Hallo fakiauso,
War zwar vor meiner Zeit
als die Stones und die Beatles 1963 so ziemlich zeitgleich populär wurden, war ich genau im richtigen Alter (12 Jahre) und damit sehr empfänglich für ihre Musik.
Zuvor musste ich, und meine Altersgenossen, mit Freddy Quinn, Schurike, Lolita und Marschmusik vorlieb nehmen. Sicher, es gab schon Elvis und Fats Domino etc. , aber Schallplatten waren zu teuer und wenn wir im Röhrenradio Radio Luxemburg oder BFBS einstellten, wurde dies von den Vätern, die die Hoheitsrechte über die Röhrenradios besaßen, verboten und "Negermusik" genannt.
Aber als die Beatles dann auch im TV zu sehen waren (z, B. wurde über ihre Hollandtournee berichtet), weichte das Verbot so langsam auf und ein, zwei Jahre später, konnte ich mir die ersten Platten von meinem, sehr geringen, Lehrlingsgehalt kaufen und auf dem elterlichen Zehnerplattenspieler abspielen (laut nur, wenn die Eltern nicht zuhause waren).
Die Beatles wurden auch von den Müttern gemocht bzw. akzeptiert - die Stones dagegen wurden als zu schmuddelig abgelehnt. Aber es waren eben die Mütter, die die Väter erweichten, den Sohnemännern und den Töchtern diese Musik zu erlauben.
Als ich 1964 meine Haare etwas über den Hemdkragen wachsen ließ, war dies noch ein Grund für Empörungen auf öffentlichen Straßen in unserer kleinen Stadt. Als ich, wegen eines kleinen Vergehens, die Haare bis weit über die Ohren abschneiden und ausrasieren lassen musste, war dies die größte Strafe, die ich mir vorstellen konnte. Heute ist dieser Nazihaarschnitt wieder Mode, weil die jungen Männer nicht mehr wissen, in welchem Zusammenhang diese Frisuren getragen wurden (man passte besser unter einen Stahlhelm und in eine Gasmaske).
In diesem Zusammenhang kann man sich vielleicht auch heute noch vorstellen, was die Musik der Beatles und der Stones für uns damaligen Jugendlichen bedeutet hat - sie war Gegenpol und Zufluchtsort vor der spießigen und immer noch von Altnazis durchsetzten Gesellschaft, zu denen übrigens auch die meisten Lehrer gehörten.
Sorry für den kleinen Ausritt.
Gruß, Karl