Linux 14.981 Themen, 106.343 Beiträge

Ubuntu Computer machen nicht dumm;-) Ubuntu im Schulalltag..OK?

Xdata / 32 Antworten / Flachansicht Nickles

Hab gerade ein Video im Internet gefunden.

http://www.youtube.com/watch?v=31p8w7jVo7U&feature=related


Vielleicht allgemein für den Didaktiker interessant.
nicht nur speziell für den Informatik oder Mathematiklehrer.

Erscheint vielleicht zunächst etwas trocken aber durchaus interessant.
Und auch erfreulich so einige Schulen nicht "nur" Windows oder
vielleicht noch Apple als mögliches System für den Unterricht betrachten.

Nicht das oft verwendete viele Einerlei nur eines oder höchstens zwei Betriebssystemen.



Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=31p8w7jVo7U&feature=related
bei Antwort benachrichtigen
Sebastian_S Xdata „Danke allen Beteiligten für das rege Interresse. Was mir...“
Optionen

Hallo zusammen,

ich habe durch Zufall diese Diskussion gefunden und würde mich gerne dazu äußern, auch um eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Nur kurz zur Info, ich habe besagten Vortrag gehalten und hoffe er hat den meisten gefallen.

Einige Punkte sind mir hier besonders aufgefallen:

1. Die Kosten
Insgesamt ist das Kostenargument bei Freier Software in der Schule problematisch. Erstens suggeriert es, dass bei einer Umstellung deutlich weniger Kosten entstehen, was nicht zwangsläufig so sein muss. Ich würde keinem, der die Schule von einer Umstellung überzeugen will raten dieses Argument zu nutzen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es sehr leicht falsch verstanden wird. So wird daraus schnell: "Hätten unsere Schule genug Geld, würden wir wirklich gute Software kaufen."
Die besagten 10.000€ sind in dem Sinne kein echter Wert, als dass der IT-Koordinator und ich diesen Wert anhand von einem aktuellen Lizenzangebot von MS ausgerechnet haben. Hier sind eventuell noch Einsparungen möglich (z.B. dadurch, dass auch ein Office-Paket von MS verzichtet wird). Den Vergleich mit den 80.000€ Schuletat habe ich nicht gewählt, um "Äpfel mit Birnen" zu vergleichen. Es ging mir mehr darum den Anwesenden eine Bezugsgröße zu liefern. Ich denke solche Kosten kann man nur hinreichend interpretieren, wenn man weiß wie viel eine Schule insgesamt zur Verfügung hat. Dass eine Lizenz nicht jedes Jahr gekauft werden muss setzte ich bei einer Konferenz über eine Betriebssystem als Kenntnis der Besucher voraus. Mir in diesem Kontext Demagogie vorzuwerfen, halte ich nicht für gerechtfertigt.


2. Die Ideologie
Das meiner Meinung nach vorrangige Argument freie Software und in diesem Fall Linux in der Schule zu nutzen ist die Philosophie selbiger. Freie Software verkörpert Ideale wie Transparenz, Mitbestimmung und Demokratie. Exakt diese Ideale finden wir auch in modernen pädagogischen Schulkonzepten (und im Bildungs- und Erziehungsauftrag der deutschen Schule). Wenn es also möglich ist, diese Ideale auch in der IT-Struktur zu verwirklichen, dann sollte man das meiner Meinung nach in Erwägung ziehen. Häufig herrscht hier jedoch Pragmatismus vor im Sinne von "Gut ist, was funktioniert". Wenn das die schulische Idee hinreichend wiedergibt, kann man das sicher so machen. An der Schule, um die es bei dem Vortrag ging, hat man sich gemeinsam anders entschieden. Und zwar demokratisch. Wenn dann ein Lehrer bestimmte Dateien nicht mehr nutzen kann, dann ist das nicht gut. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass es nicht an der neuen Software, sondern an der Verwendung eines nicht offenen Standards liegt. Das wird leider oft unterschlagen.

3. Der Systemwechsel
Für viele Lehrer stellten sich Anfangs einige Probleme heraus. Diese habe ich auch im Vortrag beschrieben. Hier darf aber nicht vergessen werden, dass quasi niemand aus dem Kollegium vorher mit Windows gearbeitet hat, sondern lediglich mit Software auf Windowsbasis. Jetzt arbeiten sie auch nicht mit Linux, sondern mit Software auf Linuxbasis. Die anfängliche "Angst" vor Linux löste sich daher schnell auf, als sie das erkannten. Übrigens ist diese Softwarefrage keine die zwangsläufig vom Betriebssystem abhängt. Es gibt genügend Lehrer, die sich vor Ewigkeiten mal Photoshop gekauft haben und exakt diese alte Version immer weiter nutzen wollen. Irgendwann geht das natürlich auch bei Windows nicht mehr problemlos und es müsste eine neuere Version angeschafft werden. Auch hier kommt es zu Reibereien.

4. Abhängigkeiten
Die Schule hat sich aus aus Gründen der Unabhängigkeit für Linux entschieden. Nur weil es in dem Fall Ubuntu ist, wird sie nicht von Canonical abhängig. Die Wartung übernimmt komplett ein lokales Unternehmen, welches auch Anpassungen am System vornehmen kann. In dieser Hinsicht ist Linux Windows deutlich überlegen. Dort gibt es entweder eine bestimmte Funktion oder eben nicht. Besagtes Unternehmen kann Anpassungen viel einfacher vornehmen und Software umschreiben. Bei weniger komplexen Aufgaben übernimmt dies die Computer AG.

5.Aufwand
Die Migration war sehr aufwendig, hat sich allerdings gelohnt. Vor allem administrative Prozesse funktionieren nun schneller. Dass IT-Koordinatoren viel zu wenig Freistellungen (2-3 Unterrichtsstunden/Woche) erhalten ist ein bekanntes Problem. Eine Migration erfordert darum nicht nur profunde Kenntnisse, sondern auch die Bereitschaft viel Arbeitszeit zu investieren für die es keinen Stunden- oder Finanzausgleich gibt.

Ich hoffe, dass ich einige Ungereimtheiten aus dem Weg räumen konnte. Sollte es noch weitere Fragen geben, freue ich mich immer über Mails oder sonstige Zuschriften.

Beste Grüße

Sebastian

bei Antwort benachrichtigen