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News: Hessischer Rundfunk wollte doppelt kassieren

Gericht befreit Keller-PC von Extra-GEZ-Gebühr

Michael Nickles / 31 Antworten / Flachansicht Nickles

Unermüdlich wird drum gestritten, ob ein beruflich genutzter PC ein Rundfunkgerät ist oder nicht, also GEZ-Gebühren dafür zu blechen sind. Die diesbezüglichen Gerichtsurteile hängen den meisten schon kilometerlang zum Hals raus.

Denn es läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Das erste Gericht sagt nein, die Rundfunkanstalt geht in die nächste Runde und das "höhere" Gericht sagt dann ja. Für diesen Irrsinn geht viel Zeit und Kohle drauf, weil es halt noch keine endgültige Entscheidung des obersten Gerichts gibt.

Der GEZ geht es längst um mehr als "einfach" abzukassieren, sie mag es lieber "doppelt". Typischer Fall: Jemand hat in seiner Wohnung seinem Haus, ordnungsgemäß alle Rundfunkgeräte angemeldet und zahlt dafür die volle Rundfunkgebühr. Allerdings hat er auch ein Arbeitszimmer, in dem ein PC steht.

Für diesen "Arbeits-PC" will die GEZ nochmals kassieren, weil es sich dabei um eine gewerbliche Nutzung handelt. Selbstständige und Freiberufler, die zu hause arbeiten, haben damit also die Arschkarte. Dass sie schlecht im Arbeitszimmer am PC sitzen und auch gleichzeitig im Wohnzimmer TV gucken können, lässt die GEZ als Ausrede nicht gelten.

Genau um so einen Fall ging es jetzt laut Bericht von Heise. Ein Informatiker hatte im Obergeschoss seines Hauses alle Rundfunkgeräte angemeldet, hatte gleichzeitig ein Arbeitszimmer mit PC im Keller.

Der Hessische Rundfunk wollte für diesen PC eine zweite Gebühr eintreiben. Begründung des Senders: im Arbeitszimmer sei noch kein eigenes Rundfunkgerät angemeldet und drum muss für den PC geblecht werden.

Die Richter vom hessischen Verwaltungsgerichtshof haben jetzt geurteilt, die zuvorige Entscheidung des Verwaltungsgerichts Frankfurt wurde bestätigt: für den PC im Keller muss nicht nochmals geblecht werden, da er sich auf dem gleichen Grundstück befindet, für das bereits Gebühren gezahlt werden.

Michael Nickles: Es ist höchste Zeit für ein Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts, das diesem Spuk endlich das Ende bereitet.

sag ich doch... Unholy
Markus Klümper trilliput „Oh ja, habe BBC und andere britische Sender über östlichere Astras, das ist...“
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Wie, bzw. nach welchem Modell soll so etwas sinnvoll funktionieren? Vorschläge?

Ein Beispiel:
Einführung einer fiktiven Kopfpauschale i.H.v. 6 Euro im Monat für jedermann, OK?

Familie 1, nennen wir diese einfach Familie Hartz, besteht aus Männlein, Weiblein und sechs Kindern, hat einen Fernseher, ein Radio und leider auch nur einen PC. Auto iss nich mangels Masse.
Monatliche Rundfunkgebühr also rechnerisch 6x8=48 Euro.

Familie 2, nennen wir diese einfach Familie Gates, besteht aus Männlein, Weiblein und einem Kind, besitzt, zusätzlich zur im Wohnzimmer befindlichen Multimediaausstattung mit Surround, in jedem der fünf Schlafzimmer jeweils einen Fernseher, eine Highfianlage und einen PC. Außerdem natürlich in jedem der vier Fahrzeuge je eine komplette Mutimediaanlage.
Monatliche Rundfunkgebühr also rechnerisch 6x3=18 Euro.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass derjenige der eine derartige Kopfpauschale einführen möchte sich dann auch Gedanken um seinen eigenen Kopf machen müsste. ;)
Gruß
hugo



Ich habe das mal aus dem Zusammenhang gerissen, damit es noch wahrgenommen wird.

Das oben genannte Rechenbeispiel ist zwar plausibel, ist aber reichlich extrem. Zum einen zahlt Familie Gates auch heute nicht für jeden Fernseher sondern i.d.R. pauschal für den Haushalt. Sogar die Beträge decken sich in etwa mit dem was heute so bezahlt wird.

Was Familie Hartz betrifft: Die Situation lässt sich leicht entschärfen, z.b. mit GEZ-Pflicht ab einem bestimmten Alter (gibts eh schon) und Befreiung für Hartz4ler oder andere Menschen, die durch ihre Lebensumstände mies dran sind (gibts auch schon).

Allerdings glaube ich nicht, daß eine reiche Familie wesentlich mehr Geräte hat aös die Hartzen´s. Im Gegenteil. Was sich in deutschen Sozialabstiegsvierteln in der Schrankwand stapelt geht auf keine Kuhhaut mehr. Das allerdings nur wenig Radio gehört wird und ÖR selten auf dem Plan steht ist eine andere Sache.

Ganz nebenbei dürfte eine reiche Familie wie die o.g. eine Hartz-Familie kräftig mitfinanzieren, da sind ein paar Privilegien erlaubt. Und solange es in manchen Mietskasernen riecht wie in einem Tabakladen nach nem Brandanschlag scheint es denen dort so schlecht noch nicht zu gehen. Bevor Missverständnisse entstehen: Ich möchte nix polemisches über Bezieher von Sozialleistungen sagen. Da gibts genug arme Schweine, die trotz Bemühen und Fleiß nicht auf die Beine kamen, auch die Leistungssätze sind knapp. Aber nicht ZU knapp um davon einigermaßen menschenwürdig zu leben und offenbar nicht zu knapp um davon zu qualmen.

Bevor es hier entgültig off topic geht möchte ich noch anmerken, dass die Familien mit einem Facharbeitergehalt und einer halben Putz- oder Verkäuferstelle ihr kleines Häuschen und ihre drei Kinder am heftigsten gekniffen sind. Denn die bekommen keine Unterstützung, Wenn dann noch ein- oder zwei Kinder in der Heimat studieren und bei den Eltern wohnen, wirds teuer. Denn dann leben die streng genommen mit 4 GEZ-Pflichtigen in einem Haushalt. Das kannste mal ausrechnen...