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NICKLES PROJEKT 2001: Der Aufbruch...

Deppen wanted - böse Abzocke mit MPEG2

Einen 90 Minütigen Spielfilm auf dem PC aufzeichnen, ihn danach SOFORT ohne irgendwelchem Rechenaufwand auf einen 650 MByte CD-Rohling brennen. Und: Die selbstgemachte Video-CD SOFORT auf einem gewöhnlichen CD-ROM-Laufwerk abspielen und sie auf einem grossen 72cm Fernseher im Wohnzimmer angucken. DAS GEHT! Die PC-Rechenleistung und die Datenträgerkapazität hat in den vergangenen Jahren derart drastisch zugenommen, dass der PC eine echte Alternative zum Videorecorder geworden ist. Der Multimedia-Markt hat entsprechend reagiert: In den Läden gibt es zig Lösungen für Videobearbeitung am PC, nonstop wird versucht den PC mit DVD-Laufwerk als echten DVD-Player durchzudrücken. Viele viele Lösungen werden angeboten - und sie sind billig: Eine Luxus-Video-Capture-Karte kostet kaum mehr als 1000 Mark, ein DVD-Laufwerk und DVD-Abspielsoftware gibt's längt nachgeschmissen. Tatsächlich spielt sich hier ein gewaltiger Betrug ab: DVD-Player, DVD-Scheiben, luxuriöse Video-Capture-Karten - dieser Krempel ist Steinzeit, er hat ausgedient, denn es gibt längst eine viel bessere Lösung! Doch diese Lösung wird von der Industrie verschwiegen. Aus einem simplen Grund: Sie kostet so gut wie nichts. Und was nichts kostet, damit kann man auch nichts verdienen. So wird dem gutgläubigen Kunden "Spezialhardware" für viel Geld untergejubelt, die er eigentlich gar nicht braucht. Auf der Suche nach dem totalen Video per PC stolpern viele über Karten, die mit MPEG2 Aufnahmeleistung locken.


Die WinTV PVR will den PC endgültig zum totalen persönlichen Videorecorder machen - zum Schockpreis von 750 Mark!

Immer mehr "bessere" Grafikkarten und TV-/Sat-Capture-Karten werben mit Videoaufzeichnung in MPEG2-Qualität. Ein aktuelles Paradebeispiel ist die neue Fernsehkarte "WinTV PVR" von Hauppauge. Diese Karte ist im Prinzip eine stinknormale TV-Karte, wie sie bei Aldi bereits für 69 Mark verhökert wird. Luxus-TV-Karten mit Stereo-Tuner und allem Drum und dran sind ab 150 Mark zu kriegen. Die brandneue WinTV PCR kostet brutale 750 Mark - also das Zehnfache wie die billigste gewöhnliche TV-Karte. Aus einem einzigen Grund: Die WinTV-PVR hat MPEG2-Encoding-Chips drauf, kann also MPEG2 in Echtzeit aufnehmen. Und exakt diese MPEG2-Bausteine sind es, die diese TV-Karte hardwareseitig teurer als eine Billig-TV-Karte machen.


Die WinTV PVR besteht aus der üblichen TV-Karten-Hardware (links) und hat zusätzlich MPEG2 Bausteine drauf (rechts).

