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Das Konzept von DHLs Boten ist mir unklar

saches1 / 21 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo, ich bestelle oft im Internet, da man hier wenig extravagante Waren bekommen kann. Da ich meine Zeit relativ frei einteilen kann, bestelle ich oft so, dass die Ware in etwa dann kommen müsste, dass ich daheim bin und sie abfangen kann. Somit erspare ich mir den WEg zur Post. Früher war das immer recht klar, mein DHL Bote kam absolut pünktlich zwischen 8.45 Uhr und 9.10 - in der Zeit konnte man sich drauf verlassen, dass der die Ware vorbeibringt. Doch seit Ende Januar hat der wohl gekündigt oder ist versetzt worden oder wie auch immer. Seitdem kommen immer verschiedene - ich erwähne das bewusst, damit man nicht auf die Angewohnheiten eines einzelnen Lieferanten schliessen kann. Diese "verschiedenen Boten" haben alle die gleiche Angwohnheit. Sie klingeln entweder garnicht und stellen die Ware vor die Tür, wenns ein Päckchen ist wo es keine Unterschrift braucht oder sie klingeln kurz, lassen die Ware im Auto und fahren sofort weg, wenn man nicht binnen (wirklich ohne übertreibung) 3 sekunden an der Haustür ist. Mir ist schon klar, dass Zeit Geld ist und dass diese Leute unter Zeitdruck stehen, nur ist mir das Konzept unklar ... wenn man sich so schwer tut, den Leuten die Ware auszuhändigen, dass braucht man es doch garnicht erst versuchen und gibt den Kram am besten gleich zur Postfiliale. Gestern wieder der Fall: Ich war zufällig auf dem Weg zur Haustür um die eingeworfene Briefpost vom Boden aufzulesen als es klingelt und ich habe schon den DHL Menschen vermutet (der jetzt übrigends nicht mehr pünktlich kommt, sondern immer unterschiedlich) - ich schaue aus der Haustür raus und sehe keien - denke mir - naja sind noch Ferien, wird wohl einer Klingelstreiche machen. Super... dann geh ich raus, weil die Zeitung im Rohr steckt und was sehe ich da, mein DHL Mensch war schon drauf und dran, all meine nachbarn rauszuklingeln, weil er die Ware dort abgeben wollte - ist ja grundsätzlich in Ordnung, aber kann er nicht wenigstens mal 5sekunden warten? Da ich zufällig auf dem Weg zur Tür war, war ich binnen 2sek an der Haustür, das heisst, er muss wie ein bekloppter gleich von meiner Tür weggerannt sein....ein anderes Ding war vorletzte Woche. Der DHL Mensch lässt das Paket im Auto - was bei der Grösse ja noch verständlich sein könnte und bittet 2 Kinder (Passanten) bei mir mal zu klingeln (die Kinder kenne ich zufällig) - der DHL Mensch blieb bei laufendem Motor im Auto sitzen und wartete ab, ob ich daheim bin, der war schon kurz vorm Abflug. Wenn die Post schon vom Kundenservice weg will, dann bitte richtig, derzeit habe ich nämlich immer noch die Hoffnung, das ich das Paket daheim ausgeliefert bekomme, wenn dieser Service wegfällt, dann kannn ich mich wenigstens voll und ganz drauf einrichten.

ne, hundevatta Kolti
ne, hundevatta hundevatta
ne, hundevatta Kamusi
ne, hundevatta hundevatta
Halt Kolti
Ganz einfach... Emily22
Olaf19 Tilo Nachdenklich „Da gab es doch einen Fernsehbeitrag in irgendeinem Politmagazin. Tenor: Da wird...“
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> Von dem Gedanken privat ist besser, sollten wir uns schleunigst verabschieden.
> Man hat das eben mal mit Bedacht so eingerichtet, dass bestimmte Dienstleistungen staatlich sein sollten.


