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Mein altes ITTKofferradio wiedergefunden - durch den Fernseher Thread

Xdata / 21 Antworten / Flachansicht Nickles
schimi3 Xdata „Röhren Passen immer. Konnte mal aus einer Musiktruhe eine ...“
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Die ECLL800 (korrigiert von mir) war eine sehr gebräuchliche Röhre in Stereo-Röhrenradios, da sie den Schaltungsaufwand einer leistungsfähigen Endstufe enorm reduzierte. Eine Triode zwecks Phasenumkehr des Steuersignales, zwei Pentoden im Gegentaktbetrieb als Leistungsstufe. Der Vorteil: im Gegentaktbetrieb (je Pentode eine Halbwelle) alterten die Pentoden exakt parallel, wo einzelne Röhren im Lauf der Zeit sicher unsymmetrisches Gekrächze hervorgebracht hätten. Die Ausgangsleistung bis zu 8,5 Watt mal zwei in Stereogeräten (und das als Dauersinusleistung, da habe ich aber gegooglet...) reichte in Verbindung mit den üblichen, oft genau berechneten massiven Holzgehäusen der Geräte für einen enorm guten Sound. Allfällige negative Resonanzfrequenzen wurden da genau ausgelotet und die Radioproduzenten hatten auch Tischler (sorry, in der BRD "Schreiner" genannt) in der Produktion angestellt. Man denke etwa an den Holzaufbau eines Klaviers samt dem live erzielten Klang, das bringt kein Software-Klavier zustande, auch nicht bei besten Lautsprecherboxen.

Übertrager: ein mehr als wichtiger Begriff bei dieser Technik. Immerhin wurde der in der Röhrentechnik zur Tonausgabe fast ausschließlich benötigt (es gab etwa bei TV-Geräten auch Modelle mit hochohmigen Lautsprechern, diese sind aber nicht gegentaktfähig). Immerhin lieferte er per Mittenanzapfung die Anodenspannung an beide Pentoden, die similare Wicklung der Primärseite war technisch ja kein Problem, doch beim verwendeten Kernmaterial des Übertragungstrafos trennten sich rasch Spreu von Weizen, was sich besonders bei höheren Frequenzen negativ auswirkte, wenn da gespart wurde. Aber die Preisfrage war ja damals schon vorhanden: ein fast nur "Nachrichtenhörer" hatte mit einem einfachen Gerät ja durchaus sein Auslangen, ein Musikfreak legte oft erhebliche Summen auf den Ladentisch. Etwa, um endlich auch Vinylplatten abspielen zu können dank eingebautem Laufwerk, welches natürlich am Tonarm eine Umschaltwippe besitzt, um mit der zweiten Nadel die Sammlung an vorhandenen Schelllackscheiben mit 78U/min noch abspielen zu können, NATÜRLICH NUR ALS DEMO für staunenden Besuch.Cool Die weiteren anfangs gerätemäßig sehr teuren DEMOwellen waren in Folge SW-TV, Farb-TV..., heute laufen die Kids mit Eierfonen in der Schule rum...

Da ich die Alterung der Pentoden am Anfang erwähnt habe: die Messwerte verändern sich im Laufe der Zeit und aufgrund dieser Erfahrung wurde bei Transistoren ein grundlegend anderer Weg beschritten: der wird bereits bei der Herstellung "künstlich gealtert", umschrieben, was dauerhaft gleichbleibende Kennlinien ergibt. Das erklärt auch die Notwendigkeit, bei einer transistorbestückten Gegentaktenstufe im Defektfall immer beide Transistoren zu erneuern, welche "gepaart" mit identischen Kennlinien erhältlich sind, egal der pnp/npn Kombinationen aller schaltungstechnischen Möglichkeiten, die Paare haben halt einen leichten Aufpreis, welchen man keinesfalls sparen sollte.

So, Essen kommt gleich mal auf den Tisch laut meiner HoldenLachend, nette Grüsse aus Ösiland in die Runde!

schimi3