Off Topic 20.172 Themen, 223.888 Beiträge

Miete gesenkt – trotzdem Profit erhöht

schuerhaken / 30 Antworten / Flachansicht Nickles

Eine Verwandte hatte 1960 aus einer großen Erbschaft heraus zehn Häuser mit je acht Wohneinheiten gebaut. Dabei wurden zwei Drittel der Baukosten auf 25 Jahre finanziert.

1985 liefen die monatlichen Raten für den Kredit aus. Insofern erhöhte sich der „Gewinn“ aus den Mieteinnahmen um die eingesparten Tilgungen.

Das eingesparte Kapital aus den wegfallenden Tilgungen wurde jedoch in Rücklagen für spätere Sanierungen und Modernisierungen geschoben. Diese Maßnahmen wurden Anfang 1995 in Angriff genommen und Ende 1999 abgeschlossen. Dabei wurden je zwei Wohnungen auf einer Etage zu einer größeren Wohnung zusammengefasst. Teilweise wurden Wände entfernt und Räume durch anders eingezogene Wände neu gestaltet. Sämtliche Decken wurden abgehängt. Die gesamte Versorgung mit Elektrik und Wasser wurde neu gelegt. Überall gab es die notwendigen Anschlüsse für Herd, Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner. Für Warmwasser in Küche und Bad sorgte ein zentraler Durchlauferhitzer. In allen Kelleräumen wurde brauchbare Elektrik verlegt. Hinzu kamen für alle Wohnungen zeitgemäße Gegensprechanlagen und von außen zugängliche große Briefkästen. Sämtliche Baumaßnahmen ließen sich aus den Rücklagen und einigen Förderbeträgen bequem finanzieren, so dass neue Bankkredite nicht notwendig wurden.

In sämtlichen Wohnungen wurde Kabel-TV ermöglicht, wozu mit einem Betreiber ein Rahmenvertrag geschlossen wurde, der die Mieter nur mit einer wesentlich geringeren Gebühr belastete, als diese bei Einzelverträgen angefallen wäre.

Anlässlich der Abschlüsse von Verträgen für die modernisierten und wesentlich größeren Wohnungen wurden die Mieten deutlich gesenkt. Für eine jetzt größere und moderne Wohnung wurde ein Mietzins festgelegt, der nur zwei Drittel dessen beträgt, was zwei kleinere, unsanierte und jetzt zusammen gelegte Wohnungen gekostet hätten. Mietvorauszahlungen wurden nur in dem Maße erhöht, wie es die Vorauszahlungen für anfallende Nebenkosten notwendig machte.

Der Mietzins für modernen Wohnraum wurde also um 33 Prozent niedriger festgelegt als die vorherige Miete für unsanierte Wohneinheiten. Trotzdem stieg der Rohgewinn gegenüber dem Zeitraum, in dem Bankkredite bedient werden mussten, sehr erheblich. Und zwar derart, dass sich aus den Überschüssen zusammen mit dem Überschuss aus vorherigen Rücklagen und unter Einbeziehung eines geringfügigen Bankkredites in ruhiger Wohnlage an einer Sackgasse auf großen Grundstücken drei Einfamilienhäuser finanzieren ließen, von denen zwei vermietet sind. Die Mieteinnahmen aus den zwei vermieteten Häusern reichen mehr als aus, um den Bankkredit für alle drei Häuser zu bedienen.

Dies alles teile ich gerne mit, damit sich jeder einmal Gedanken darüber machen kann, was der Mietzins für Eigner und Mieter von Wohnraum unter bestimmten Bedingungen bedeuten mag. Mir sind zahlreiche Häuser bekannt, bei denen schon seit Jahrzehnten sämtliche Banklasten abgetragen sind, für die aber – ohne Sanierung – weiterhin laufend erhöhte Mieten verlangt werden, als wären die Häuser noch mit den entsprechenden Baukrediten belastet. Was zuvor an Tilgungen und Zinsen an die Banken floss, wandert nun seit Jahrzehnten über die Eigenkapitalverzinsung hinaus als zusätzlicher Profit in die Taschen der Hauseigentümer.

Mit welchem Recht?

bei Antwort benachrichtigen
mawe2 gelöscht_321652 „So langsam kommt die Katze aus dem Sack. Doch als Haus und ...“
Optionen
die Investoren werden nur ungern auf ihr gut verdientes Geld verzichten und denen gehören die Objekte nun mal und die machen die Preise.

Der Markt macht die Preise.

Wenn Du eine Immobilie in einer unattraktiven Gegend besitzt, kannst Du als Vermieter froh sein, wenn sich überhaupt ein Mieter findet. Da ist mit regelmäßiger Mieterhöhung nicht viel zu machen.

Wenn sich die Immobilie aber in einer Stadt befindet, wo die Nachfrage das Angebot regelmäßig übersteigt, dann steigen eben auch die Preise. Das ist völlig normal.

Von daher wäre der Fall, den schuerhaken schildert, erst dann richtig zu bewerten, wenn man wüsste, wo sich die in Rede stehende Immobilie überhaupt befindet. Aber genau diese Info sehe ich in seinem Beitrag nicht.

Außerdem kann eine Senkung um x % auch bedeuten, dass vorher schon unverschämt (überdurchschnittlich) hohe Mieten verlangt wurden, die nun eben an die ortsüblichen Mieten angepasst wurden. Hier nur die prozentuale Verringerung des Preises zu erwähnen sagt also im Prinzip gar nichts aus.

So lange also Ort und absoluter m²-Preis nicht genannt werden, ist der ganze Beitrag billige Polemik - nichts weiter. Schuerhakens mathematische Kunststückchen sind im Journalismus oft anzutreffende Versuche, mit scheinbar "harten" Zahlen die Realität völlig verfälscht darzustellen.

(siehe auch: http://www.amazon.de/Lügen-mit-Zahlen-Statistiken-manipuliert/dp/345360248X )

Die Krönung der Absurdität ist dann noch die Erwähnung der Reduzierung Betriebskostenvorauszahlung, die weder mit den Mieteinnahmen des Vermieters noch mit den tatsächlichen Betriebskosten (nach Ablauf des Jahres) zu tun haben sondern eben nur eine Vorauszahlung ist. Wer weniger vorauszahlt, muss hinterher mehr nachzahlen.

Gruß, mawe2

bei Antwort benachrichtigen
DANKE! MfG gelöscht_321652