Für kleine Bands ohne dickes Bankonto wirds immer schwerer. Wo früher ein billiges Tape und ein Foto genügte, muß man inzwischen bereits eine möglichst radiotaugliche Aufnahme und eine gute Homepage vorweisen können, um überhaupt ernstgenommen zu werden.
Da Geld für Bands ohne Vertrag irgendetwas raschelndes ist, was man schon lange nicht mehr gesehen hat, wird man als Musiker zwangsweise zum Programmierer. :-)
Hier der link:
www.draft-music.de
Schaut euch doch mal bitte die Homepage an und sagt wie sie euch gefällt, bzw. nicht gefällt. Kann man das erstmal so lassen ?
Danke für alle Meinungen
Gruß
Eigene Homepage vorstellen 2.056 Themen, 12.085 Beiträge
Hi van Goehs,
da auch ich politisch nicht ganz desinteressiert bin, muss ich mich hier nochmal einklinken. Den meisten deiner Aussagen kann ich mich auch hier wieder anschließen; bei der Bewertung der "Mimikri-Taktik" sehe ich aber ein paar Dinge anders:
> eines der wesentlichen Merkmale neofaschistischer, rechtsradikaler Kreise, das sie mit ihrem Vorbildern gemeinsam haben,
> ist ja eben die Tatsache, dass sie sich NICHT verstecken. Sie brüllen ihre Überzeugungen stolz heraus.
> Sie tarnen sich nicht einmal (ersteinmal dort angekommen) in den Parlamenten. Sie schreien dann nur noch lauter.
Das ist nur zum Teil richtig. So verhalten sich Neonazis, so gebärden sich DVU und NPD.
Bedenke dabei aber, dass das nur die "Spitze des Eisbergs" der rechten Bewegung ist. Wenn du im Internet nach "Neuen Rechten" und ihren Strategien ("Kulturkampf") recherchierst, wirst du feststellen, dass es Kräfte gibt, die ideologisch vielleicht nicht ganz so radikal sind wie z.B. die NPD, und die sich in einigen Punkten etwas "moderner" oder "weltoffener" geben - dafür aber wesentlich intelligenter und subtiler vorgehen, um der Gesellschaft ihr Gedankengut einzupflanzen.
Ein "schönes" Beispiel dafür ist ein Werbefoto der Rechtsaußen-Gazette "Junge Freiheit": Es zeigt einen Mann in den Dreißgern im öko-linksliberal angehauchten Norwegerpulli-Naturburschen-Outfit, wie er mit wohlgefälligem Gesichtsausdruck in ein Exemplar dieser unsäglich reaktionären Wochenzeitung hineinpliert...
Ob eine Band wie Rammstein wirklich rechtsgerichtet ist oder ob ihre "Pseudo-Nazi-Ästhetik" nur ein aufgesetzter Marketing-Gag ist, vermag ich nicht zu sagen - im Grunde ist das auch gar nicht wichtig. So oder so machen sich diese Leute mit ihrem Auftreten zu "nützlichen Idioten" der Rechten, weil sie deren Ästhetik in der Mitte der Gesellschaft platzieren, das ist das Entscheidende. Und wenn die Ästhetik erstmal gesellschaftlich anerkannt ist, wer weiß - vielleicht werden dann auch die rechten Ideen dahinter zunehmend akzeptiert?
Ein typischer Neuer Rechter läuft mit weit ausgebreiteten Armen durch die Gegend und versucht sich alles einzuverleiben, was er in die Finger bekommt. Er wildert mit Vorliebe in der Domäne linksliberaler Strömungen, gibt sich so, als gehöre er dazu. Auftreten, Wortwahl, vielleicht auch Kleidungsstil, Popkultur - alles wird begierig aufgesogen und sich zu eigen gemacht.
Bei vielen Linken habe ich den Eindruck, dass sie genau die gegenteilige Strategie einschlagen: Alles, wo Rechte schon mal ihre Finger dranhatten, wird abgestoßen und in die Schmuddelecke abgeschoben. Dabei wird leider nicht beachtet, dass dieses undifferenzierte Vorgehen *IMHO* maßgeblich zu einem Erfolg des rechten Kulturkampfs beiträgt oder beitragen könnte.
Schlimmstenfalls könnte das nämlich dazu führen, dass alle linken, gemäßigten, moderaten Kräfte anfangen, sich gegenseitig zu misstrauen oder gar zu bespitzeln - der nette Bioladenkunde in der Strickjacke steht also erstmal unter Generalverdacht, schließlich könnte er u.U. ein ganz gefährlicher Agent Provocateur der Rechten sein... und das wäre wohl das Ende, wenn es erstmal so weit käme :-/
Um auf dRaft zurückzukommen: Der passagenweise (nicht durchgängig!) "martialisch" anmutende, wütige Sound von dRaft ist eine Erfindung aus der Alternative/NuMetal-Ecke - keineswegs von rechten Bands. Die aber meinen, einen solchen Sound für ihre Zwecke gut gebrauchen zu können und adaptieren ihn nur zu gerne - nicht nur, weil er in ihre Ästhetik zu passen scheint, sondern weil die meisten Menschen hinter wütendem Protestsound in der Popkultur immer noch eine *linke* Opposition vermuten. Eine bessere Tarnung kann man sich gar nicht wünschen...
Bleibt die Frage, wie man mit all dem umgehen soll. Eine Patentlösung im Umgang mit neorechten Unterwanderungsversuchen kann auch ich nicht anbieten - ich denke aber, dass der "gesunde Menschenverstand" auch hier der beste Ratgeber auf der Suche nach einem goldenen Mittelweg sein wird. Also wachsam und kritisch bleiben, die Aktivitäten der Rechten genau beobachten und sich dabei nicht zu einseitig auf die NPD einschießen - manch andere sind subtiler und politisch gefährlicher.
Aber auch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und voreilig andere als rechtslastig abstempeln, weil sie einer kulturellen Strömung nahe stehen, die die Rechten für sich zu vereinnahmen suchen. Nach allem, was ich von dir auf Nickles gelesen habe, nehme ich dir ohne weiteres ab, dass du mit den Rechten nichts am Hut hast, und das gilt auch für deine Freunde von dRaft. Genau so wenig, wie ich mir "meinen Wagner" vermiesen lassen werde, nur weil die Rechten ihn für sich reklamieren (auch wenn er selbst daran nicht ganz unschuldig ist :-/), solltet ihr euch von eurem musikalischen Weg abbringen lassen.
Alles andere wäre für die "Neuen Rechten" ein großer Etappen-Triumph, den man ihnen einfach nicht gönnen sollte.
CU
Olaf