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GröFaZ-Reggae Chingachgok
gerhard38 luttyy „Lass mal Danny, das sind genau die Typen, die das Andenken dieser Killer und ihr...“
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Ich fand die Antwort von Danny gut und bin froh, dass er sich die Mühe gemacht hat, die Zahlen zu recherchieren. Die Frage hatte ich nämlich auch: Wieviele haben denn "kaltblütig einen Grenzer hinterrücks abgeknallt" im Vergleich zu jenen, die nur einfach weg wollten? Ich hätte auch eher vermutet, dass das ein Einzelfall war, der dann zum willkommenen Anlass genommen wurde, um dem "Schießbefehl" eine scheinbare Rechtfertigung zu geben. Es ist der Propaganda durchaus zuzutrauen, dass der Schießbefehl - u. a. - dem Schutz von Frauen und Kindern dienten, damit diese nicht in die Minenfelder stolpern.

Ich würde auch sagen: In einem Regime, das mich daran hindert, dieses Land zu verlassen und mich zu (mehrjährigem) Dienst in der Armee presst, da sind die Grenzer nicht nur jene, die das Land vor den bösen Feinden schützen, sondern zugleich auch Gefängniswärter für mich. Ein Gefängniswärter in einem Gefängnis, in das ich ohne Gerichtsverhandlung und ohne persönliche Schuld (sondern durch Geburt) gesteckt wurde, und der sich dafür hergibt - sei es aus persönlicher Überzeugung oder aus Feigheit vor allfälligen Konsequenzen -, so ein System auch noch mit Waffengewalt zu "verteidigen", ist nicht mein "Kamerad", auch wenn wir zu einem bestimmten Zeitpunkt die selben Uniformen tragen sollten. Ich glaube auch nicht, dass es ethisch von irgendeiner Relevanz ist, ob ich meinen Gefängniswärter "hinterrücks" oder "vorderrücks", "kaltblütig" oder "warmblütig" erschieße, wenn er sich meinem Fluchtversuch in den Weg stellt. Wenn es überhaupt ein Gut gibt, für das es gerechtfertigt ist, auch mit Waffengewalt und seinem Leben dafür einzutreten, dann das Gut der Freiheit, denn sonst könnte es sein, dass ich gezwungen werde, entgegen meiner Überzeugung mit Waffengewalt gegen andere vorzugehen.

Dass ein System wie die DDR, insofern (!) es sozialistische Ideale verwirklichen wollte, die auf Solidarität beruhen, bei offenen Grenzen nicht bestehen kann, wenn daneben ein kapitalistisches System problemlos alle leistungsfähigen Menschen abwirbt, indem es die egoistische Motive des Einzelnen nützt und befriedigt, ist auch klar: Mit den Idealen irgendwelcher Ideologie-Eliten hat man nicht zugleich auch ein ideales Volks, das da mitmacht. Blitzartige "Umschulung" zum idealistisch gesinnten Menschen ist nicht realisierbar. Insofern ist auch nachvollziehbar, dass so ein Regime - unter anderem - die Grenzen dicht machen muss.

Zwangsbeglückung, - egal womit, aber auch mit einem Arbeiterparadies -, ist halt immer ein Problem.

Gruß, Gerhard

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NAZIS in der DDR thomas71berlin