Moin Hardcore,
da kann ich dir in einigen Punkten durchaus zustimmen. Mehr noch: Ich halte die Staatsverschuldung nicht nur für das Größte, sondern für das einzige(!) wirkliche Problem: Wenn das nämlich gelöst wäre, würde sich manches andere von selbst erledigen, eine Art Dominoeffekt.
Allein die Tatsache, dass mehr als 1/4 der Steuereinnahmen draufgehen, weil für bestehende Staatsschulden Zinsen gezahlt werden müssen, Eichel sich gezwungen sieht, immer mehr Tafelsilber zu verscherbeln und eine Neuverschuldung trotzdem nicht abgewendet werden kann, ist Anlass zu größter Sorge.
(Nebenbei: Staatsverschuldung war bereits ein Thema, als die SPD noch mit der FDP als Koalitionspartner, Lambsdorff als Wirtschaftsminister und Helmut Schmidt als Bundeskanzler regiert hat...)
Das haben also alle erkannt - nur bei den Schlussfolgerungen gehen die Meinungen dann doch ziemlich auseinander.
Die Befürworter radikaler Sozialabbaureformen verweisen gern darauf, dass eine sinkende Anzahl "sozial Starker" (= arbeitende Bevölkerung = Leistungsträger = "Geber") eine steigende Anzahl "sozial Schwacher" (= mehr Renter und Arbeitslose = Leistungsempfänger = "Nehmer") mit durchziehen müssen, die Grenze der Belastung für die Zahler erreicht ist und tiefe Einschnitte ins Sozialsystem somit unumgänglich sind.
Bis hierhin alles ganz plausibel, nur: Einer Staatsverschuldung von über 1,3 Billionen Euro steht die ca. 4-fache Summe an Privatvermögen gegenüber, und die wiederum verteilt sich nicht "mehr oder weniger" gleichmäßig auf das Volk, sondern das meiste davon ist in den Händen von einigen wenigen (super-)reichen (Multi-)Millionären.
In wie weit diese horrenden Privatvermögen legal und ehrlich verdient worden sind, möchte ich dahingestellt sein lassen, das ist gar nicht mal der Punkt. Der Punkt ist vielmehr, dass der große politische Einfluss dieser Geld-Elite, selbst auf eine rot-grüne, (pseudo-)linksliberale Regierung so groß ist, dass für diese Leute ständig Steuer- und sonstige Erleichterungen durchgeboxt werden und das daraus resultierende Defizit von der Masse der Bevölkerung in Form immer höherer Steuern und Abgaben beglichen werden muss (Schlagwort: Umverteilung von Unten nach Oben).
Tilo Nachdenklich hat in einigen seiner Postings Bilder in der Art wie "die Reichen saugen die Armen aus" gebraucht - ich fürchte, das trifft ziemlich den Nagel auf den Kopf. In wie weit z.B. die neue Linkspartei durch ihre politische Arbeit dem entgegenwirken kann, das bleibt abzuwarten. Die Absichten finde ich aber zunächst mal gut.
CU
Olaf