Hallo
Merkwürdig, das bei einem derartigen Vorfall sofort wieder die reflexhaften Schemata ablaufen:
1. Amokläufer (trifft nicht zu, da die Tat inklusive der Inszenierung lange geplant war und nicht spontan, sondern kaltblütig ausgeführt wurde).
2. "Killerspiele" wer spielt heute nicht am PC oder der Konsole, selbst bei Tomb Raider wird getötet oder übertrieben bei Pac-Man irgendwie auch), genauso gut (oder schlecht) ist der Ansatz, der Typ fuhr Auto, also sind alle Autofahrer potentielle Attentäter, da kann immer etwas konstruiert werden.
3. Voratsdatenspeicherung, Rasterfahndung und Ausbau des Überwachungsstaates, da ist natürlich jeder Vorfall in dieser Richtung Wasser auf die Mühlen der Organe:
http://www.tagesschau.de/inland/vorratsdatenspeicherung160.html
Eigenartigerweise stand in der heutigen Tageszeitung ein m.E. hervorragender Beitrag, das dieser Anschlag selbst mit den Mitteln des Überwachungsstaates nicht verhindert worde wäre, weil die Behörden den Täter nicht auf dem Radar hatten, obwohl seine Gesinnung und das Umfeld zumindest bekannt war (Südwest Presse von heute):
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/KOMMENTAR-NORWEGEN-Preis-der-offenen-Gesellschaft;art4306,1051434?fCMS=53e1bd207511b3276fa37368f18e45ca
Allerdings sind solche Taten eben mit einem Durchgeknallten, der Ballerspiele zockt, leichter abgehandelt als mit den Problemen unserer Gesellschaft, die womöglich weitere Fragen und Kritikpunkte aufwerfen!
Viel interessanter als die leidige Debatte um Spiele ist doch die Frage, welche Umstände dazu geführt haben, das Breivik auf diese brisante Mischung aus Ideologie und Haß eingegangen ist, um dann mit langer Planung und öffentlichkeitswirksam so ein Massaker zu veranstalten.
Der Auslöser liegt definitiv weit davor und ist mit dem Spielen von Shootern nicht erklärt.
Immerhin wird der weiteren Selbstinszenierung jetzt ein Riegel vorgeschoben durch die nichtöffentliche Verhandlung.
Ich spiele übrigens auch Shooter und höre Heavy Metal, bin aber deswegen trotzdem ein ausgeglichener Mensch, ausgetobt habe ich mich dann schließlich am PC und nicht in der Realität und das einfach nur, weil es Spaß macht, hin und wieder ohne abgrundtiefes Nachdenken ein paar Stunden damit zu verbringen.
fakiauso