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News: Bereits über 20.000 Anzeigen

Strafanzeigen-Flut gegen EMule-Nutzer

Redaktion / 66 Antworten / Flachansicht Nickles

Das schweizer Unternehmen Logistep hat eine automatische Geldmaschine konstruiert. Im Auftrag der Industrie werden Tauschbörsen wie Emule permanent automatisch nach Urheberrechtsverletzungen gescannt. Logistep dokumentiert dabei die transportierten Daten und die zugehörige IP-Adresse.

Auf Wunsch eines Rechteinhabers, kümmert sich Logistep auch gleich vollautomatisch um rechtliche Verfolgung der ermittelten Tauschbörsen-Teilnehmer. Bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe sind bereits 20.0000 Anzeigen eingegangen. In erster Linie betroffen sind Emule-Teilnehmer, die das PC-Spiel Earth 2160 getauscht haben.

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gerry7 Redaktion „Strafanzeigen-Flut gegen EMule-Nutzer“
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Na wenn ich so mitbekomme (HEISE).

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Ist schon merkwürdig: Die Logistep AG hat keine eigenen Büroräume,
sondern ist an der Altmannsteinstrasse 34 in Höri in den Räumen der
"Dial Engineering AG" eingemietet.

Leszek Krzysztof Oginski, polnischer Staatsbürger in Karlsruhe, ist
einziger Direktor der Logistep, während Martin Richard einziger
Verwaltungsrat dieser Firma ist.

In dieser Konstellation ist die Logistep für Otto Normalverbraucher
also eine typische Briefkastenfirma, die also offensichtlich Material
produziert, um Abmahnungen raussenden zu können.

Könnte man also davon ausgehen, dass die Domizilgeberin, die "Dial
Engineering AG", eine softwaretechnische Offenbarung ist? Kaum. "Die
Firma Dial Engineering AG in Höri entwickelt u.a. elektronischen
Steuerungssysteme namhafter internationaler Hersteller" heisst es
dazu in einem Prospekt.

Bleibt also die Logistep, welche da als Briefkastenfirma
p2p-Netzwerke analysiert. Der Heise-Text ist diesbezüglich klar: "In
den Anzeigen führt die Anwaltskanzlei den Namen der angebotenen
Software, die IP-Adresse, die emule-Nutzkennung des Anbieters und den
Zeitpunkt des Angebots an." Diese Informationen zu erhalten ist keine
Hexerei.

Wohin die Aktion zielt? Auch das lässt sich auch aus dem Heise-Text
rauslesen: Zivilrechtliche Ansprüche.

Meine Vermutung: Die Logistep liefert die Daten, die Polizei
ermittelt rührig die Identität der User, die Logistep erhält
Akteneinsicht und kann zivilrechtliche Ansprüche geltend machen. Das
Ganze wird dann mit der "beauftragenden" Software-Firma geteilt.

Diese Software-Firma, die Zuxxez Entertainment, ist offensichtlich
vor allem mit Markenschutz beschäftigt. In ihrem Portfolio stecken so
innovative Marken wie "TopWare INTERACTIVE", "DIE GESUNDE FAMILIE"
oder "3D FONT". Im Software-Portfolio lässt sich dann mal Earth2160"
finden und ein paar der lustigen Ballerspiele mehr.

Da drängen sich dann aber schon noch ein paar Fragen auf: Ist es
Zufall, dass auf der Earth2160-Seite zuerst polnische Reviews prangen
und der Logistep-Direx aus Polen kommt?

Und wie lässt sich der Gegensatz dieser Aussagen erklären?

Logistep: "Die LOGISTEP AG hat als einziges Anti Piracy Unternehmen,
Verfahren entwickelt, welches es ermöglicht einen User unabhängig
seiner IP zu ermitteln."

Das korrespondiert nicht mit dem heise-Text:

"Unterdessen kündigte die von Logistep beauftragte Kanzlei an,
Akteneinsicht bei den Ermittlungsbehörden zu beantragen, nachdem die
Tauschbörsen-Nutzer ermittelt wurden."

Hier läuft eine gigantische Abzocke. Polizei und Staatsanwalt lassen
sich hierfür instrumentieren, und die beteiligten Unternehmen der
Software-Industrie sowie der Muki müssen sich schon die Frage
gefallen lassen, wieso sie sich hier mit einer Briefkasten-Klitsche
einlassen, die unter Umständen keine lauteren Absichten hegt.

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Hat sich überhaupt mal wer die Seiten angesehen?

" Die LOGISTEP AG ist aufgrund eigener Software Technologien in der
Lage, die Erstveröffentlichungen (Ur-Quelle) beweiskräftig zu
dokumentieren."

Das ist, mit verlaub, nur möglich, wenn man pausenlos und unablässig
etwa 6 Mio User + ca. 200 Server auf ihren Traffic untereinander
überwacht.
In der Praxis ist dies wohl nicht möglich.

"Die Dateiidentifizierung geschieht mittels einer digitalen Signatur
(DS), wodurch selbst hoch entwickelte Verschlüsselungsverfahren
keinen Einfluss auf unsere Technologien haben."

Damit ist wohl die hashsum gemeint.
Es reicht da in diesem Fall aber schon aus, wenn man aus der dvd.iso
eine dvd.iso.gz macht, und diese hashsum muss eine andere sein. Die
hashsum ist aber die einzige Möglichkeit im ed2k-Netzwerk eine Datei
zu idendifizieren....

Insbesondere steht dies im krassen Widerspruch zu einer anderen
Aussage auf der Webseite:

"Die LOGISTEP AG entwickelt und verbreitet AKTIV Fake Dateien, welche
eine Dateierkennung (Dateiverifizierung) widerstehen."
Hier soll die eigene DS dann plötzlich nicht mehr funktionieren.Aha.

