Hi Massafagga - und alle, die es interessiert.
> In der Schweiz und in der Karibik gibt es auch ganz tolle Restaurants.
Der Satz bringt ein wesentliches Problem unseres Steuersystems auf den Punkt. Theoretisch müssten die Reichen (nicht zu verwechseln mit den "Besserverdienenden", die noch zur Mittelklasse gehören) mit "überproportional" hohen Abgaben belastet werden, was sie allerdings locker verkraften könnten (nimm einem Superreichen die Hälfte des Vermögens weg und er ist immer noch reich), praktisch sieht die Welt leider ganz anders aus.
Die Verteilung der Steuer- und Abgabenlast ist mitnichten ein hoher Berg der nach oben - zu den höheren Einkommensklassen hin - immer steiler wird. Vielmehr ist es ein "glockenförmiger" Hügel, der in der Mitte(!) seinen höchsten Punkt hat. Man spricht auch vom "Mittelstandsbauch". Die Steuerprogression macht sozusagen irgendwo in der Mitte auf dem Absatz kehrt.
Unser hoch verschuldeter Staat könnte dringend etwas Kleingeld gebrauchen... doch woher nehmen und nicht stehlen?
Von den Armen? - Geht nicht, die haben ja nichts.
Von den Reichen? - Die zeigen Deutschland den Mittelfinger und hauen ab.
Wer bleibt also übrig als Melkkuh? - Die Mittelklasse.
Leute, die durchschnittlich oder "recht ordentlich" verdienen, aber eben noch lange nicht so üppig, dass sie sich einen "zweiten ersten" Wohnsitz in Monte Carlo leisten könnten. Leute, die für ihr Gehalt noch so richtig schuften, z.T. unbezahlte Überstunden machen müssen, mittlere und leitende Angestellte, Facharbeiter, Krankenhausärzte, Klein(!)unternehmer, Handwerksmeister... Leute, die nicht mal so eben abhauen können, weil der Staat ihnen mit der immer erdrückenderen Last an Steuern und Abgaben das Fell über die Ohren zieht.
Ich habe kürzlich mal eine Zahl gelesen: Die Reichen zahlen im Schnitt nur etwa 8% Steuern - nix mit Spitzensteuersatz. Um den Rest kann man sich bequem drücken, wenn man einen gute Steuer- und Finanzberater hat, der sich in Sachen Abschreibungsmöglichkeiten bestens auskennen. So kann man sich prima arm rechnen und zahlt nur einen Bruchteil dessen, was angesichts der finanziellen Leistungsfähigkeit eigentlich angemessen wäre.
Das war unter der CDU/CSU-geführten Kohlregierung schon so, da konnte man ja auch nichts anderes erwarten. Unter der auf dem Papier(!) links-liberalen, in Wahrheit neo-liberalen (= kapitalfreundlichen) Rot-Grün-Regierung ist das in den letzten 6 Jahren kein Stück besser geworden. Und das wird sich wohl nie ändern, denn falls es jemals eine Regierung wagen wird, den Reichen ans prall gefüllte Portemonnaie gehen zu wollen, dann... siehe oben.
Und damit die Unruhe in der Bevölkerung nicht zu groß wird, erzählt man weiter das Schauermärchen, "wir alle" hätten jahrelang über unsre Verhältnisse gelebt. Nun, wer wenig Interesse an der Realität und den wahren Zusammenhängen hat, mag das weiterhin glauben. Dass die Summe der Privatvermögen ein Vielfaches unserer Staatsverschuldung ausmacht und fast die Hälfte dieses Geldes einer kleinen Handvoll von Superreichen gehört, steht auf einem anderen Blatt.
CU
Olaf
P.S. Wer das alles nicht glauben will - die Bundesregierung hat sich selbst unlängst ein miserables Zeugnis ausgestellt: In den letzten 6 Jahren sind die Unterschiede zwichen Arm und Reich weiter auseinander geklafft. Immer *weniger* Menschen gehören immer *mehr* Anteile am Gesamtvermögen. Für die Masse der Bevölkerung geht es langsam aber stetig bergab, mittlere Einkommensklassen gleiten allmählich in die unteren Klassen ab und wer jetzt schon nur noch knapp über der Armutsgrenze lebt, wird bald darunter liegen. Siehe auch hier:
Armutsbericht der Bundesregierung - Quelle: FAZ.net, eine konservative(!) Zeitung, also nix mit "links-tendenziös".
Hier noch ein Bericht vom Westdeutschen Rundfunk.
Textproben:
- die Zahl derjenigen, deren Einkommen unter [der] Armutsgrenze liege, habe sich seit 1998 von 12,1 auf 13,5 Prozent erhöht.
- ...sind mittlerweile 13,9 Prozent der Familien von Armut betroffen
- 13.000 Einkommensmillionäre gegenüber 2,88 Millionen Sozialhilfeempfängern
- Den reichsten zehn Prozent der Haushalte gehörten davon 47 Prozent; dies seien zwei Prozentpunkte mehr als 1998.
- Der Anteil der unteren 50 Prozent der Haushalte am Gesamtvermögen habe sich auf vier nach 4,4 Prozent verringert.