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Miete gesenkt – trotzdem Profit erhöht

schuerhaken / 30 Antworten / Flachansicht Nickles

Eine Verwandte hatte 1960 aus einer großen Erbschaft heraus zehn Häuser mit je acht Wohneinheiten gebaut. Dabei wurden zwei Drittel der Baukosten auf 25 Jahre finanziert.

1985 liefen die monatlichen Raten für den Kredit aus. Insofern erhöhte sich der „Gewinn“ aus den Mieteinnahmen um die eingesparten Tilgungen.

Das eingesparte Kapital aus den wegfallenden Tilgungen wurde jedoch in Rücklagen für spätere Sanierungen und Modernisierungen geschoben. Diese Maßnahmen wurden Anfang 1995 in Angriff genommen und Ende 1999 abgeschlossen. Dabei wurden je zwei Wohnungen auf einer Etage zu einer größeren Wohnung zusammengefasst. Teilweise wurden Wände entfernt und Räume durch anders eingezogene Wände neu gestaltet. Sämtliche Decken wurden abgehängt. Die gesamte Versorgung mit Elektrik und Wasser wurde neu gelegt. Überall gab es die notwendigen Anschlüsse für Herd, Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner. Für Warmwasser in Küche und Bad sorgte ein zentraler Durchlauferhitzer. In allen Kelleräumen wurde brauchbare Elektrik verlegt. Hinzu kamen für alle Wohnungen zeitgemäße Gegensprechanlagen und von außen zugängliche große Briefkästen. Sämtliche Baumaßnahmen ließen sich aus den Rücklagen und einigen Förderbeträgen bequem finanzieren, so dass neue Bankkredite nicht notwendig wurden.

In sämtlichen Wohnungen wurde Kabel-TV ermöglicht, wozu mit einem Betreiber ein Rahmenvertrag geschlossen wurde, der die Mieter nur mit einer wesentlich geringeren Gebühr belastete, als diese bei Einzelverträgen angefallen wäre.

Anlässlich der Abschlüsse von Verträgen für die modernisierten und wesentlich größeren Wohnungen wurden die Mieten deutlich gesenkt. Für eine jetzt größere und moderne Wohnung wurde ein Mietzins festgelegt, der nur zwei Drittel dessen beträgt, was zwei kleinere, unsanierte und jetzt zusammen gelegte Wohnungen gekostet hätten. Mietvorauszahlungen wurden nur in dem Maße erhöht, wie es die Vorauszahlungen für anfallende Nebenkosten notwendig machte.

Der Mietzins für modernen Wohnraum wurde also um 33 Prozent niedriger festgelegt als die vorherige Miete für unsanierte Wohneinheiten. Trotzdem stieg der Rohgewinn gegenüber dem Zeitraum, in dem Bankkredite bedient werden mussten, sehr erheblich. Und zwar derart, dass sich aus den Überschüssen zusammen mit dem Überschuss aus vorherigen Rücklagen und unter Einbeziehung eines geringfügigen Bankkredites in ruhiger Wohnlage an einer Sackgasse auf großen Grundstücken drei Einfamilienhäuser finanzieren ließen, von denen zwei vermietet sind. Die Mieteinnahmen aus den zwei vermieteten Häusern reichen mehr als aus, um den Bankkredit für alle drei Häuser zu bedienen.

Dies alles teile ich gerne mit, damit sich jeder einmal Gedanken darüber machen kann, was der Mietzins für Eigner und Mieter von Wohnraum unter bestimmten Bedingungen bedeuten mag. Mir sind zahlreiche Häuser bekannt, bei denen schon seit Jahrzehnten sämtliche Banklasten abgetragen sind, für die aber – ohne Sanierung – weiterhin laufend erhöhte Mieten verlangt werden, als wären die Häuser noch mit den entsprechenden Baukrediten belastet. Was zuvor an Tilgungen und Zinsen an die Banken floss, wandert nun seit Jahrzehnten über die Eigenkapitalverzinsung hinaus als zusätzlicher Profit in die Taschen der Hauseigentümer.

