was man will,
aber so ganz unrecht hat er wohl nicht, wenn er behauptet, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr von den im Bundestag vorhandenen "Volksvertretern" (ich sage dazu mal mit hinterlistig satirischer Feder: Volksbescheißern) auch wirklich vertreten ist.
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Alles berechtigte Einwände, gerade wenn man Umverteilungspolitik per se nicht für des Aufgabe des Staates hält. Der Rückkgang der Geburtenzahlen, bzw. das statische Verharren auf einer für jede Gesellschaft extrem ungesunde Quote hat in der Tat sehr viele Ursachen. Der "Aidswahn" der 80er oder mangelndes sexuelles Interesse gehören jetzt zwar nicht zu den wahrscheinlichen oder gar verifizierbaren Faktoren - aber im Kern hast du natürlich recht. Umverteilungspolitik in Form von Kindergeld ist keineswegs das
zentrale Steuerungselement, mit der man die Geburtenquote ganz nach Belieben steuern könnte. Man wird das Problem nicht beheben können, indem man einfach das Kindergeld erhöht. Streicht man es hingegen, wird man es verschärfen. Ob kurz - mittel oder langfristig, im Schlimmsten Fall sogar dauerhaft - darüber kann man trefflich streiten.
"Das ständig höhere Kindergeld und sonstige Leistungen wurden von Familien-Interessengruppen erwirkt,auf kosten der ledigen,die 50% vom Lohn abgenommen bekommen.
Da frag ich mal ganz frech: NA UND ? Gemäß dem Fall, all diese Leistungen würden abgeschafft könnte man sagen:
Die Streichung des Kindergeldes und aller sonstigen Leistungen wurden von Interessengruppen der Ledigen erwirkt, die sich auf Kosten derer, die für den Fortbestand der Gesellschaft sorgen, ein Haus bauen und einen einen neuen Mercedes kaufen. Konsum ( kurfristiger Wirtschaftseffekt) contra Familie ( langfristige Sicherung des Standortes.
Die Politik ( die Gesellschaft, der Staat ) muß hier im Prinzip abwägen, welches Verhalten des einzelnen Bürgers mehr der Allgemeinheit zu Gute kommt als das andere - also wünschenswert ist. Reproduktion IST wünschenswert. Eine Subvention derer, die es nicht tun, ist gesellschaftspolitischer Irrsinn, in einer Zeit, in der sich die Alterspyramide ins Negativbild verkehrt. Die Subvention bestünde eben darin, dass man es zulässt, dass Menschen, die keine Familien gründen, finanziell noch deutlich besser gestellt sind als ohnehin schon - Menschen, die Kinder bekommen sich also schnell vorkommen wie die sprichwörtlichen "Deppen". Und alleinerziehende Frauen noch schlechter gestellt werden: Dabei ist dieser gesellschaftliche Status Quo ohnehin bereits eine Fahrkarte für den Tranrapid mit Ziel Verarmung und Chancenlosigkeit.
All dies fördert ganz sicher nicht eine freundliche Einstellung gegenüber der eigenen Familiengründung. Da die wirtschaftlich / gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ohnehin schon familienfeindlich sind und weder die Politik noch die Gesellschaft dies so einfach ändern kann, halte ich die Streichung des Kindergeldes in unserer spezifischen wirtschafts- und Gesellschaftssituation auch volkswirtschaftlich für langfristig fahrlässig. Vom sozialen Frieden ganz zu Schweigen. Verfehlte Familienpolitik kann in eine negative Erfolgsspirale führen, die mittelfristig alle Subsysteme des sozialen Systems ( also auch das wirtschaftliche ) mit sich in den Abgrund reissen kann.
Dies zu verhindern, ist eine der größten Herausforderungen an unsere Gesellschaft. Da die Gefahr eine langfristige ist, halte ich es für bedenklich, die Lösung dieses Problems der politischen Sphäre zu entziehen ( "das ist nicht Aufgabe des Staates)
"Wer den Leuten für ein Kindchen Zahlungen aufdrückt,die an 30 Jahre gehen und erhebliche Summen betragen,braucht sich auch gar nicht zu wundern,daß das so ist und noch zunimmt"
Änderst du diese Situation wird folgendes passieren: immer weniger Menschen werden studieren. Das würden im Prinzip die Priviligierten sein. Da dies der Chancengleichheit widerspricht, müßte der Staat einspringen, um den Ausfall der Eltern, die ja zu keiner Unterstützung mehr verpflichtet sind, finanziell abzufedern. Aber da ja der Staat ohnehin pleite ist, würde dies auch nicht wirklich helfen- Konsequenz: weniger Bildung, weniger Forschung, weniger gutausgebildetes Personal am Standort Deutschland. Eine Bildungs - und damit auch wirtschaftspolitische Misere.
