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Jitter oder die Parawissenschaften des HighEnd

Pumbo / 18 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo @Olaf, @rill und die anderen HighEnd-Heroen hier.


Ich habe in letzter Zeit wieder mal meine HiFideldei-Ader entdeckt und mal im Bereich CD-Player nachgelesen. Da werden ja abenteurlichstes Aufrüstequipment resp. -tricks gehandelt. Neben Carbonscheiben zum Auflegen auf die CD im Laufwerk ("Bessere Ortbarkeit, Lösen des Klangeschens von den Speakern inkl. einer Marienerscheinung wöchentlich garantiert etc.") bis hin zum mechanischen Bedämpfen der Gehäuseteile mit Antidröhnmatten (bringt auch "Bessere Ort..." naja, ratet mal) schlagen da wieder die Geheimmittelchen Kapriolen, wie zu besten Analog-Plattenlaufwerkzeiten.


Hohe Gewichte und Vibrationsdämpfung sollen das Auslesen der Daten durch ruhigere Laserführung erleichtern und somit die Signalgüte und Klangqualität erhöhen (Resultat "Bessere Ort..." ihr wisst schon!). Ich halte das für Käse, weil nur noch Glaubensfrage, um u.a.den mittlerweile etwas unterforderten Speiltrieb einiger IT-Laien wieder mehr zu befriedigen. Entweder "stehen" die Daten digital oder halt nicht. (Oder habe ich da irgendwas verpennt??)


Wie seht ihr das?


 


Gruß


 


Pumbo

rill Pumbo „Jitter oder die Parawissenschaften des HighEnd“
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Man muß unterscheiden zwischen wirklich hochwertigen HiFi-Komponenten einschließlich Kabel und Racks und richtiger Aufstellung unter Berücksichtigung raumakustischer Gesichtspunkte und sinnlosem Voodoo-Kram.

Entkopplungsmaßnahmen wie Spikes und Gummipuffer entkoppeln nicht nur Lautsprecherboxen und Racks vom Fußboden und schonen die Nachbarn, sondern haben auch nachweislich eine Verbesserung der Wiedergabe zur Folge. Wenn man eine Wiedergabekette mit einem frei durchstimmbaren Tongenerator bei größeren Lautstärken malträtiert (z. B mit AudioWave + Soundkarte), ist man über diverse Resonanzen im Raum und mit Gegenständen (z. B. Glastüren) ziemlich erschrocken. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, daß eine Resonanzstelle bei Musikwiedergabe dem Klang abträglich ist. Resonanzen treten auch in Tonarmen und Tellern von Plattenspielern, an Gehäuseteilen und Laufwerken von CD-Playern auf. Entkopplungsmaßnahmen sind daher kein Voodoo.

Daß manche Wundermatten und Wunderspikes voodoo-mäßig zu absolut überzogenen Preisen angeboten werden, ist eine andere Sache.

Weniger als Voodoo sondern ebenfalls als Abzocke sehe ich auch z. B. Preise von mehreren 1000 Euro für Cinch- und Lautsprecherkabel. Ich sehe aber ein, daß ein hochwertiges, fertig konfektioniertes Cinchkabel 100,-€ kosten darf (besitze selbst solche Kabel).

Es gibt allerdings im HiFi-Bereich "Dinge", die sich gehörmäßig auswirken und meßtechnisch nicht nachzuvollziehen sind. Ein meßtechnisch exzellenter Verstärker kann durchaus schlecht klingen. Vor vielen Jahren hatten insbesondere japanische Verstärker super super exzellente Meßwete bezüglich Klirrfaktor, Frequenzgang, Fremdspannungsabstand usw. Dann kann ein unscheinbarar, auch erschwinglicher Verstärker aus England - der NAD 3020 - mit durch die Bank schlechteren Meßwerten und revolutionierte die HiFi-Welt, nach dem 3020 wurden Verstärker in der Tat anders gebaut ....

Interessant ist auch Folgendes ... die englische Firma Naim hält bis auf den heutigen Tag an den "veralteten" 5-poligen DIN-Buchsen als Eingangsbuchsen fest ... weil DIN-Buchsen "besser klingen"!

Die gesamte übrige HiFi-Welt verbaut aber seit Jahrzehnten Cinch-Buchsen "RCA"; bei hochwertigen Geräten waren massive, aus dem Vollen gedrehte und gefräste Cinchbuchsen das Nonplusultra, z. B. von WBT. Plötzlich vor einigen Jahren Umschwenken bei WBT ins Gegenteil zu filigranen Cinchsteckern und -buchsen aus "krummen Blech" mit wenig Masse ... da hatte Naim wohl Recht mit den filigranen DIN-Steckverbindern - die zeichnen sich bekanntermaßen auch durch geringe Massen bei den Kontaktteilen aus!

Große metallische Massen im Signalweg, auch große Eisenmassen bei Gehäusen, scheinen dem HiFi-Genuß also abträglich zu sein ... das könnte man auch als Voodoo bezeichnen. DNM geht sogar soweit, Verstärker in Acryl-Gehäuse zu bauen und nicht wenige HiFi-Freaks schwören auf DNM-Komponenten. Ich habe allerdings große Skepsis bei HiFi-Komponenten ohne jegliche Abschirmung gerade in unserer "strahlenden" Welt!

Audio-CDs "entmagnetisieren", Ränder von CDs grün (und nur grün!) anmalen, CDs im Kühlschrank lagern und "tiefgekühlt" abspielen ... das ist in der Tat Voodoo!! Diese Leute, die von einer Klangverbesserung schwafeln, tun dies nur, um ihre ominösen Voodoo-Handlungen und Geldausgaben vor sich selbst und andern zu "rechtfertigen" ...

Daß gewisse Maßnahmen (z. B. hochwertige Kabel) überhaupt nur bei gleichermaßen hochwertigen HiFi-Komponenten zum Tragen kommen, sollte eigentlich klar sein!


rill