Mit welchem Recht?

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schuerhaken mawe2 „Der Markt macht die Preise. Wenn Du eine Immobilie in einer ...“
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...erst dann richtig zu bewerten, wenn man wüsste, wo sich die in Rede stehende Immobilie überhaupt befindet.

Zum ALDI sind es rund 300 Meter, zu LIDL rund 800 Meter, zu REWE sind es 1,2 Kilometer, zur nächsten Bushaltestelle 200 Meter, zur Bundesbahn unter 1 Kilometer, ein Spielplatz gehört zu den Mietobjekten, nicht weit entfernt ist ein Park, direkt daneben ein sehr gepflegter städt. Friedhof. Kirchen sind rund 500 Meter entfernt. 
Zur Autobahn mit guten Verzweigungen in alle Himmelsrichtungen sind es 5 Kilometer, zu einem internationalen Flughafen ist es mit Bahn oder Auto rund eine halbe Stunde.

Die drei Einfamilienhäuser befinden sich allerdings "weit draußen" in Waldrandlage und bedingen sehr gute Mobilität. In der Umgebung sind viel Wald und Wiese und zwei Reitställe zu finden; dazu eine urige "Bauernwirtschaft" mit sehr guter Küche und guten Parkmöglichkeiten an einem Bach. Insgesamt könnte man das als "Erholungsgebiet" bezeichnen, weil es auch sehr viele Wanderwege gibt. 

In der Stadt selbst gehört mehr als die Hälfte aller Häuser Wohnungsbaugesellschaften mit rüden Usancen und ständig steigenden Mieten sowie oft sehr zweifelhaften "Nebenkosten". Nur eine genossenschaftliche eG ist davon ausgenommen und verhält sich fair. 

Die gegenwärtige Niedrigzinsphase ist kein Maßstab und garantiert keinen auf Dauer preisgünstigen Bau oder Erwerb. 
Bislang war es so, dass ein Häuslebauer bei dem üblichen Finanzierungsrahmen auf seinen Kredit in realer Kaufkraft rund 50 Prozent an Zinsen auf den finanzierten Teil des Preises draufzahlen musste. 
Ist das Haus dann abgezahlt, reicht die ersparte fiktive Miete meist nicht aus, eine vernünftige Verzinsung des investierten Gesamtkapitals darzustellen. Von den Kosten für Nachrüstungs- oder Erneuerungsarbeiten (z.B. Heizungsanlage) reden wir am besten gar nicht erst wie auch von den kommunalen Steuern und Gebühren, die nicht selten recht saftig sind. 

Einmal im Leben hatte ich selbst mit einem Neubau (Endhaus bei einem 3er Reiheneigenheimbau) zu tun und war dann froh, als ich mich von dem Objekt dann doch lieber trennen konnte, um "frei" zu sein. .

Was wohl kaum besonders aufgefallen ist:

  • Die Mieten laufen bei üblichen Erhöhungen auch dann so weiter, als wäre eine Baufinanzierung über die Mieten mit abzulösen, wenn die Finanzierung längst ausgelaufen ist.
  • War schon vorher in der gezahlten Miete auch ein Profit für den Eigentümer enthalten, erhöht sich dieser Profit um die weggefallenen Tilgungsleistungen. 

Dieser Profit kann nun dazu benutzt werden, weitere Immobilien zu finanzieren. 

  • Haust man in einer Wohnung, die durchaus modern und zeitgemäß sein kann, aber älter als 25 oder 30 Jahre alt ist, kann man sicher sein, dass man mir seiner Miete andere (Bau- oder Erwerbs-)Maßnahmen finanziert, mit den man nichts zu tun hat und von denen man selbst keinen Nutzen hat. 

DAS ist der Kern meiner Darstellung.
Natürlich habe ich das Thema "wachsen" lassen und die Katze teilweise noch im Sack gehalten. 

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Für den Spaß an der Freud': 
http://nrodl.zdf.de/none/zdf/12/12/121211_risiko_wip_1596k_p13v9.mp4
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DANKE! MfG gelöscht_321652