@mawe2
Über die deutsche Politik äussere ich mich als Schweizer nicht, denn das würde ich mir erstens nur schon anstandshalber nicht anmassen, und zweitens könnte ich als Ausländer nicht ernsthaft mitreden.
Falls für Dich von Interesse: Bei uns besteht das Parlament zu einem erheblichen Teil aus Miliz- und nicht aus Berufspolitikern. Das heisst, etliche Politiker sind Inhaber eines kleinen, mittleren oder zum Teil sogar grösseren Betriebes. Dies stellt meistens sicher, dass diese Volksvertreter zumindest ein Ohr offen haben für die Sorgen der Bürger.
Wenn allerdings gewisse Dinge aus dem Ruder laufen - wie etwa die vorliegend diskutierte Personenfreizügigkeit - hat selbst ein einfacher Bürger die Möglichkeit, mit einer sog. Initiative einen Volksentscheid zu erzwingen. Mit diesem "Damoklesschwert" im Hintergrund sind unsere Parlamentarier beinahe gezwungen, einen möglichst breit abgestützten Konsens - zum Teil weit über die Parteigrenzen hinaus - zu finden.
Selbstverständlich hat unsere Staatsform auch Nachteile. Um sinnvolle Kompromisse zu finden, sind nicht selten endlose Gespräche notwendig, was die Bürger als träge oder gar Verschleppung der Probleme empfinden. Was habe ich schon klammheimlich über das lahme Bundes-Bern geschimpft! Andererseits ist es halt schon schwierig, wirklich durchdachte und nachhaltige Entscheide zu treffen, welche sowohl von vier Sprachkulturen als auch von den fünf wichtigsten Parteien mitgetragen werden, obwohl hüben und drüben manche Kröte geschluckt werden musste.
Gruss
sea