Moralisch kann man sich auf keine Seite schlagen. Ich verstehe Microsoft, daß man irgendwann auch mal lieber was Neues verkaufen möchte und nicht dem alten Kram hinterherläuft. Gleichzeitig verstehe ich auch die Anwender, die einfach mit XP und ihrer Software rundherum auskommen. Ich denke, wir werden in ein paar Jahren mit Windows 7 eine ähnliche Situation erleben, zumal hier die dramatisch andere Usability des Nachfolgers aktiv vom Wechsel abhält.
Aber was lernen wir aus der Misere? Die Privatkunden i.d.R. überhaupt nix. Business-Kunden lernen daraus: Geschäftskritische Applikationen in Zukunft Systemunabhängig oder zumindest leicht portierbar zu gestalten. Es gibt etliche tlw. große Firmen die auf den Internet Explorer 6 angewiesen sind, weil darüber firmeneigene Software läuft. Bei solchen Lösungen hätte ich schon vor Jahren heftige Bauchschmerzen gehabt. Nun bekommen sie die Quittung.
Unterm Strich bleibt einem aber keine Alternative als einen Cut zu machen. Fakt ist: Wenn früher ein Windows aus dem Support fiel, war es technisch und durch seinen Marktanteil eh nicht mehr sonderlich gefährdet. Das ist mit XP ja nun dramatisch anders. Es wird noch eine ganze Weile weit verbreitet bleiben und wenn es stimmt, daß aufgrund der historischen Weiterentwicklung neu erkannte Sicherheitslücken aus Win 7 und 8/8.1 womöglich genauso oder in ähnlicher Form schon in XP enthalten waren - dann Prost Mahlzeit.
Nichtsdestotrotz sollten wir mal durchatmen und uns ein paar Dinge bewußt machen: Es gibt viele Anwender, die noch nie Updates gemacht haben und dennoch keine Probleme haben (auch wenn diese in der Minderheit sind). Und die größten Gefahren sind und bleiben die Anwender und ein fehlender kommerzieller Virenschutz. Daher bleibt abzuwarten, wie riskant die Sache im Alltag wirklich ist. Es würde mich nicht so sehr wundern, wenn sich bei gut gewarteten Systemen zeigt, daß man mit XP durchaus noch vernünftig arbeiteten kann. Wir werden es sehen.