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Wenn ich reich wäre, hätte ich jetzt schlaflose Nächte.....

sandra0172 / 38 Antworten / Flachansicht Nickles

....denn ich bin nicht sicher, ob es richtig oder falsch ist für Pakistan zu spenden.

Bis gestern vertrat ich noch den Standpunkt, ich gebe mein Geld nicht her, damit islamische Terroristen neue Waffen kaufen und Schulungslager bauen können, und wer Geld für die Atomwaffenentwicklung hat, der kann sich selbst helfen.

Dies war allerdings viel zu pauschal und ohne genauere Kenntnis der Materie gedacht.

Inzwischen bin ich da nämlich nicht mehr so sicher, denn ich glaube mittlerweile, wenn man nicht an eine speziell für Pakistan gegründete Hilfsorganisation spendet, sondern an eine Organisation, die direkt vor Ort vertreten ist, wie zum Beispiel an das DRK, landen diese Mittel direkt da, wo sie hingehören, nämlich bei den Bedürftigen, von denen ohne westliche Hilfe vermutlich sehr viele sterben würden.

Nun kommt wieder die andere Seite, die da sagt, duch z. B. Nahrungsmittelkauf vor Ort unterstützt man aber indirekt die Taliban - ja, vermutlich ist das so, aber soll man tausende Kinder und Erwachsene vor die Hunde gehen lassen und das Ganze dann als Kollateralschaden bezeichnen, nur weil wir langsam, was den Islam angeht, zu genauso fanatischen Gegnern werden, wie die Moslems unsere sind?
Ich finde, nein, denn damit sind wir nicht besser als die, die uns wegen unseres Glaubens oder Unglaubens verurteilen.
Und die Leidtragenden sind wieder mal die Ärmsten der Armen.
Das kann so nicht richtig sein.

Das ich überhaupt nachdenken muss, bevor ich mich entschließe zu helfen, hätte ich in anderen Fällen als armselig bezeichnet - in diesem Fall aber nicht.

Ich habe einige Jahre ehrenamtlich in einer Hilfsorganisation gearbeitet und empfand das als sinnvoll und befriedigend.
Ich habe auch eine andere große Organisation finanziell unterstützt und empfand dies als gut und richtig.

Ich werde auch für Pakistan etwas spenden, aber ich werde es zum ersten Mal angespannt, unsicher und mit gemischten Gefühlen tun.



Liebe Grüße
Sandra

Wir gehen mit unserer Welt um, als hätten wir noch eine Zweite im Kofferraum! (Jane Fonda)
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: Gefällt mir. Indronil Ghosh
gelöscht_301121 sandra0172 „Wenn ich reich wäre, hätte ich jetzt schlaflose Nächte.....“
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Hallo Sandra,

Pakistan ist immer noch ein Land mit quasi halb-feudalen Strukturen. Die politische, wie auch die wirtschaftliche Macht ist in den Händen von einigen wenigen reichen Familien. Außerdem ist dort die Korruption weit verbreitet.

Die Mitglieder dieser reichen Familien leiden ganz sicher nicht unter den Folgen der Flutkatastrophe, es sind die Millionen von Kleinbauern, die ihre Ländereien von den Großgrundbesitzern gepachtet haben, sowie Tagelöhner, kleine Händler usw. Diese Menschen sind auf Hilfe von außerhalb angewiesen, denn die Reichen kümmern sich nur um sich selbst, ihre Sippschaft und um ihre (ebenfalls reichen) Freunde.

Die Taliban sind nicht das eigentliche Problem Pakistans - es sind die eigenen "Landsleute", die das Land ausbeuten. Ich war zweimal (1999 & 2006) dort und habe auch mit den Menschen in Norden Pakistans geprochen. Im Swat Tal, das ja eine der schönsten und fruchtbarsten Gegenden ist, sagte mir ein Bauer:

Das Land gehört einer Familie aus Islamabad, die Pacht beträgt 50% seiner Ernte. Er könne seine Kinder nicht alle ernähren, geschweige denn, ihnen eine Erziehung geben. Sein ältester Sohn ist jetzt bei den Taliban, denn dort bekäme er Nahrung, Unterkunft, Geld und eine Art von Ausbildung - nicht gemeint ist damit das militärische, was natürlich im Vordergrund steht.

Und wer hat denn die Taliban überhaupt "ins Leben gerufen" ? Die USA damals gegen die Sowjetunion. Die haben denen Waffen und jede Menge Geld gegeben. Kann man alles (auch im Internet) nachlesen. Eine ganze Generation, von zumeist jungen Männern, hat überhaupt nichts anderes gelernt als Töten und Gewalt. Aber das führt hier zu weit und am eigentlichen Thema vorbei ..

Ich jedenfalls habe schon gespendet, allerdings hier in Hong Kong an CARE.

Grüsse
Michael

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