Einen 90 Minütigen Spielfilm auf dem PC aufzeichnen,
ihn danach SOFORT ohne irgendwelchem Rechenaufwand auf einen 650
MByte CD-Rohling brennen. Und: Die selbstgemachte Video-CD SOFORT
auf einem gewöhnlichen CD-ROM-Laufwerk abspielen und sie
auf einem grossen 72cm Fernseher im Wohnzimmer angucken. DAS GEHT!
Die PC-Rechenleistung und die Datenträgerkapazität hat
in den vergangenen Jahren derart drastisch zugenommen, dass der
PC eine echte Alternative zum Videorecorder geworden ist. Der
Multimedia-Markt hat entsprechend reagiert: In den Läden
gibt es zig Lösungen für Videobearbeitung am PC, nonstop
wird versucht den PC mit DVD-Laufwerk als echten DVD-Player durchzudrücken.
Viele viele Lösungen werden angeboten - und sie sind billig:
Eine Luxus-Video-Capture-Karte kostet kaum mehr als 1000 Mark,
ein DVD-Laufwerk und DVD-Abspielsoftware gibt's längt nachgeschmissen.
Tatsächlich spielt sich hier ein gewaltiger Betrug ab: DVD-Player,
DVD-Scheiben, luxuriöse Video-Capture-Karten - dieser Krempel
ist Steinzeit, er hat ausgedient, denn es gibt längst eine
viel bessere Lösung! Doch diese Lösung wird von der
Industrie verschwiegen. Aus einem simplen Grund: Sie kostet so
gut wie nichts. Und was nichts kostet, damit kann man auch nichts
verdienen. So wird dem gutgläubigen Kunden "Spezialhardware"
für viel Geld untergejubelt, die er eigentlich gar nicht
braucht. Auf der Suche nach dem totalen Video per PC stolpern
viele über Karten, die mit MPEG2 Aufnahmeleistung locken.
Die WinTV PVR will den PC endgültig
zum totalen persönlichen Videorecorder machen - zum Schockpreis
von 750 Mark!
Immer mehr "bessere" Grafikkarten und TV-/Sat-Capture-Karten
werben mit Videoaufzeichnung in MPEG2-Qualität. Ein aktuelles
Paradebeispiel ist die neue Fernsehkarte "WinTV PVR"
von Hauppauge. Diese Karte ist im Prinzip eine stinknormale TV-Karte,
wie sie bei Aldi bereits für 69 Mark verhökert wird.
Luxus-TV-Karten mit Stereo-Tuner und allem Drum und dran sind
ab 150 Mark zu kriegen. Die brandneue WinTV PCR kostet brutale
750 Mark - also das Zehnfache wie die billigste gewöhnliche
TV-Karte. Aus einem einzigen Grund: Die WinTV-PVR hat MPEG2-Encoding-Chips
drauf, kann also MPEG2 in Echtzeit aufnehmen. Und exakt diese
MPEG2-Bausteine sind es, die diese TV-Karte hardwareseitig teurer
als eine Billig-TV-Karte machen.
Die WinTV PVR besteht aus der üblichen
TV-Karten-Hardware (links) und hat zusätzlich MPEG2 Bausteine
drauf (rechts).
Zerbricht man die Platine in ihre zwei Hauptbereiche,
dann wird klar, dass hinter ihrer Entwicklung keinerlei technische
Sensation steckt: Es wurde halt die Standard-Architektur einer
Billigst-TV-Karte um MPEG2-Bausteine ergänzt - und die machen
die Karte satte 600 Mark teurer als eine einfache TV-Karte. Dafür
wird dann zumindest theoretisch das Ultimative in Sachen Video
am PC geboten: Eine beliebige Videoquelle wird im erstklassigen
MPEG 2 (also quasi DVD-Qualität) auf die Festplatte gespeichert.
