Hallo zusamen,
Kann sich jemand unter dem Begriff "Echtzeit-Kernel" etwas vorstellen? Ich ja - nämlich alles oder nichts:
Der Linux-Kernel 2.6.39 ist um eine Echtzeitfunktion erweitert worden: Die Interrupt-Verarbeitung erfolgt jetzt komplett in Kernel-Threads. Damit soll die Latenzzeit gesenkt werden. => http://www.golem.de/1105/83501.html
Ist das jetzt eine revolutionäre Neuerung gegenüber 2.6.38 und wenn ja, wie wirkt sich das auf das praktische Arbeiten aus?
CU
Olaf
Linux 15.028 Themen, 107.048 Beiträge
Hi!
In der Steuerungstechnik versteht man unter "Echtzeitfähigkeit", dass ein Steuerungsrechner garantiert in einer gewissen Zeit auf ein Ereignis reagiert.
Das hört sich nach wenig an, bedeutet aber, dass der Rechner unter keinen Umständen durch einen anderen Prozess blockiert werden darf (und dies nicht bemerkt wird).
Es muss sichergestellt werden, dass er sein Steuerprogramm, das eingehende Signale empfängt und verarbeitet (und ausgehende schaltete) immer in einer Vorgegeben Zykluszeit reagieren kann. Ist das nicht mehr gegeben, dann muss der Rechner das erkennen und die Anlage stoppen.
Ich vermute, dass mit dem neuen Kernel nun sichergestellt wird, dass die Interrupts immer das verbundene Programm starten können, also alles andere unterbrechen.
Steuerprogramme in embedded Controllern usw. werden diese Interrruotfunktionen nutzen, um das Steuerungsprogramm zu starten oder zu überwachen. (Ein Interrupt startet zyklisch das Steuerungsprogramm, ein zweiter würde nach einer gewissen Zeit kontrollieren, ob der letzte Aufruf komplett bearbeitet wurde, falls nicht, dann rotes Blinklicht und Weltuntergangsroutine auf der Lost-Insel einleiten.)
In der täglichen Powersurfer-Anwendung hat das wenig Auswirkungen. Hier kann sich höchstens ergeben, dass das Betriebssystem auch nach Abstürzen noch auf Funktionen reagiert, die Interrupts auslösen (Tastendrücke?).
Bis dann
Andreas