Hallo zusammen!
Wer immer noch der Meinung ist, Tablets seien kaum mehr als ein luxuriöses Spielzeug für Erwachsene, mit dem man nicht viel mehr machen könne als unterwegs ein bisschen surfen und daddeln, der sollte umdenken - SAP bspw. hat seine Mitarbeiter bereits vor einem Jahr mit einem iPad ausgestattet. Ein Erfahrungsbericht dazu steht hier bei ZDnet:
http://www.zdnet.de/magazin/41557350/erfahrungen-aus-einem-jahr-ipad-einsatz-bei-sap.htm
FYI
Olaf
Smartphones, Phablets, Watches, kompakte Mobilgeräte 5.595 Themen, 31.156 Beiträge
Hi!
Sorry, ich muss hier nochmal ein paar ernst gemeinte Bemerkungen nachlegen damit mein Kommentar richtig verstanden wird: es geht nicht um Kritik an Neuerungen in der Technik. Ich habe das hole Marketinggeblubber kritisiert, dass dort zu einem interessanten Thema abgesondert wird.
Ich habe an anderer Stelle schon einmal geschrieben, dass nach der iPad-Vorstellung ein stabiles, geschütztes Exemplar mit Barcodescanner ideal für die Industrie wäre. ich kann mir da problemlos Anwendungsfälle vorstellen, in denen ein Smartphone oder ein Tablet echte Vorteile bringen würden. Ich schätze allerdings, dass ich erst einmal kurz erklären sollte, um was für eine Art von Anwendung es hier geht:
Wenn es um SAP geht, dann geht es um ERP.
Unter Enterprise Resource Planing, versteht man Softwarepakete, die zentral alle nötigen Daten und Prozesse erfassen, verwalten udn bearbeiten, die ein Unternehmen braucht. das umfasst den Artikel, Kunden, Mitarbeiterstamm (und weitere Daten).
Typischerweise kann mit einem ERP-System alles vom Einkauf über die Produktion bis zum Verkauf (und dem nachfolgenden Service) abgewickelt werden.
Technisch ist das ERP-System ein zentraler Server auf den mit spezieller Clientsoftware zugegriffen wird. Die Clients benötigen dabei kaum Leistung, weil die eigentliche Programmarbeit auf dem zentralen Server erfolgt.
Die beiden IMHO wichtigsten Weiterentwicklungen innerhalb der ERP-Branche der letzten Jahre sind und waren die Servervirtualisierung (die Server laufen nicht mehr auf echter Hardware, sondern als Virtuelle Maschine) und Webinterfaces, die den Client oder nur einzelne Anwendungen im Webbrowser verfügbar machen.
Man muss dabei wissen, dass ein typisches ERP-System aus hunderten von Einzelprogrammen besteht. Einzelne Anwender arbeiten typischerweise nur mit einem Bruchteil davon (sie verwenden einfach nur die Programme die sie benötigen).
Neben den Webinterfaces war MDE ein großes Thema (Mobile Daten Erfassung). Dabei werden MDE-Terminals eingesetzt, eine Kombination aus Minidisplay für die Oberfläche und Barcodescnanner (oder Tastatur zur Datenerfassung, z.B. bei Wareneingängen oder Auslieferungen).
Auf diesen MDE-Terminals wurden oft angepasste Programme aus dem ERP-System angezeigt. Da die Terminals oft WinCE einsetzten waren die Clients nicht direkt einsetzbar, man hat daher auf Terminalserverlösungen gesetzt. dabei wird das Bild eines Windowsservers der die Desktops der Clients virtuell verwaltet, auf den Terminals anzeigt.
Terminalserver und Webinterfaces sind Standardtechnik. Es war quasi fast zwangsweise, dass man diese auch berücksichtigte als die ersten modernen Tablets entwickelt wurden. Es wäre mehr als blöd gewesen, diese Möglichkeit zu ignorieren, die die Infrastruktur quasi ja schon da war, als Tablets und Smartphones aufkamen.
Die Idee ein ERP-System wie eine SAP-Installation auf ein Smartphone oder ein iPad zu bringen, ist also nicht unbedingt neu, sie ist vielmehr sehr naheliegend.
Die einzige echte Neuheit, die im Interview erwähnt wird, ist die zentrale Wartung mit eigenem Appstore (und der Einrichtung auf Knopfdruck).
Wenn ich einen Bericht über SAP und Smartphones und Tablets lese, dann will ich echte Aussagen haben und konkrete Beispiele für Umsetzungen.
Ein typisches Problem bei Remotezugriffen ist z.B. das verhalten bei Verbindungsabbrüchen. Wie reagiert die Software darauf? Zudem ist die Geschwindigkeit eine wichtige Sache. Wie sieht es unter last beim Zugriff vieler User aus? Wie kompliziert ist das ganze einzurichten?
Und natürlich die Masterfrage: Was bringt mir das in der Praxis für Vorteile?
Oft wird z.B. ein Workflow über Mail in den ERP-Systemen eingerichtet. Wenn ein Anwender in der Benachrichtigungskette steht und ein Auftrag eine Freigabe oder Rückmeldung von ihm erfordert, dann wäre es z.B. bei Blackberry-Nutzern sinnvoll, zu erfahren, ob der Nutzer, nachdem er eine Workflow-Meldung auf seinen Blackberry bekommt, gleich die nötige Anwendung starten kann um so weitere Informationen zum Auftrag abzurufen und ihn z.B. freizugeben.
Ein Webshop könnte z.B. bei Industriekunden veranlassen, dass der zugeordnete Vertriebsbeauftragte informiert wird. Evtl. mit einer weitergeleiteten Nachricht, die der Kunde online erfasst hat. Er könnte dann online auf die Daten des Kunden zugreifen, wenn die Software das hergibt.
Das sind zwei Beispiele, die mir konkret einfallen - einfach nur als Beispiel, was ich da erwartet hätte.
Stattdessen muss ich typische Marketing-Plattitüden lesen wie "Das Tablet hilft mir, besser informiert zu sein, Markttrends frühzeitig zu sehen, und mehr Informationen zu verarbeiten."
Und statt konkreter Beispiele wird geblubbert, dass man so Dinge erledigen könnte, die man sonst vor sich herschiebt, wie z.B. Urlaubsanträge...
Ich erwartete ein paar echte Neuigkeiten und echte Anwendungsbeispiele vom Marktführer(!). Und was kommt nach der interessanten Einleitung (ein Jahr Entwicklung und stark gestiegene Anwenderzahlen im Haus mit Smartphones und Tablets)? Marketinggeblubber und Plattitüden...
Bis dann
Andreas