Off Topic 20.484 Themen, 227.590 Beiträge

Die Entdeckung der Faulheit und Bertelsmann

Tilo Nachdenklich / 10 Antworten / Flachansicht Nickles

Na dann schreibe ich mal gegen das politische Sommerloch.

"Je mehr ein Großunternehmen von etwas spricht, desto weniger ist davon vorhanden. Vor allem die "Ethik" wird betont, obwohl das Unternehmen an absolut nichts glaubt".
Kommentar:
Wenn ich mich so an die Steuersenkungsdebatten in der Politik erinnere, Abbau von Bürokratie usw....

Übrigens, Bertelsmann wurde "gemeinnützig"

Seit Bertelsmann die Politik berät, sind die Thesen der französischen Autorin Corinne Maier über Großunternehmen nun im Politikfeld gut sichtbar.

"Mittlerweile ist die Stiftung zur Hauptaktionärin aufgestiegen, erst vor wenigen Tagen wurde ihr Anteil um knapp 20 Prozent aufgestockt. Die als gemeinnützig anerkannte Stiftung besitzt nun über drei Viertel (76,9 Prozent) des viertgrößten globalen Medienkonzerns."
Tja, in Gütersloh wird Gemeinnützigkeit eigenartig festgelegt.

In Niedersachsen krallt sich Bertelsmann nun die Schulen.
Nun wissen wir, was die Föderalismusreform bringt, nämlich die Freiheit einzelner Bundesländer den Bertelsmännern die Tür aufzumachen.

Nochwas:
"Da ruft man eine sog. „deutsche internet bibliothek“ „Das Wissensportal der Bibliotheken“ auf und erfährt dann unter „schnell.mehr.wissen.“, dass die „Deutsche Internetbibliothek als ein Gemeinschaftsprojekt der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Bibliotheksverband“ entstand."
http://news.web-hh.de/index.php?newsfull=1&lid=24108&rubrik=medienwatch
Nach dem AOL und Napster-Abenteuer setzt man wohl wieder mehr auf soliden Content.

bei Antwort benachrichtigen
Tilo Nachdenklich DannyCoburg „Keine Ahnung....yep. Nicht jeder ist bereit, alle naselang dieselben bekannten...“
Optionen

(Hamburg und Hessen sind die letzten Bundesländer die sich raushalten.)

Ich zitiere mal aus der Kooperationvereinbarung zwischen dem Kultusministerium des Landes Niedersachsen und der Bertelsmannstiftung:
"Sie garantieren, dass sie das zur Verfügung gestellte Instrumentarium und die Auswertungssoftware nicht verändern, nicht bearbeiten, nicht veröffentlichen, nicht verbreiten und Dritten nicht zugänglich machen."
http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C18391252_L20.pdf (S.5 oben)
Da wird nicht gerade der Open-Source-Gedanke verwirklicht und da alles was passiert durch Erlass begleitet wird, findet das Kultusministerium einen Grund mehr die Steuerung der Schullandschaft als Geheimprojekt durchzuziehen. Mitbestimmung wird zur Farce, örtlich atomisiert, von der Wissenschaft und vom Journalismus abgekoppelt.

Schulen müssen nun Zielvereinbarungen schließen, ähnlich Harz IV-Empfängern. Gelockt wird mit zusätzlichen Lehrkräften und Lehrerfortbildung; das Drohen vermeidet man z.Z. noch.

Z.Z werden wohl eher nur symbolische Beträge abkassiert, für Evaluationen die ein schlechter Witz sind. Aber Teil von Zielvereinbarungen ist stets Evaluation.
Kosten der Selbstevaluation:
www.das-macht-schule.de/seis-instrument/zugang/Kosten_SEIS.pdf
(In dem Portal sollte man mal ein wenig herumklicken und Plattitüden einsammeln.)
Leider nicht mehr offen zugänglich:
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/DID=47441163
ABER hier haben wird es noch:
www.vbe-ob.de/vera080706.htm

Was wird geschult? U.a so wichtige Dinge wie "Akzeptanz" schaffen für die Eigenverantwortliche Schule. Da lernt die Schulleitung dann - sehr viel weiter unten erwähnt - die Bedeutung der Körpersprache.

Damit man überhaupt was erfährt, muss man dazugehören und sich registrieren, anmelden usw., muss von sich berichten. Erinnert an die Windows-Registrierung, wo ich auch gefragt wurde (ich musste telefonieren), warum mein Windows denn so oft aktiviert werden musste.

Man verspricht den Schulen mehr Freiheit, baut aber gleichzeitig eine Riesenbürokratie neben dem Kultusministerium auf, in der sich die "Begleitung" all der Evaluationsschritte ansammeln wird.

Es sieht also so aus als hätten Bundesländer, allen voran Niedersachsen, mehr Länderautonomie gefordert, um sie gleich wieder bei einem bundesweiten Unternehmen, Bertelsmann, abzugeben. Das Gleiche wie vorher, aber ohne öffentliche Kontrolle. Nur noch Voodoo und Manipulation, sicherlich mit dem Langzeitziel des Zurückdrängens der staatlichen Schulbildung.

Wir haben die Angelegenheit jetzt in der Realität vorliegen, in Erlassform, mit Zielvereinbarungen und einem ersten - eher symbolischen - Kostenkatalog. Ich finde es ziemlich niederträchtig mir Verschwörungstheorien vorzuwerfen.

bei Antwort benachrichtigen