Die Musik-Industrie stand Anfang der Neunziger richtig "gut im Fleisch", als alle Welt von Vinylplatte auf CD umgestiegen ist. Diese goldenen Zeiten sind lange vorbei, und je schlechter der Umsatz, desto geringer die Risiko-Bereitschaft. Die Folge ist, daß immer mehr gesichtsloser Einheitsbrei auf den Markt geworfen wird und - ziemlich übel - immer mehr Menschen verheizt werden. Nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Nummern gelten viele der voreilig zu Hoffnungs-Trägern hochgejubelten Pop-Sternchen als ausgelutscht, und dann darf sich das Publikum wieder an ein neues Gesicht gewöhnen.
Das Publikum wiederum ist von dieser Masche gelangweilt, der Markt mit Mainstream hoffnungslos übersättigt. Wenn man sich dazu entschließen könnte, wieder mehr auf Künstler zu setzen, die diese Bezeichnung auch verdient und der Welt etwas zu sagen haben und deren einziges Ziel nicht lautet, niemandem mit ihrer Musik wehzutun - dann sähe es vielleicht wieder besser aus. Aber wer will schon so ein Risiko tragen und dafür gerade stehen?
Stattdessen schiebt man den Umsatz-Einbruch zu 100% auf die Internet-Saugerei und Raubkopiererei. Mag sein, daß beides einen gewichtigen Anteil am Rückgang der Tonträgerverkäufe hat. Aber wenn die Verantwortlichen glauben, mit ihrer Dauer-Lamentiererei und den damit einhergehenden technischen Gegenmaßnahmen eine nachhaltige Trendwende herbei führen zu können, dann machen sie sich das Leben zu einfach. Wer will denn schon eine CD kaufen, davon drei, vier Titel je drei, vier mal anhören und dann das ganze Machwerk in die Mülltonne hauen?
Ich für meinen Teil kaufe nur solche CDs, von denen ich mir einigermaßen sicher bin, daß ich sie in einigen Jahren noch hören will. Und das ist in letzter Zeit verdammt selten geworden. Die letzte CD, die ich mir gekauft habe, war "Touching Down" von Roni Size. Von dem habe ich alle CDs, und die werde ich auch behalten. Meine vorletzte CD - ja, da muß ich schon überlegen. Liegt mindestens ein halbes Jahr zurück.
Ich habe auf dem News-Board schon einige Male argumentativ dagegen gehalten, wenn die Raubkopierer unter uns sich gegenseitig mit Worten auf die Schultern geklopft haben und mich damit nolens volens als "Anwalt der Musik-Industrie" betätigt. Heute war mal die andere Seite dran...
CU
Olaf