Hallo zusammen!
Es ist ja nun schon eine ganze Weile her, dass DRM und Kopierschutz, lange Zeit als alleinseligmachendes Mittel gegen Raubkopien angesehen, bei der Musikindustrie in Ungnade gefallen sind. Somit schien es an der Zeit für eine kurze Zwischenbilanz: http://www.golem.de/0908/68813.html
Demnach hat der DRM-Wegfall den Absatz digitaler Downloads *nicht* vorangebracht - scheinbar. Nur, wer weiß denn genau, wie schlecht es um die Absatzzahlen stünde, wäre DRM immer noch nicht vom Tisch? Diese Zahlen werden wir nie erfahren. Vielleicht ist diese Stagnation indirekt sogar positiv zu werten - als gebremste Talfahrt.
Nebenbei, und das ist jetzt ein Aspekt, den wohl nur wahrhaft Musikbegeisterte nachvollziehen können: Mich hat es gefreut zu lesen, dass der Absatz von Musik-Alben deutlich angezogen hat. Ich will das nicht überbewerten, aber wenn das längerfristig anhält, könnte es bedeuten, dass das Album wieder stärker als das wahrgenommen wird, was es eigentlich sein soll, nämlich ein "Gesamtkunstwerk" und nicht etwa ein lieblos zusammengeschustertes Sammelsurium von Einzeltracks.
Ich kann schließlich auch nicht zum Bäcker gehen und sagen, Ihr Kuchen interessiert mich einen Dreck, ich kaufe nur die Rosinen... diese Herauspickerei war mir schon immer zuwider.
Das bitte ich keinesfalls als Kritik an den Konsumenten zu verstehen, im Gegenteil. Eher sehe ich als Schuldige an dieser Entwicklung die MI, die nur um des schnellen Euro willen viel zu viele schwache, mit der heißen Nadel gestrickte uninsprierte Alben herausgebracht hat, Backrezept: Ein paar Radio-Dauer-Dudel-Hits plus etwas musikalisch substanzarmer Spachtelmasse zum Auffüllen der Albumlänge.
CU
Olaf
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Hi Frank, schön dass es doch noch Mitstreiter pro Albenbesitz gibt...
Ich setze noch eins drauf: Ich sammele sogar komplette Diskografien. Von Künstlern, die diese Bezeichnung wirklich verdienen, wie Squarepusher oder Autechre, trachte ich danach, möglichst alles zu besitzen. Manchmal entpuppen sich einzelne schwächere Alben auf lange Sicht sogar als besonders stark, gute Musik will mitunter reifen wie Wein.
Ein ganz tolles Beispiel aus dem klassischen Bereich: Das schwedische Label BIS bringt seit 2007 eine Edition mit sämtlichen Werken des finnischen Komponisten Jean Sibelius heraus. 13 Volumes mit jeweils 4-6 CDs sind geplant, abgeschlossen bis 2010, thematisch geordnet, ein Volume widmet sich jeweils einer Werkgattung, also z.B. Orchesterwerke, Kammermusik, Klaviermusik, Lieder etc. Noch im August soll Volume 9 erscheinen, ich bin schon gespannt wie ein Flitzbogen.
Besonderer Clou dieser Edition: Stellt man alle 13 Boxen nebeneinander, so ergeben sie ein finnisches Landschaftspanorama mit zwei Vögeln über einem See und einem Wald im Hintergrund. Damit nicht genug: Jede Box trägt außerdem einen Buchstaben, so dass man den Namen J-E-A-N-_-S-I-B-E-L-I-U-S lesen kann. Genial :-)
An DRM habe ich mir von Anfang an nicht die Finger schmutzig gemacht. Mir ist die Vorstellung äußerst unsympathisch, "meine" Musik nur dann hören zu können, wenn ich gerade online bin. Nichts gegen das Internet, ganz im Gegenteil, aber das geht nun wirklich gar nicht.
CU
Olaf