Genau so sieht das aus, und diese Gedanken kommen in der öffentlichen Diskussion viel zu kurz.

Diese ewige Privatisiererei (übrigens eiserner Bestandteil der neoliberalen "Mehr-Markt-weniger-Staat"-Ideologie) ist mir schon aus einer ganz einfachen grundsätzlichen Überlegung heraus nicht geheuer: Privatisierung ist ein irreversibler Vorgang - oder flapsig ausgedrückt: "Was weg ist, ist weg". Der Staat kann sich jederzeit von seinem Tafelsilber trennen - er kann es nur nicht wieder zurückholen. Dann müssten die privaten Investoren ja wieder an den Staat verkaufen. Die werden aber einen Deubel tun... heißt: Wenn man eines Tages fest stellt, dass die Privatisierungswelle eine große Fehlentscheidung war, dann ist es unwiderruflich zu spät für jede Korrektur.

Aber es gibt noch mehr handfeste Gründe dagegen.

Nehmen wir die Hamburger Elektrizitätswerke (HEW). Vor einigen Jahren schon privatisiert, inzwischen weiter verscherbelt an den schwedischen Vattenfall-Konzern. Die HEW waren immer bekannt dafür, die Verbraucher gut zu beraten, wie sie effektiv Strom sparen können. Auf den 1. Blick verwunderlich, schließlich wollen sie doch Strom verkaufen. Das ist ja so, als würde eine Brauerei zur Mäßigung beim Bierkonsum aufrufen...

Auf den 2. Blick doch wieder logisch: Die HEW waren zu jener Zeit ein Staatsunternehmen, mithin dem Gemeinwohl verpflichtet und nicht dem privatwirtschaftlichen Profit. Das öffentliche Interesse an ökologisch sinnvollem Haushalten mit den Ressourcen war eindeutig höher zu bewerten als die Rentabilität der HEW.

Nun gut - diese Verbraucherberatung gibt es heute immer noch. Aber es ist doch ein Widerspruch in sich, dass ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dass eine Dienstleistung verkaufen will, seinen Kunden Tipps gibt, wie sie diese Leistung - und damit den Umsatz inkl. Gewinn des Unternehmens - reduzieren können. Ich finds einfach unglaubwürdig.

Thomas Ebermann hat vor vielen Jahren in einer Diskussionsrunde mal das Beispiel mit privatisierten Schulbussen gebracht, die Kinder aus abgelegenen Dörfern gar nicht mehr oder nur gegen einen horrenden Zuschlag zur Schule befördern - das ließe sich übrigens 1:1 auf die Briefzustellung übertragen.

Aber all diese Überlegungen fallen vor lauter "Nachwächterstaat-misch dich nicht ein-Gebrüll" unter den Tisch, und sollten die Reaktionen in deinem "Neoliberalismus-hat-fertig"-Thread repräsentativ sein für die ganze Bevölkerung (ich fürchte ja...), dann ist kaum mit Widerstand dagegen zu rechnen. Wo sollte er auch herkommen?

Jetzt haben wir eine rot-grüne Regierung, also auf dem Papier links-liberal - trotzdem weht ein neoliberaler Wind durch dieses Land. Mir wird Angst und bange bei der Vorstellung, wie sich dieser Wind zum Orkan verstärken muss, wenn Stoiber / Merkel / Westerwelle an die Macht kommen. Manchmal frage ich mich, ob rot-grün nur aus Sachzwängen heraus eine neoliberale Politik betreiben, oder ob man es sich nicht allzu bequem gemacht hat an den Fleischtöpfen der Macht.

Wenn ich mir den selbstgefälligen Ex-Sponti Fischer in seinen eleganten Maßanzügen so anschaue, neige ich eher zu letzterem. Da kann auch Münteferings aufgesetzte Wählerschichten-vom-linken-Rand-zurückhol-Rhetorik nichts mehr ändern.

CU
Olaf