Hallo zusammen!
Warum poste ich das eigentlich ausgerechnet auf dem Filesharing-Board?? Keine Ahnung :-)
Einzelheiten in diesem Artikel.
FYI
Olaf
Download-Dienste und Tauschbörsen 2.606 Themen, 14.829 Beiträge
Die 60er Jahre waren die Zeit des großen Aufbruchs, die Kriegstrümmer waren weggeräumt, alles wieder aufgebaut, es konnte nur noch aufwärts gehen, die Bäume wuchsen anscheinend in den Himmel - zweistellige Wachstumsraten, Vollbeschäftigung, es wurden sogar "Gastarbeiter" angeworben um die ganze Arbeit überhaupt bewältigen zu können (der millionste Gastarbeiter - ein Portugiese - wurde am Kölner Hauptbahnhof mit großem Brimborium und einem Riesenblumenstrauß empfangen... heute leider unvorstellbar!).
In einer solchen Umgebung haben Menschen nicht nur Zeit, sondern auch Geld für die Kultur. Niemand hätte Verständnis dafür gehabt, wenn ausgerechnet an der Kultur gestrichen und gespart worden wären. Im Gegenteil, die Menschen waren durch die Kriegsjahre und durch die vorangegangene extrem kulturfeindliche Nazi-Zeit (allein eine Wortschöpfung wie "Entartete Kunst" sagt eigentlich alles darüber, wes Geistes Kind diese Leute sind) förmlich ausgehungert nach Kultur.
Das hat sich in den letzten 40, hauptsächlich in den letzten 20 Jahren bedauerlicherweise gründlich geändert. Die Menschen sind ge- bis übersättigt, in den Kassen ist Ebbe, gespart wird zuallererst bei den Dingen, die für das nackte Überleben nicht zwingend erforderlich sind, heißt: die Kultur bekommt die Abrissbirne zu spüren. Mit großem Widerstand aus der Bevölkerung ist nicht zu rechnen, die Menschen haben im Zeitalter der Massenarbeitslosigkeit ganz andere Sorgen.
Ich habe jetzt nur historische und materielle Aspekte ins Feld geführt... aber das ist sicher nicht alles. Der Zeitgeist hat sich ebenso gewandelt, man hat heute allgemein eine andere Einstellung zu diesen Dingen. Ob das eine Folgeerscheinung der geänderten Rahmenbedingungen ist, oder eher eine Wechselwirkung, oder eine unabhängige Parallelentwicklung, vermag ich nicht zu sagen.
In einer Atmosphäre des krampfig-verbissenen verkaufen und vermarkten Wollens - je weniger gekauft wird, desto verbissener wird um die letzten Promille Marktanteil gekämpft - in einer merkantilen Welt, die zunehmend dazu neigt, alle Belange des menschlichen Daseins den Gesetzen der Wirtschaft unterzuordnen, kann kein pulsierendes Kulturleben gedeihen.
CU
Olaf (mal wieder ins Off-topizitäre abdriftend ;-))