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Paypal: Korrekt oder neue (gut gemachte!) Abzock-Masche?

T.KL. / 33 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo Gemeinde,

meine Frau hat heute eine Mail vom Absender 'kundenservice(at)paypal.com' erhalten. Ich gebe mal den Inhalt komplett wieder (bis auf den Namen ;-)):

(Beginn)
"Sehr geehrte Frau xxxxxxxxxx,

aufgrund eines automatisierten Abgleiches Ihrer Kundendaten mit Vergleichsstatistiken wurde das Risiko
eines Zahlungsausfalls für Ihr Konto als überdurchschnittlich hoch eingestuft.

Um weiterhin problemlos die Zahlungsmethode \'Bankeinzug\' nutzen zu können, bitten wir Sie
eine Kreditkarte - als Sicherheit bei Zahlungsausfällen - bei uns zu registrieren.

Diese wird Ihrem Account nicht als Zahlungsmethode hinzugefügt, sondern dient lediglich als Absicherung
bei einem nicht ausreichend gedeckten Bankkonto.

Sollten sie keine Kreditkarte bei uns hinterlegen wird die Zahlungsmethode Bankeinzug für Ihr Konto deaktiviert.


Ihre Kreditkartendaten können Sie unter kreditkarten-paypal.com hinterlegen.


Es ist dabei irrelevant ob Sie bereits eine Kreditkarte bei uns registriert haben, aus vertragsrechtlichen
Gründen dürfen wir diese Kartendaten nicht als zusätzliche Sicherheit heranziehen.
Sie können also eine Karte, welche bereits bei uns registriert ist, auch als Sicherheit hinterlegen.


Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu Entschuldigen, dieses Vorgehen ist allerdings aufgrund vermehrter
Betrugsversuche durch ungedeckte Bankkonten erforderlich.


Mit freundlichen Grüßen,
Ihr PayPal Kundenservice


Achtung:

Derzeit sind wieder verstärkt Phishing Mails im Umlauf!
Sie können sich darauf verlassen: Unsere E-Mails kommen immer ohne Anhang.
Wir werden Sie in einer Mail auch nie auffordern, eine der folgenden Informationen preiszugeben:

* Ihre PayPal Zugangsdaten
* Ihre Kontoverbindung
* die PIN oder TAN Ihres Bankkontos"

(Ende)

Meine Frau hat ihres Wissens nach keinen Account bei PayPal. Sie ist zwar bei EBay registriert, aber alle Käufe wurden immer direkt per Sofortkauf erledigt mit direktem Anbieterkontakt (Überweisung bzw. Bankeinzug). Außerdem liegt der letzte Kauf schon über 1,5 Jahre zurück.
Weiterhin ist sie selbst bei EBay über einen (ich nenne Ihn mal) "Schmutz-E-Mail-Account" registriert, die PayPal-Mail selber kam jedoch über ihren (so denke ich) "sauberen" Account.

Nun bin ich etwas ratlos: Ich selbst sage mir (und auch ihr), dass sie darauf keinesfalls reagieren soll. Nur die Mail sieht von der Aufmachung her sehr sauber aus (also keine nigericonnection-mäßigen Schreibfehler, Textformat, keine direkten Links, kein Anhang etc.).

Hat jemand von euch auch so etwas bekommen?

Gruß Thomas

notar T.KL. „Paypal: Korrekt oder neue (gut gemachte!) Abzock-Masche?“
Optionen

Guten Morgen, Thomas

Aufgrund der Tatsache, daß Deine Ehefrau

k e i n e n...A c c o u n t...bei...P a y P a l

hat, beweist m.E. (indirekt), daß es sich bei der
betreffenden mail um eine phishing-mail handelt.

Mein Tip: Wende Dich an die nächstgelegene
Kriminalpolizei.

Auch die Tatsache, daß ein anderer User hier
keine solche mail von PayPal erhalten hat,
läßt auf die Willkürlichkeit der Verfahrensweise
schließen und damit im Ergebnis auf die Unlauter-
keit des Absenders der betreffenden mail.

Der "schlimmste Fall" kann überhaupt nicht ein-
treten; denn da Deine Ehefrau kein PayPal-account
hat, kann dieser wegen angeblich erhöhten Risikos
auch nicht "geschlossen" werden.

Zudem gebe ich als Jurist Folgendes zu bedenken:

Unterstellt, das Schreiben wäre echt. Dann ergibt
sich jedoch ein juristisches Problem für den Absender ! Er müßte nämlich :

i n d i v i d u e l l - k o n k r e t

dem PayPal-Inhaber dartun, worin exakt (d.h. unter
Benennung aller relevanten Geschäftsvorfälle) sich
ein solches Finanzrisiko (aus der Vergangenheit !)
ergibt. Ich vermute mal, daß Deine Ehefrau weder
Schecks ausgestellt hat, die sodann "geplatzt",
d.h. zu Protest gegangen sind oder sonstige
"krumme Geschäfte" getätigt hat.

Der Absender hat jedoch :

a b s t r a k t - g e n e r e l l

behauptet, daß das Ausfallrisiko Deiner Ehefrau
anläßlich (unterstellter, früherer, finanziell unsolider
Geschäfte) "gestiegen" sei.

Das behauptet er schlichtweg, weil er keinerlei
Details, noch dazu negativer Art, noch dazu in
Serie, namentlich im Einzelnen benennen kann.

Damit ist nach meiner Auffassung klar, daß es
sich bei dem Absender der mail um einen Betrüger
handelt ! Finger weg !

Gem. § 241 BGB gehört zu jedem Schuldverhält-
nis (auch ein Kaufvertrag ist ein solches), daß der
(angebliche) Verkäufer (bzw. im vorliegenden Fall
PayPal) "Roß und Reiter" für das bei Deiner
Ehefrau angeblich gestiegene Zahlungsausfall-
risiko individuell und konkret (jeweils mit Datum
für jeden einzelnen Kaufvertrag) dartun und von
sich aus ohne Anforderung benennen (können)
muß !

Genau das aber kann er nicht. Deshalb ist er
m.E. dringend verdächtig, einen versuchten
Betrug (strafbar gem. § 263 StGB) begangen
zu haben.

Ich war jahrzehntelang auch als Strafverteidiger
tätig gewesen.

Gruß und toi, toi, toi wünscht

der Notar