Nationalstolz und Patriotismus - mit diesen Dingen kann ich bis heute wenig bis gar nichts anfangen.
Zwar "verboten" sich derartige Gefühle in meiner Jugend allein schon wegen unserer Nazi-Vergangenheit, aber ich befand mich niemals in der Situation, patriotisch oder gar national zu empfinden, diese Empfindungen jedoch unterdrückt zu haben, weil man sie besser nicht haben sollte.
Es gab nie innere Konflikte, weil es keine nationalen Gefühle gab.
In Erinnerung geblieben ist ein Foto aus einem Englischbuch in meiner Schulzeit - ich war damals ca. 12 Jahre alt.
Eine amerikanische Schulklasse war dort abgebildet, und die ca. 8-jährigen Kinder standen dort allesamt mit der Hand aufs Herz vor der US-Flagge im Klassenraum und sangen (vermutlich) dazu die Nationalhymne.
Um Patriotismus ging es mir damals nicht - dafür war ich einfach noch zu jung. Aber auf mich strahlte dieses Bild Zwang aus - man sollte die Fahne zu grüßen, man sollte die Hand aufs Herz legen und man sollte dazu singen. Ein Akt der "Einimpfung" fand da statt, und ich wusste, dass ich das an mir nicht wollte.
Eigentlich sind wir alle Kinder der Erde, aber dadurch, dass die Verehrung zum Staat, zur Religion, einer Volkszugehörigkeit usw. in den Mittelpunkt gestellt wird, trennt man von Anfang an den Menschen davon.
Die oft gewollte politische Verehrung des eigenen Landes führt dazu, dass man als Politiker nur an sie zu appellieren braucht, um Menschen manipulierbarer und mobilisierbarer zu machen.
US-Politiker (mehr noch die Republikaner) greifen gerne darauf zurück - fast schon bis zur Aufwiegelei.
Landesinteressen werden eher überhöht bewertet und die Gefahr, sich auf engstirnige Weise ignorant und hochmütig über andere Länder, Kulturen, Religionen, Sitten und Gebräuche hinwegzusetzen, nimmt proportional zu, je stärker man sich damit identifiziert.
Mit dem Nationalstolz ist das so eine Sache - mir fällt spontan keine große nationalstolze Persönlichkeit ein.
Gruß
Shrek3