitler sich zu völlig abstrusen Theorien verstiegen hat, aus denen grauenhafte Handlungsanweisungen abgeleitet wurden, wußte man vor der Lektüre des Buches, bzw. weiß man, ohne es je gelesen zu haben.
Viele glauben, die Lektüre von "mein Kampf" wäre so etwas wie ein Schüssel zum Verständis dieser Zeit. Das stimmt nicht. Man muß erst diese Zeit genau kennen um die Entstehung von "Mein Kampf" zu verstehen. In diesem Text gibt es keinerlei Antworten auf die Fragen, die Du oder Dein Freundeskreis evtl. auf dem Herzen haben.
Es ist nur eins: ein verfehlter Versuch, eine stimmige politische Theorie zu entwickeln, geschrieben von einem Autor, der, unter dem Vorsatz serös zu wirken, seine fehlerhaften Schlüsse ungeschickt durch pseudo- wissenschaftliche Argumentationlinien zu kaschieren versucht. Es ist ein mißlungener Text, nach dem kein Hahn mehr krähen würde, hätte dessen Autor nicht durch eine schreckliche Verkettung von Umständen die Gelegenheit erhalten, seine Ideen in die Tat um zu setzen.
Die Analyse dieser "Verkettung von Umständen" birgt die Antwort auf Deine Fragen in sich . Nicht die Lektüre von " Mein Kampf".
Liebe Grüße