Linux 15.004 Themen, 106.699 Beiträge

10 Contras eines Linux-Liebhabers...

Markus Klümper / 80 Antworten / Flachansicht Nickles

Hier mal eine etwas andere Betrachtungsweise zur Annäherung an Linux. Ich frage mich die ganze Zeit, ob Linux auf der breiten Front noch unter seinem Exoten-Status zu leiden hat. Nach dem Motto "was der Bauer nicht kennt frisst er nicht". Meiner Meinung nach gibt es ein paar handfeste Gründe für die Zurückhaltung. Auch unter PC-Technikern gibt es Etliche, die Linux sehr sympatisch finden, aber irgendwie keine besondere Bindung dazu aufbauen können. Ich selber bin da wohl ein Musterexemplar.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Mit einer modernen Distri á la Ubuntu ist ein Rechner innerhalb einer 3/4-Stunde perfekt mit Allem eingerichtet, was 70 Prozent der mänlichen und 90 % der weiblichen Normalo-User brauchen. Und das ganze gratis.

Woran liegts? An den Anwendungen? Jein, Photoshop und Quark lassen sich nicht einfach ersetzen. Im reinen Bürobetrieb brauchen dagegen nur exzessive MS-Office-User ihr Windows.

Leistungsfähigkeit? Das ist leider garnicht wirklich die Domäne von Linux. Denn das der Kernel ohne Fenstermanager auf einem 386er läuft ist irrelevant. Um sich mit Xp vergleichen zu lassen muss ein aktueller KDE oder Gnome ins Rennen. Und die fühlen sich auf 2 GHz mit üblicher Ausstattung recht schlapp an, wohingegen XP mit einem Drittel weniger Leistung sehr gut klarkommt.

Wartung? Hier wird es interessant. Der Verzicht auf Defrag und Virenschutz macht Nickles-Leser der ersten Stunde skeptisch.

Reparatur? Heisses Eisen. Es knallt selten, aber wenn dann heftig und kryptisch. Ich hatte vor Jahren mal in der Produktion einen Suse Office Server mit Dateisystempannen. Mir war klar, ich bräuchte eine Servicefunktion wie Checkdisk. Dummerweise mußte ich Stundenlang recherchieren um diese zu finden. Habs allerdings auch gefunden. Jedenfalls muß man selbst mir 20 Jahren harter Windows-Erfahrung schon wieder von Vorne anfangen.

Unterm Strich fragt man sich als Techniker: Empfehle ich so ein System einem Renter, der danach kaum noch meine Hilfe braucht und wo ich wenn es dann doch knallt kaum helfen kann? Wohl kaum! Dazu kommt ja erschwerend dazu, daß man durch die geringere Schadensquote auch erheblich langsamer Erfahrungen sammeln kann.

Treiber- und Softwareinstallation sind unter Linux immer noch eine Katastrophe. Auch hier wird es schwieriger, weil Linux es selber bis zu einem gewissen Punkt ohne Zutun perfekt tut, also wieder zu wenig zu machen um Routine zu bekommen. D.H.: Entweder perfekt auf Anhieb oder holperig. Hier sehe ich allerdings Licht am Ende des Tunnels. So banale Dinge wie die Bildschirmverwaltung sind inzwischen so komfortabel wie unter Xp und die neue Softwareverwaltung unter Ubuntu 9.10 ist auch vielversprechend.

Ich jedenfalls tue mich daher schwer, Linux bei mir oder Kunden produktiv einzusetzen obwohl ich insgeheim davon überzeugt bin. Nur kann ich nicht mit gutem Gewissen Service anbieten, denn es fehlt einfach Erfahrung.

Zu Windows 7 noch kurz: Technisch echt nix auszusetzen, aber leider hat es noch viel der Vista-Optik übernommen, und die unsinnige Zerstreuung der diversen Systemverwaltungs-"Schalter" samt nervtötender Assistenten ist keinen Fatz besser geworden. Sicher ok oder erleichternd für Normalos, aber für uns Techniker waren W2K und XP einfach perfekt...

bei Antwort benachrichtigen
Zocken unter Linux Olaf19
KarstenW Markus Klümper „Ich glaube Du verstehst mein Anliegen nicht ganz - Ich wollte überhaupt nix...“
Optionen

"Die Unix-Grundsätze sind ja schön und gut, aber werden viel zu konservativ betrachtet. Vorsichtig ausgedrückt. Es ist völliger Kockolores alles auf der Kommandozeile zu regeln. Selbst die Dienste die auf schlanken Linux- und Unix-Systemen laufen werden meistens grafisch kontrolliert: Per Webbrowser auf einem anderem Rechner im Netzwerk."

Du hast Unix noch nicht kapiert (aber ich bin auch kein richtiger Unixprogrammierer).

Noch mal, Unixsystem sind keine Desktopsysteme, aber man kann Unix als Desktopsystem einrichten.
Ein kleines Beispiel für die Netzwerkkonfiguration. Du nutzt Ubuntu mit dem Networkmanager. Du kannst mit dem Networkmanager eine einfache Netzwerkkonfiguration machen, die für viele Anwender ausreicht.

Jetzt nutzt du ein Notebook und bist in verschiedenen Netzen unterwegs und da stößt der Networkmanager an seine Grenzen der Konfigurierbarkeit, weil man bei einem grafischen Programm immer nur das konfigurieren kann was einem vorgesetzt wird.
Ich möchte aber eine flexible Konfiguration. Das heißt wenn ich auf Arbeit bin habe ich einen WLAN Zugang und zu Hause habe ich ein Netzwerkkabelanschluß. Und dann bin ich eventuell auch noch im Außendienst mit einer anderen Netzwerkkonfiguration in einem Firmennetzwerk.

Jetzt müßte der Programmierer wissen wie meine Netzwerkkonfiguration ist und entsprechende Menüs im Networkmanager anbieten. Woher soll der Programmierer wissen in welchen Netzwerken ich unterwegs bin ? Das kann er nicht wissen und dementsprechend den Networkmanager programmieren.

Die Lösung ist die Netzwerkkonfiguration auf kleine spezialisierte Programme wie ifplugd und guessnet zu verteilen (und eventuell selbst ein paar Scripte schreiben um die Netzwerkkonfiguartion zu automatisieren, je nach dem in welchem Netzwerk ich bin).
ifplugd und guessnet müssen aber auch zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit zwischen den Programmen kann man nur ganz schlecht mit grafischen Programmen machen, da die Interprozesskommunikation die Datenströme des Standardeingabekanals und des Standardausgabekanals nutzt. Im Gegensatz dazu haben grafische Programme aber ihre eigenen Funktionen für die Ein- und Ausgabe von Daten und nutzen die Datenströme des Betriebsystemkern entweder gar nicht oder nur selten.

Im Desktopbereich brauche ich diese Flexiblität nicht unbedingt, aber im Serverbereich mit Sicherheit.

Serveranwendungen wie Postfix E-Mail Server haben mehr als 150 Variablen die man setzen kann. Wenn man ein grafisches Programme für die Konfiguration einer Serveranwendung wie Postfix schreiben müßte, wird die Menüstruktur ganz schnell unübersichtlich. Wie soll man für 200 Variablen eine Eingabemaske programmieren, die entsprechen konfiguriert werden können ohne das der Administrator die Übersicht verliert ?







Debian GNU/Linux https://www.debian.org/index.de.html
bei Antwort benachrichtigen