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Un-CD

Fetzen / 27 Antworten / Flachansicht Nickles

Ich hatte vor 14 Tagen ausnahmsweise meine Abneigung gegen die Musikindustrie kurzzeitig überwunden, um mir einen neuen Tonträger zu zulegen.
An dem Tag war mir ein bischen melodramatisch, was der einzige Punkt ist, warum ich mir den Kauf erklären kann. Egal, wer schon mal als einziger Deutscher mehrere Tage mit 6 Türken und 2 Rumänen auf 40 Quadratmetern gearbeitet hat, kann das vielleicht nachvollziehen. ;) Man fühlt sich ein klein wenig einsam und denkt sich, dass ein paar flotte Rythmen die Nacht erträglicher werden lassen. Russisch, Türkisch, Polnisch, "Jugoslawisch", Arabisch, Rumänisch (Sächsisch stünde auch zur Wahl) und Ungarisch zu lernen ist mir etwas zu aufwändig.
Nachdem ich also wieder diesen glorreichen Aussichten entgegensah, wollte ich die CD auf meinen Archos rippen. Ging auch einwandfrei, das böse Erwachen kam, als ich mir die Musik zu Ohren führen wollte. Nur in Sekundenbruchstücken drauf. Zum Umtauschen ist es zu spät, allerdings möchte ich auf dem Wege ein paar Leute davor warnen die CD zu kaufen, da sie sich in meinem DVD-Brenner und im Auto nicht abspielen lässt.
After Forever Titel: Remagine, ist so ein bischen gruftimässig.
Der Copierschutz wird nirgendwo erwähnt, weder auf der Papphülle, noch im Booklet, noch auf der CD.
Nebenbei, was würdet ihr davon halten, mal eine Liste auf Nickles anzulegen. Dann kann man sich schon vorher informieren, bevor man überhaupt daran denkt sich neue Musik zu holen.

|dukat| Azrael2004 „Hallo, hab auch meine Erfahrungen mit dieser CD gemacht. Konnte Sie nichtmal auf...“
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Da möchte ich doch mal eine ganz andere Perspektive einwerfen.
Jahrtausendelang war Kunst, vor allem die Musik und Lyrik eine brotlose Kunst.
Die bestmögliche Anstellung für einen Musiker im Mittelalter war der Job eines Hofmusikers/Hofnarrs, der mit einfacher Verpflegung zufrieden zu sein hatte.

Der "Künstler" schuff seine Werke, weil es seine Passion war und vor allem ihn persönlich erfüllte. Die größtmögliche Ehre die ihm zuteil wurde, war eine große Verbreitung seiner Werke und damit verbunden die Anerkennung seiner Leistung durch die Masse. Aber nicht um damit Reich zu werden. Was zuvor immer durch Abschriften, und mündliche Tradierung überliefert wurde, konnte erst kommerzialisiert werden, nachdem ein paar findige Raffzähne die Vorteile erkannten, die die industrielle Revolution und die damit verbundene Massenproduktion von Tonträgern mit sich brachte. Die technischen Gegebenheiten erlaubten für ein Jahrhundert zwar die Produktion, aber nicht das Kopieren der Werke. Ein riesen Markt enstand, der durch eben ähnliche Gegebenheiten nun wieder zusammenbricht - den technischen Fortschritt.
Das bedeutet im wesentlichen, daß es sich für Leute wie Britney Spears eben vielleicht nicht mehr so sehr lohnt, uns mit ihrem akkustischen Durchfall zu vergewaltigen. Trotzdem jetten diese Leute immer noch durch die Gegend und baden in Geld. Dank der Musikindustrie, die diese Personen aggressiv vermarktet und bewirbt. Ich seh da aber kein Problem, wenn die ein paar Mark weniger bekommen. Und wenn die Musikindustrie zusammenbrechen würde, dann würden vielleicht wieder wirklich passionierte Musiker mehr Aufmerksamkeit bekommen, weil sie nicht durch durch aggressive Vermarktungsmethoden der Industrie für einige Wenige an den Rand der Aufmerksamkeit gedrängt werden. Der Livemusik als akkustisches Einzelerlebnis wird die Zukunft gehören.

Wie ich das auch für mich beleuchte, ich kann am Kopieren von Musik nichts schlimmes finden. Das was da zur Zeit im Rahmen der Musikindustrie betrieben wird, empfinde ich nicht als erhaltenswert.
Und ich denke langfristig werden die hohen Gewinne auch nicht mehr gehalten werden können. Die Musikindustrie ist im Niedergang begriffen. Unausweichlich.