"Ständig erhöhte Leistungen,das bringt außer finanzproblemen des Staates garnichts,und ich lehne es auch deswegen ab,weil anderen damit unverschämt in die Tasche gegriffen wird und der lohn gestohlen wird."
Zunächst mal redet niemand von "Erhöhung", sondern Du von "Streichung".
In Bezug auf das Kindergeld musst du weiterhin bedenken, dass es sich zu einem gewissen Anteil um Umverteilungspolitik handelt. Dem einen wird genommen ( Unverschämt) dem anderen gegeben. Im Gegensatz zur Umverteilungspolitik in bezug auf Sozialhilfe/ Arbeitslosenunterstützung, entspringt Familenförderung gleich welcher Art nicht der Sphäre sozialer Verantwortung, sondern ist eine Investition der Gesellschaft in die Zukunft, stellt das pol. Mittel den Status Quo langfristig zu sichern und auszubauen, bzw. dort regulierend einuzgreifen, wo es zu Misständen kommt, die den Status Quo gefährden könnten, dar. Stichwort: "Gesellschaftsvertrag".
Nehmen wir mal an, Du hast jetzt keine Kinder: Dann bezeichnest Du im Prinzip den Versuch anderer als "unverschämt", dafür zu sorgen, dass der soziale Frieden gewahrt, die Zukunft gesichert und der Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten bleibt - und so ganz nebenbei du selbst deine Rente bekommst und auch im hohen Alter gut leben kannst, ohne selbst Kinder gezeugt zu haben - Die Kinder ANDERER finanzieren dir dann deinen Ruhestand; die das nicht als unverschämt, sondern als selbstverständlich empfinden - sofern die Alterspyramide nicht nachhaltig gestört ist. Ist dies der Fall, kann es leicht sein, das "die Alten" plötzlich als Altlast erscheinen; und irgendwann, wenn der Gesellschaftsvertrag gar nicht mehr funktioniert, vielleicht "die Jungen" auf die Idee kommen, auch die Altersstruktur gesamtgesellschaftlich dem Gesetz der Ökonomie zu unterwerfen. Aber das führt jetzt natürlich viel zu weit.
"außerdem halte ich es für gänzlich absurd,für alles,was mit kindern zu tun hat,den staat veranrtwortlich und zahlungspflichtig machen zu wollen"
Das ist ja auch gar nicht der Fall und fordert ja auch niemand. Es ist immer noch so, dass es letztlich die Eltern sind, die den Hauptteil des finanziellen Aufwands für Kinder tragen. Von der Erziehungsarbeit fang ich gar nicht erst an. Wie du ja selbst schreibst: "Wer den Leuten für ein Kindchen Zahlungen aufdrückt,die an 30 Jahre gehen und erhebliche Summen betragen...."
".In vielen anderen Staaten gibt es gar nichts vom Staat,trotzdem entscheiden sich die Leute mehr zu Kindern."
Die westlichen Industrienationen haben alle ein Problem mit der Überalterung. Wenn du andere Staaten meinst, so liegt dies auch an den anderen kulturellen Vorzeichen. Kinder werden etwa in der Drittwelt als Altersvorsorge betrachtet. Da sich fortgeschrittene Systeme wie die unseren sich nicht so einfach gegen Tradition und Kultur durchsetzen lassen. Da gelten andere Regeln, mit Vergleichen muß man da vorsichtig sein- je nach kulturellen Umfeld gibt es verschiedene Gleichungen.
GAAnz verkürzt dargestellt: Gehts einem Staat in Afrika beschissen, sinkt die Geburtenquote nicht, da eigene Kinder als einzige Sicherung fürs Alter begriffen werden. Gehts einer Industrienation beschissen, geht die Quote zurück, da wir uns in einem anderen Zustand staatlicher Vergemeinschaftung befinden, dessen gesellschaftlicher Output im positiven wie auch im Negativen sich völlig anders darstellt.
Oder anders gesagt: nicht vergleichbar ist.
"Es verschärft eines der grundprobleme-bist du dir da wirklich ganz sicher?"
Ja - selbst neoliberale Theoretiker und Politiker sehen das so, gewichten aber die Bedeutung des Problems sicher anders, als ich das tue. Polemisch zugespitzt behaupten sie im Prinzip: Das regelt sich alles von selbst oder sollen eben die Kirchen machen. Damit ist das Probem für sie abgehakt. Auch ein Standpunkt.
Liebe Grüße