Zerbricht man die Platine in ihre zwei Hauptbereiche, dann wird klar, dass hinter ihrer Entwicklung keinerlei technische Sensation steckt: Es wurde halt die Standard-Architektur einer Billigst-TV-Karte um MPEG2-Bausteine ergänzt - und die machen die Karte satte 600 Mark teurer als eine einfache TV-Karte. Dafür wird dann zumindest theoretisch das Ultimative in Sachen Video am PC geboten: Eine beliebige Videoquelle wird im erstklassigen MPEG 2 (also quasi DVD-Qualität) auf die Festplatte gespeichert. Und das klappt auch ganz gut. Leider hat die Sache einen sauüblen Haken, über den der Hersteller auf seiner Verpackung keinerlei Wörtchen verliert: Eine Datei kann unter Windows FAT16 maximal 2 GByte gross sein, bei FAT32 sind es 4 GByte. Bei Aufnahme mit maximaler DVD-Qualität mit einer Datenrate von 12,0 MBit fallen pro Stunde Video rund 5 GByte an Daten an. Im Hinblick auf die 4 GByte Dateikapazitätsmauer lassen sich mit der PVR also maximal 45 Minuten am Stück aufzeichnen. Das automatische Aufteilen in mehrere Dateien (sogenanntes AVI-Striping) will Hauppauge "demnächst" unterstützten - billigste Freeware-Videotools beherschen diese Technik schon lange! Und selbst wenn Hauppauge das AVI-Striping "demnächst" hinkriegt, bleibt eine üble Tatsache: 5 GByte pro Stunde Video sind verdammt viel - auch im Hinblick auf die grossen billigen Festplatten mit 60 GByte und mehr. Und: Ein Video als digitale MPEG2 in den PC reinzukriegen ist ja fein, aber was dann? Hauppauge liefert keinerlei Schnittsoftware mit - das Herausschneiden von Werbung in einer Filmaufnahme ist also nur mit kostspieliger Videoberarbeitungssoftware möglich! Leider kostet MPEG2-fitte Schneidesoftware nicht nur Geld sondern auch viel Zeit - nämlich Rechenzeit, bis ein digital bearbeitetes Video wieder als Datei gespeichert wird. Mal eben ein Filmchen in MPEG2 aufnehmen und dann auf irgeneinen transportablen Datenträger bannen fällt flach - hier bleibt nur Warten auf das Billigwerden von DVD-Brennern und DVD-Rohlingen. Exakt dieses Problem haben auch alle digitalen Sat-Empfangskarten für den PC: Sie können den MPEG2-Datenstrom zwar auf die Platte bannen, doch auch hier fallen gewaltigte Datenmengen an. Übrigens: Wenn ein Anbieter einer MPEG2-Aufnahmetauglichen Sat-Karte von einem "digitalen Videorecorder" spricht, dann ist das in der Regel knallharter Beschiss: Fast alle dieser Karten können nur den digitalen MPEG2-Datenstrom vom Satelliten aufnehmen (so wie er ist) - sie haben weder MPEG2-Aufnahmechips drauf, noch verfügen die Karten über einen Videoeingang um überhaupt eine andere Videoquelle einspeißen zu können. Dass die MPEG2-Aufnahme nicht so recht der Knaller ist, hat auch Hauppauge wohl erkannt und der PVR auch einen MPEG1-Aufnahmemodus spendiert mit dem sich veraltete Video-CDs herstellen lassen. Hier passen auf einen 650 MByte Rohling rund 70 Minuten. Und diese VideoCDs können dann auch direkt in einem DVD-Player abgespielt werden. Leider sind 70 Minuten zu wenig für einen Spielfilm und auch die Qualität von MPEG1 ist heute nicht mehr diskutabel, da schlicht und ergreifend zu schlecht. Weiterer MPEG1-Knackpunkt bei der WinTV-PVR: Eine MPEG1-Video-CD-Datei kann nicht direkt nach dem Aufnehmen gebrannt werden, sie muss erst mit einem mitgelieferten Utility zeitaufwendig in das "echte" MPEG1 Video-CD-Format umgerechnet werden. Vernichtend für die MPEG1 Features der WinTV-PVR ist schliesslich diese Tatsache: MPEG1 Echtzeitaufnahme schafft (mit ein paar simplen Tricks) auch jede stinknormale 69 Mark TV-Karte - die Rechenleistung der modernen PC.Prozessoren reicht für MPEG1-Encoding schon lange aus! Es ist also geisteskrank mit der 750 Mark teuren WinTV PVR nur in MPEG1 aufzuzeichnen. Was bleibt ist also eine stinkteure Karte mit äußerst zweifelhaftem Nutzwert.

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NICKLES PROJEKT 2001: Der Aufbruch

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Quelle: www.nickles.de