Ich möchte mich entschieden gegen allzu düstere Prognosen aussprechen. Solche Verläufe gibt es natürlich, das muss aber nicht so sein, und man sollte auch nicht gerade die zum Maßstab nehmen. Man kann und darf zu jedem Zeitpunkt eine Besserung für möglich halten.
Wie ich in der Verwandtschaft selbst miterleben konnte, können psychische und Stressfaktoren eine entscheidende Rolle spielen, und das ist ja beeinflussbar. Nachdem ein wesentlicher "Stressfaktor" weggefallen war, war bei der betroffenen Seniorin auch der jahrelange Tinnitus bald weg. Nicht etwa nur besser, sondern richtig weg. Und ist auch nicht wieder gekommen, wie man rückblickend aus mehr als 10 Jahren Abstand sagen kann.
Es ist also Unsinn, pauschal zu sagen, dagegen könne man nichts machen und müsse damit leben. Natürlich kann es sehr hilfreich sein, die Störung zu akzeptieren, sie als einen momentanen Teil seiner selbst anzunehmen und einen möglichst konstruktiven Umgang damit zu finden. Das ist aber nicht das selbe wie "sich damit abfinden" - diese feine Unterscheidung ist wichtig. Das eine ist aktive "Aneignung" und produktiv, das andere ist Resignation und unproduktiv.
BTW, exakt das selbe hätte ich übrigens auch über Migräne schreiben können - ebenfalls aus Erfahrung im eigenen Umfeld.
Noch was Allgemeines: Tinnitus ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Bei den ersten Anzeichen sollte schnellstmöglich eine gründliche medizinische Abklärung erfolgen, da die Möglichkeit irreversibler Schädigungen des Hörsystems mit der Dauer einer "Verschleppung" zunehmen kann.
Gruß, Manfred