Prima, was nun noch so alles von dem fetten Saumagenfresser bekannt wird.
Schon 1988 hat Gorbatschow in einem Geheimgespräch Kohl die Wiedervereinigung angeboten, was Kohl dann aber strikt abgelehnt hat.
Seine politische Führungsrolle wäre in dem Moment in akute Gefahr geraten, wenn er sich einer gesamtdeutschen freien Wahl hätte stellen müssen.
Machtgeilheit geht eben immer noch über alles.
Gute Nacht Deutschland !
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INTERVIEW / Kohl-Biograph meldet Zweifel an
Nicht Kanzler der Einheit
Karl Hugo Pruys korrigiert bisherige Darstellung
Mit einem neuen Buch sorgt Karl Hugo Pruys für Aufsehen: Der ehemalige Pressesprecher beim CDU-Bundesvorstand und Kohl-Biograph zweifelt an der Rolle des früheren Bundeskanzlers und behauptet, Helmut Kohl habe den Titel des Kanzlers der Einheit nicht verdient.
• Helmut Kohl gilt als Kanzler der deutschen Einheit. In Ihrem neuen Buch widersprechen Sie dieser Einschätzung. Wie begründen Sie das?
KARL HUGO PRUYS: Kohl hat seit 1977 versucht, das Ziel der deutschen Einheit sogar aus dem CDU-Parteiprogramm zu tilgen. Später hat er alle Hinweise von politischen Freunden in den Wind geschlagen, die ihn auf die Absichten Moskaus, Deutschland zur Vereinigung zu verhelfen, aufmerksam machen wollten. Im Oktober 1988 bot ihm der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow in einem vertraulichen Gespräch die Einheit an. Kohl lehnte ab. Das ist bisher nicht bekannt geworden, weil auch ich meine Kenntnisse vom russischen Protokoll habe, auf das ich weder offiziell noch inoffiziell hinweisen durfte. Kohl erhöhte etwa zur gleichen Zeit die Transitpauschale an die DDR von rund 500 auf beinahe 900 Millionen Mark. Und garantierte sie für zunächst zehn weitere Jahre.
• Was mag Kohl bewogen haben, so zu handeln? Schließlich war mit dem Fall der Mauer der Untergang der DDR doch programmiert.
PRUYS: Kohl hat in seinem Bericht zur Lage der Nation am 8. November 1989 die Ostberliner Machthaber nicht etwa dazu aufgerufen, die Mauer niederzureißen, wie dies beispielsweise US-Präsident Ronald Reagan zuvor getan hatte. Nein, der Bundeskanzler bot der SED eine völlig neue Dimension von Wirtschaftshilfe für den völlig hypothetischen Fall an, dass sie auf ihren Monopolanspruch verzichtet. Er bewies damit nur, dass er die Zeichen der Zeit nicht erkannte. Kohl hatte für seine demonstrative Blindheit gegenüber den nahenden Ereignissen nur einen einzigen Grund: Seine politische Führungsrolle in Deutschland werde in dem Augenblick in akute Gefahr geraten und ihm womöglich weggenommen, da er sich einer freien gesamtdeutschen Wahl stellen müsste. Deshalb wollte er die Einheit ignorieren. Er glaubte lange nicht an einen Wahlsieg, und so berauschend ist es für die CDU dann am 2. Dezember 1990 ja auch nicht gekommen.
• Wie verlässlich und gesichert sind Ihre Informationen?
PRUYS: Alle sind durch Aussagen namhafter Zeitzeugen gesichert, besonders die Mitteilung des ehemaligen deutschen Botschafters in Moskau, Andreas Meyer-Landrut, und die Darlegungen meines Freundes Jürgen Sudhoff, einst Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und enger Vertrauter von Außenminister Hans Dietrich Genscher. Vor allem muss geklärt werden, was mit dem Bericht des Botschafters an die Bundesregierung vom Frühling 1989 geworden ist. Darin teilt Meyer-Landrut „die unmittelbar bevorstehende Vereinigung" mit. Niemand in Bonn habe auf seinen Bericht reagiert, schrieb er mir. Meyer-Landrut wurde alsbald auf den Posten eines Staatssekretärs versetzt.
• Weshalb spielen die von Ihnen jetzt dargelegten Fakten in Ihrer ersten Kohl-Biographie keine Rolle?
PRUYS: In meiner Kohl-Biographie von 1995 habe ich einige Andeutungen gemacht. Ich wollte später auf das Thema zurückkommen, um nicht die Lebensbeschreibung des „schwarzen Riesen" auf diesen Punkt einzuschränken.
• Sie standen Helmut Kohl wohl auch persönlich eine Weile recht nahe. Was hat Sie bewogen, nun dieses kritische Buch auf den Markt zu bringen?
PRUYS: Ich habe Kohl gemocht. Am Ende aber nicht sein für ihn typisches Versteckspiel vor der Geschichte. Wir schulden der Geschichte ungeschmälerte Aufrichtigkeit. Die hat Kohl vermissen lassen. Ich glaube nicht, dass er im tiefsten Herzen die Einheit nicht gewollt hätte. Aber sie sollte seinem Status als „Staatsmann" nicht hinderlich sein. Den Titel „Kanzler der Einheit" verdient er deshalb nicht.
Karl Hugo Pruys: Helmut Kohl - Der Mythos vom Kanzler der Ein
heit, be.bra-Verlag Berlin, 136 Seiten, 16,80 Euro.