Stretchen ist überflüssig
Dehnungsübungen beim Sport haben kaum einen positiven Effekt, ergab eine neue Untersuchung. Das Stretchen kann demnach Muskelkater nicht verhindern und schützt bloß unerheblich vor Verletzungen.
All jene Menschen, die auf die lästigen Dehnübungen beim Sport verzichten, können dies fortan ohne schlechtes Gewissen tun. Das allseits empfohlene Stretchen des Körpers bei der Leibesertüchtigung ist offenkundig für die Katz: Weder mindert es den Muskelkater, noch senkt es das Verletzungsrisiko, meldet das "British Medical Journal" in seiner aktuellen Ausgabe.
Die Physiotherapeuten Rob Herbert und Michael Gabriel von der University of Sydney haben 5 Studien an 77 Sportlern unter die Lupe genommen. Die Auswertung aller Daten ließ den Mythos vom segensreichen Stretchen zerplatzen. "Das Dehnen vor oder nach dem Sport bringt keinen Schutz gegen Muskelkater", lautet das Fazit der Forscher.
Zudem haben sie zwei Studien zum Verletzungsrisiko begutachtet: Demnach senkte das Dehnen die Gefahr einer Verletzung nur um fünf Prozent - im Schnitt dauert es folglich 23 Jahre, bis ein Sportler durchs Dehnen eine Verletzung vermeidet. Statistisch sei dieser Effekt "ohne Bedeutung", so die Autoren, und womöglich sogar nur ein Zufallsbefund.
Und auch hier:
Neu-Isenburg (rpo). Millionen von Sportler können nicht irren. Oder doch? Es ist eine automatische Handlung, vor dem Sport ein wenig Stretching zu machen. Dadurch sinkt das Verletzungsrisiko und die Leistuntgsfähigkeit steigt. Glaubte man jedenfalls bisher.
Dehnungsübungen verringern in aller Regel nicht das Verletzungsrisiko beim Sport und steigern auch nicht die Leistungsfähigkeit. Auf diese überraschenden Ergebnisse mehrerer Untersuchungen hat die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin hingewiesen.
Bisher waren die Experten eher von einem großen Nutzen des so genannten Stretchings ausgegangen. Allerdings beruhten diese Annahmen nach Angaben der Sportmediziner vor allem auf Alltagstheorien und Beobachtungen in der Praxis.
Vor allem in Schnell- und Maximalkraftsportarten wie Sprint und Kugelstoßen führen Dehnübungen der Fachgesellschaft zufolge keineswegs zu besseren Leistungen. Im Gegenteil: "Direkt nach Dehnungen kommt es zur Abnahme der Leistungsfähigkeit."
Mögliche Gründe seien die psychische Entspannung sowie Verformungen des Bindegewebes als Folge des Stretchings. Die Experten empfahlen daher, direkt vor Training und Wettkampf lieber ein allgemeines Aufwärmprogramm zu absolvieren.
Lediglich Muskeln, die in erster Linie für die Beweglichkeit verantwortlich seien wie beim Hochsprung die Hüftbeuge-, Bauch und Zwischenrippenmuskulatur sollten gedehnt werden.
Eine große Zahl von Untersuchungen belegt den Angaben zufolge mittlerweile, dass Stretching das Verletzungsrisiko von Sportlern keineswegs senkt. In manchen Studien werde gar eine erhöhte Verletzungsrate festgestellt, erklärten die Sportmediziner.
Ebenfalls falsch sei die Annahme, dass Dehnen nach sportlicher Belastung die muskuläre Regeneration fördere. Vielmehr führe das Stretchen zum Zusammenziehen der Blutgefäße in der Muskulatur.
Für eine Regeneration werde jedoch eine optimale Blutversorgung der Muskelzellen benötigt. Es empfehle sich daher, direkt nach intensiven Belastungen, die mit Säurebildung verbunden seien, auf Dehnungen zu verzichten.