Mal abgesehen davon ist die Webseite selbst schon recht merkwürdig:
So findet sich, wie bereits hier im Forum von anderen erwähnt, unter
"Monitoring/p2pftp" eine Grafik vom Seti@home Screensaver.

Den technischen Mist, den diese Firma da auf der Seite verzapft, mal
dazu genommen, kann man durchaus sagen: So, wie diese "Suchsoftware"
hier vorgestellt wird, mit bei Seti geklauten Bildern usw., so kann
die nie und nimmer funktionieren. Ich denke mal, dass es diese
Software so nicht gibt.

Was wohl gemacht wurde: Es wurde eine Datei angeboten oder ein fake
Server aufgemacht, und dann wurde überprüft, wer da hochgeladen
hat.voir

Die Frage ist nun, _wen_ diese Firma abzocken will. Zum einen wären
da die User, die wohl 50 Euro abdrücken sollen. Zum anderen wären da
wohl dievrse Rechteinhaber, die diese Firma engagieren, um "jegliche
Dateiformate im weltweiten Internet eindeutig zu identifizieren,
deren Verbreitung beweiskräftig zu protokollieren und strafrechtlich
zu verfolgen."

Ich denke mal, dass da ein schöner Obulus fällig sein wird, damit
diese Firma tätig wird. Und ich denke auch mal, dass die da in
einigen Fällen einfach "kaum was gefunden" an den Rechteinhaber
melden werden.

Für mich ist diese Firma eine Briefkastenfirma mit dem Hintergrund
den Rechteverwertern, die nun gegen p2p-Netze vorgehen wollen, ein
wenig das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da geht es nicht drum
irgendwelche User zu schröpfen, die nicht viel Kohle bringen (20 Euro
* 20 000 sind nur knapp 400 000 Euro, vorausgesetzt, dass die alle
auch zahlen. Und 20 000 Prozesse können echt dauern...), da gehts
wohl eher drum in Kooperation mit mehreren Rechteverwertern das
richtig große Geld zu machen, um dann irgendwann "Pleite" zu gehen,
dafür spricht zumindest die Briefkastengröße der Firma.

10 Rechteverwerter mit je 2000 Euro/Monat sind in 5 Jahren (solange
dürften sich die 20 000 Prozesse eventuell schon hinziehen...)
immerhin 1,2 Mio Euro...

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...und einfach, weil es so lustig ist, dieser Klitsche mal ein wenig
nachzurecherchieren (man gönnts sich ja sonst nichts...):

In der Schweiz ist die Domain logistepag.ch auf die Adresse
Leszek Oginski
Ludwig-Windthorststrasse 52
DE-76187 Karlsruhe
registriert.

An dieser Adresse finde ich im Deutschen Telefonbuch den netten Herrn
Oginski tatsächlich. Nur gibt er für sich noch eine weitere Adresse
an, nämlich die Händelstrasse 25 in Karlsruhe. Dort firmiert er dann
als "Logistep AG". Nun finde ich aber im Deutschen Handelsregister
keine Logistep. Hm. Das mag nun ja aber an meinen bescheidenen
Recherche-Kenntnissen in Sachen Deutscher Firmenregister liegen.
Spannend wäre in diesem Zusammenhang aber allemal, ob es in
Deutschland erlaubt ist, den Namen einer Firma in der Adresse zu
führen, wenn diese Firma nicht registriert ist.

Die Marke Logistep ist dann übrigens von einer Firma in Schweden
geschützt - ob die wissen, dass man mit ihrem guten Namen in der
Computerbranche Schindluder treibt? Vielleicht sollte jemand mal die
Firma Logistep Aktiebolag in Malmö darüber aufklären. Immerhin haben
sie die Marke zu einem Zeitpunkt geschützt, da die Firma in der
Schweiz wohl noch nicht daran dachte, ihr Unwesen zu treiben.

Wenn jemand schon fremdes geistiges Eigentum schützen will, sollte
man sich wohl zuvor besser informieren, bevor man allenfalls die
geschützten Rechte anderer verletzt....

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Und vollends als Schwindel wird die Sache von Hassinger selber
entlarvt, der noch dieses Jahr als Resultat der Arbeit von Logistep
meinte:

"Wir haben das Anti-Piracy Unternehmen LOGISTEP AG mit der
Überwachung des Internets und der Tauschbörsen nach Raubkopien,
Key-Generatoren und Cracks für Earth 2160 beauftragt.

Bislang gibt es keine funktionstüchtigen Raubkopien von Earth 2160 im
Netz, was ja für uns erfreulich ist.

Bei den bisher im Umlauf befindlichen - angeblichen Earth 2160
Versionen - handelt es sich um schlechte asiatische Pornofilme."
Diese Angaben machte Hassinger am 05.06.2005 um 08:39 Uhr.

Und wie heisst es nun bei heise? Richtig:

"Allein im Juni und Juli sind mehr als 20.000 Anzeigen der Karlsruher
Kanzlei eingegangen, wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage
bestätigte. Die Anwaltskanzlei habe angegeben, pro Woche noch etwa
10.000 Anzeigen nachschieben zu können, sagte ein Kripo-Beamter.
Allein in 12.000 Fällen gehe es um Upload-Angebote des PC-Spiels
Earth 2160 im eDonkey-P2P-Netz."

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Logistep findet also im Juni KEINE Kopien, und dann
plötzlich 20'000.

Da sollte:
a) Recherche
b) Folgestory
kommen

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ja, aus grün und rot - maurers