Gerade weil Elektronik anfällig und Software Fehler beinhalten kann, werden in der Entwicklung komplexer elektronischer Systeme enorme Ressourcen investiert, alle denkbaren und undenkbaren Fehlerfälle durchzuspielen.
Im Zivilenbereich dienen z.B. FMEAs (FehlerMöglichkeitsundEinflussAnalyse) bzw. FTAs (Fehlerbäume) dazu. Im Militärischen bzw. Luftfahrtbereich verwendet man u.a. FMECAs (FailureModesEffectsandCriticalityAnalysis).
Um eine Relation zum Aufwand zu geben; die Spannungsversorgung (quasi das Netzteil) des Navi-Computers eines heutigen europäischen Jets habe ich 2003 mit einer FMEA untersucht. Dabei wurden um die 15.000 Hardware-Fehlerszenarien einzeln durchgespielt - jedes einzelne elektronische Bauteil wurde auf potentielle Ausfallfehler untersucht und je nach Fehlerart auf die Auswirkungen für das Restsystem. Ich brauchte dazu ca. ein halbes Jahr, wenn ich mich richtig erinnere.
Das schlüssellose Zugangsssystem eines deutschen Autobauers wurde auf systemebene auf denkbare und undenkbare Fehlfunktionen hin untersucht. Die Analyse dauerte über ein Jahr und beschrieb auf ca. 250 Seiten, zu welchen Zuständen es kommt wenn das System eben nicht so reagiert wie es soll (auch wieder mit allerlei Fehlerarten durchgespielt). Das Szenario "Fahrer im Cabrio startet sein Fahrzeug schlüssellos, fährt los, Kind auf Rückbank schmeisst während der Fahrt den Schlüssel aus dem Auto - was passiert nun?" war dabei noch eines der einfacher nachzuvollziehenden.
Im Softwarebereich werden gleiche Anstrengungen durchgeführt, eben gerade um einen solchen Massenrückrüf zu vermeiden. Gute Entwicklung kann vieles Vorwegnehmen und ausschließen. Aber, wie die Praxis zeigt, es gibt immernoch genügend neue Themen...