...wie soll Otto Normalo damit zurechtkommen?
Test: "Neue" Deutsche Rechtschreibung: Klick.
Die Lösung gibt es dort natürlich auch...
Gruß
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Ist natürlich zweierlei, ob Lehrer einfach nur den Stress "abwintern" oder ob sie ein karriereförderndes Sendungsbewußtsein entwickeln.
Kleine Auswahl aus der Realität...nicht etwa aus Verschwörungstheorien. Ich lasse mal die modernen Zeiten außen vor.
Meine Grundschullehrerin der dritten Klasse hatte in ihrer Klasse - 1962...auf dem platten Land - drei frontal ausgerichtete Sitzreihen, wie es an dieser Schule üblich war. Sie hatte die Kinder dort nach Schichten sortiert, bzw. nach Sprache und Kleidung und gefälligen Aussehen der Hausarbeiten, was eher eine Zeitfrage war, als eine Leistungsfrage. Bei Unterrichtsbesuchen - sie war in der Ausbildung - wurde gemischt. Angeblich war die Verteilung auf die Reihen der Schulleistung geschuldet. Manchmal gab es hochdramatischen Platztausch zwischen den Reihen, der zumeist nach wenigen Wochen rückgängig gemacht wurde. Die Kinder waren insgesamt so eingeschüchtert, dass niemand auf den Nerv ging. Für ihr Treiben, das wenig geheim war, bekam sie breiteste Unterstützung. Und nun wurde so unterrichtet, dass sich an dieser "Ordnung" nichts verändern konnte. Die guten Schüler saßen in der Fenstereihe. Ich bin erstmal im Dunkeln gelandet, weil ich einen Berliner Akzent mitbrachte, aber der Akzent verlor sich schnell und Sitzposition wechselte.
Bei Mu und Sa (Muttersprache und Sachunterricht) hat die gute Frau uns mal den Kompass erklärt und wie man sich noch im Wald orientieren kann. Die Moos- bzw. Flechtenseiten der Bäume würde die Nordrichtung zeigen. Das korrespondierte offenkundig nicht mit der Kompassanzeige, was sich aber leicht vertuschen ließ, weil der Kompass keine Öldämpfung hatte. Natürlich ist in Deutschland Südost die Hauptwindrichtung (dort sind die Baumstämme also eher mal grün) und ich meinte es sei fast umgekehrt, wie sie es erklärte. Na sie hat sich mit ihrem Kompass bei allen Schülern die Bestätigung ihrer Nordrichtung eingeholt, wie gewöhnlich war ich schon damals der Einzige, der aus der Reihe tanzte. Für die nächsten Wochen war ich abgemeldet und habe wohl auch kurz die Sitzreihe wechseln müssen, in die Mitte.
An unserem Gymnasium gab es einen Deutschlehrer, der einen anderen Deutschlehrer (CDU-Stadtrat) nicht ausstehen konnte. Sein Lieblingssport war es Schüler mit Deutsch 5 innerhalb eines Jahres auf 2 zu bringen, um den Kollegen zu ärgern. Das ist ihm erstaunlich oft gelungen, übrigens ohne selektives Korrigieren. Bei mir ging es gleich im ersten halben Jahr.
Ich hatte mal in einer Französischarbeit eine fünf und mein Nachbar eine 2, obwohl wir prächtig zusammengearbeitet haben. Die genaue Auswertung beider Arbeiten ergab zwar nicht exakt die gleichen Fehler, aber exakt die gleiche Fehlerpunktzahl. Der Lehrer mit der selektiven Korrekturauffassung (wurde später mehrfach verifiziert) ist übrigens grollend von der CDU zur SPD übergetreten, damit er Direktor und später Schulrat werden konnte.
Mein 5-ver Deutschlehrer war nicht nur in der CDU, sondern auch im Bund Freiheit der Wissenschaft und versprach mir, dass mich diese Leute nicht aus den Augen verlieren würden.
Nein es wird an der Schule nicht gerade der aufrechte Gang gelehrt, das machen eher vereinzelte Idealisten sehr punktuell. Der Stoff aus dem die Karrieren sind sieht anders aus. Und da ist die Rechtschreibung so schön undurchsichtig, da lassen sich die Dinge so biegen, wie man sie braucht. Die meisten Schüler sind da - allein gelassen - völlig ausgeliefert, mit ihnen wird verfahren. Um es anders zu sagen, saubere Regeln nutzen am ehesten den Benachteiligten. Wer bei den Regeln rumschlampt, weiß was er tut. Ein Schiedsrichter der Fauls übersieht, nutzt den Tretern. Was aber, wenn die Regeln im Dunkeln liegen?
Die pragmatisch richtige Lösung wäre. Erstmal so schreiben wie wir Lust haben und viele Schreibungen durchgehen lassen. Wieso muss eine Rechtschreibung zwingend festlegen wie "Rad fahren" geschrieben werden muss? Ist denn ein Text mit "radfahren" schwerer zu lesen oder zu verstehen? Wieso wird da gezwungen bzw. benotet?