Ich rede nicht vom Fußvolk. Mein Favorit seit heute (n-tv-Interview):
CHRISTIAN WULF (Ministerpräsident von Niedersachsen)
Er findet Friedrich August von Hayek (Ökonom, Gesellschaftstheoretiker) ganz toll und behauptet frech, der sei KEIN Neoliberaler.
www.hayek.de/frames/zitate.html
www.mehr-freiheit.de/idee/hayek.html
www.sozialistische-klassiker.org/diverse/Div14.html
www.udo-leuschner.de/liberalismus/fdp34.htm
So was geht bei n-tv unhinterfragt über den Sender. Damit hat n-tv jede Reputation verloren. Ich glaube da hat stattgefunden, was in vielen Zeitungen schon längst Realität ist. Scheinbar redaktioneller Text ist einfach schlicht Werbung. Ich vermute mal ganz intuitiv, dafür wird irgendwie indirekt bezahlt. Nach dem Krieg hat man die deutschen Journalisten "umerzogen"; man hat ihnen investigativen Journalismus beigebracht, jedenfall in Rundfunk, Fernsehen und den wichtigsten Zeitungen. Von dieser Umerziehung ist nichts mehr übrig. Typisch geistig-moralische Wende. Ich finde es ist so ne Art journalistischer Schiedsrichterskandal.
Bin mal neugierig wie lange der berechnende Traumtänzer Wulf mit dieser Tour durchkommt, sich "die Wetten manipulieren lassen".
Off Topic 20.348 Themen, 225.895 Beiträge
Hallo van Goehs!
Faschismus war ja nicht nur die Verbrechen, sondern eine umfassende Wirkung mit vielerlei Faschismusfolgen in der geistigen Verfassung der Allgemeinheit. Schludriges Denken, mangelnde Zivilcourage und Wahrheitsliebe, Gefühlskälte. Nicht zuletzt hat sogar der Aufbau der SED-Diktatur davon profitiert. Und in diesem Sinne sind die Medien inzwischen ziemlich verkommen, jeder weiß wie unpräzise und einlullend er schreiben/reden muss, damit er seine Arbeit behält.
Was die Amtsenthebung betrifft, unterscheide ich natürlich nach Reden (Denkmodelle) und Handeln. Wenn Wulf aber praktische Schritte einleitet, das Parlament zu entmachten und die Gewerkschaften zu vernichten, dann sollte man ihm mit der Verfassung beikommen. Im Moment knetet er nur die Seelen.
Ich gebe gern zu, dass meine Argumentation bezüglich Hayek dürftig ist, aber mehr war hier nicht zu machen, man mag mal ein wenig in den von mir angegebenen Links schräglesen, dann wird man sehen, dass die teilweise geistige Verwandtschaft und Verwandtschaft in den Methoden gegeben ist.
Auch das praktische Handeln der Neoliberalen spricht ne deutliche Sprache: Wüsste nicht, dass die Neoliberalen aufgeschrieen hätten, als in Chile Menschen umgebracht wurden.
Der Verzicht auf ethische Normen ist originär satanistisch, dieses Denken und Fühlen haben Faschismus und Stalinismus aufgenommen, sie bedienen einen Sadismus. Die entsprechenden Tendenzen sind ja in Gesellschaften stets präsent, wenn auch nicht immer offen organisiert. Ihnen muss permanent entgegen getreten werden, sonst verändern sich die Dinge rasant.
Hayeks Freiheitsbegriff. Du bringst die bekannte Definition:
"...indem er Freiheit als Abwesenheit von willkürlich ausgeübten Zwang definiert." Klar, diese Floskel klingt fast philosophisch.
Aber es ist ein Witz, grenzenlosen Anarchismus meint er bestimmt nicht, vielleicht höchstens für die Wirtschaft.
Das Parlament soll entmachtet werden, die Gewerkschaften müssen weg. Räumen die freiwillig das Feld? Kein vernünftiger Mensch nimmt bei solchen Vorhaben die Nebelkerze "Freiheit" ernst. Er will die Freiheit alle Regeln und Gegenkräfte zu zerschlagen, der gute Mann will willkürlich vorgehen, da lässt man sich doch nicht verarschen. Auch nachdem die Vokabeln "Freiheit und "Abwesenheit von willkürlich ausgeübten Zwang" missbräuchlich installiert wurden, schluckt kein wacher Mensch diese Beruhigungspille. Hayeks Gesellschaftstheorie und seine Wirtschaftswissenschaft, ist eine Philisophie der kaum verborgenen Hintergedanken.