Und das klappt auch ganz gut. Leider hat die Sache einen sauüblen
Haken, über den der Hersteller auf seiner Verpackung keinerlei
Wörtchen verliert: Eine Datei kann unter Windows FAT16 maximal
2 GByte gross sein, bei FAT32 sind es 4 GByte. Bei Aufnahme mit
maximaler DVD-Qualität mit einer Datenrate von 12,0 MBit
fallen pro Stunde Video rund 5 GByte an Daten an. Im Hinblick
auf die 4 GByte Dateikapazitätsmauer lassen sich mit der
PVR also maximal 45 Minuten am Stück aufzeichnen. Das automatische
Aufteilen in mehrere Dateien (sogenanntes AVI-Striping) will Hauppauge
"demnächst" unterstützten - billigste Freeware-Videotools
beherschen diese Technik schon lange! Und selbst wenn Hauppauge
das AVI-Striping "demnächst" hinkriegt, bleibt
eine üble Tatsache: 5 GByte pro Stunde Video sind verdammt
viel - auch im Hinblick auf die grossen billigen Festplatten mit
60 GByte und mehr. Und: Ein Video als digitale MPEG2 in den PC
reinzukriegen ist ja fein, aber was dann? Hauppauge liefert keinerlei
Schnittsoftware mit - das Herausschneiden von Werbung in einer
Filmaufnahme ist also nur mit kostspieliger Videoberarbeitungssoftware
möglich! Leider kostet MPEG2-fitte Schneidesoftware nicht
nur Geld sondern auch viel Zeit - nämlich Rechenzeit, bis
ein digital bearbeitetes Video wieder als Datei gespeichert wird.
Mal eben ein Filmchen in MPEG2 aufnehmen und dann auf irgeneinen
transportablen Datenträger bannen fällt flach - hier
bleibt nur Warten auf das Billigwerden von DVD-Brennern und DVD-Rohlingen.
Exakt dieses Problem haben auch alle digitalen Sat-Empfangskarten
für den PC: Sie können den MPEG2-Datenstrom zwar auf
die Platte bannen, doch auch hier fallen gewaltigte Datenmengen
an. Übrigens: Wenn ein Anbieter einer MPEG2-Aufnahmetauglichen
Sat-Karte von einem "digitalen Videorecorder" spricht,
dann ist das in der Regel knallharter Beschiss: Fast alle dieser
Karten können nur den digitalen MPEG2-Datenstrom vom Satelliten
aufnehmen (so wie er ist) - sie haben weder MPEG2-Aufnahmechips
drauf, noch verfügen die Karten über einen Videoeingang
um überhaupt eine andere Videoquelle einspeißen zu
können. Dass die MPEG2-Aufnahme nicht so recht der Knaller
ist, hat auch Hauppauge wohl erkannt und der PVR auch einen MPEG1-Aufnahmemodus
spendiert mit dem sich veraltete Video-CDs herstellen lassen.
Hier passen auf einen 650 MByte Rohling rund 70 Minuten. Und diese
VideoCDs können dann auch direkt in einem DVD-Player abgespielt
werden. Leider sind 70 Minuten zu wenig für einen Spielfilm
und auch die Qualität von MPEG1 ist heute nicht mehr diskutabel,
da schlicht und ergreifend zu schlecht. Weiterer MPEG1-Knackpunkt
bei der WinTV-PVR: Eine MPEG1-Video-CD-Datei kann nicht direkt
nach dem Aufnehmen gebrannt werden, sie muss erst mit einem mitgelieferten
Utility zeitaufwendig in das "echte" MPEG1 Video-CD-Format
umgerechnet werden. Vernichtend für die MPEG1 Features der
WinTV-PVR ist schliesslich diese Tatsache: MPEG1 Echtzeitaufnahme
schafft (mit ein paar simplen Tricks) auch jede stinknormale 69
Mark TV-Karte - die Rechenleistung der modernen PC.Prozessoren
reicht für MPEG1-Encoding schon lange aus! Es ist also geisteskrank
mit der 750 Mark teuren WinTV PVR nur in MPEG1 aufzuzeichnen.
Was bleibt ist also eine stinkteure Karte mit äußerst
zweifelhaftem Nutzwert.
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