Zu Deiner Kritik an meinem Demokratieverständnis. Das Volk ist der Souverän. Im Moment ist fast niemand im Volk - also jenseits der Profiteure - mit der politischen Entwicklung einverstanden. Die regierenden Parteien (SPD im Bund, CDU im Bundesrat) haben keine Mehrheit für diesen Weg, die Leute gehen nicht mehr zur Wahl, es werden bei der Wahl keine Alternativen angeboten. Wenn wir große Koalition und Konsenzprinzip in Verfassung und Gesetzen verankern würden, so wäre die überigen Gesetze in diesem Land nicht anders. Große Konzerne haben die Politik fast vollständig gefesselt, der Meinung ist sogar der Mittelstand, es ist kein wildes revolutionäres Konzept, dass ich predige, sondern schlichte Zustandsbeschreibung. Ich verstehe nicht, wie man mir Demokratiefeindlichkeit unterstellen kann?
Ich mache mir nicht die Illusion, dass bei mehr Demokratie und Freiheit unbedingt der Weg eingeschlagen wird, der mir zusagen würde, aber bestimmte Dinge würden sicherlich beendet. Vor allem die neoliberale Voodoo-Wirtschaftswissenschaft, die nur so einleuchtend erscheint, weil sie die Regeln eines Privathaushalts in die Volkswirtschaftlehre transformiert. Dort aber sind diese Regeln Gift. Nicht umsonst hatte die Regierung Brandt die solideste Haushaltpolitik. Der Schwung dieses ökonomischen Handelns hat sogar die erste Ölkrise neutralisiert. Damals wurde noch umverteilt und Sozialökomomen (echte Wissenschafter, nicht Voodoo-Päpste, die alle Statistiken ignorieren) prüften noch wirtschaftliche Entscheidungen. Damals wurde auch niemand enteignet, auch wenn ein Hayek unentwegt lamentierte. Sogar die Reichen profitierten unterm Strich kräfig von dieser Umverteilungspolitik, ihr Vermögen wuchsen gerade auch deshalb kräfig, wegen einer Wirtschaft, die nicht auf der Konsumseite abgeschnürt wurde, wegen eines handlungsfähigen Staates.
Sendungsbewußtsein:
Es geht gar nicht so sehr um mein Sendungsbewußtsein, sondern darum, dass diese Knallcharge Christian Wulff in meinem Bundesland auf Landesvater mimt und niemand genau hinhört, es herrscht sozusagen brüllendes Schweigen.
Sendungsbewußtsein würde ich bei mir weniger vermuten; vielmehr bin ich schwer angefressen, weil man mir mein Leben aufgemischt hat. Ich habe einige Hinweise gefunden, dass mich meine Eltern fälschlich denunziert haben...und seitdem laufen die Dinge merkwürdig. Auch ein Grund, weshalb ich nicht in der Politik bin. Ich habe mir übrigens in Bremen die Alternative Liste im Untergang sehr gründlich angeschaut, weniger weil sich da noch irgendwas machnen ließe, sondern um zu begreifen, wie die Depotenzierung solcher Grüppchen bewerkstelligt wird. Ich habe mich dabei nie in eine Gruppendynamik einbinden lassen.
Nachdem ich all diese Dinge gesehen habe, bin ich hellwach, ausführlich und ziemlich kompromisslos. Ein Sendungsbewußtsein werden ich wohl nicht entwickeln, dazu bin ich viel zu antireligiös, inklusiv Ideologien. Es ist eher der Wunsch, mal über die Stammtischparolen und launige Kommentare hinauszukommen, ein wenig zu intellektualisieren. Außerdem ist das alles recht innig mit der Computerei verbunden, von der Internetrecherche (welche brisanten Links verschwinden wie schnell), über die Arbeitsmarktlage bis zu den Überwachungskonzepten. Erfolgreiche neue Ökonmie macht IBM mit seinem Linux-Engagement vor, für Microsoft ist das Soziallismus und Umverteilung, für Hayek oder Wulff vermutlich ein unerlaubter Markteingriff.