Archiv Contra Nepp 3.045 Themen, 42.321 Beiträge

LEBENSGEFAHR bei CHIP - Dilettantismus kennt keine Grenzen!

dl7awl / 66 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Rubrik passt nicht 100%, aber es scheint die am ehesten passende zu sein. Ansonsten bitte verschieben.

Bin eben zufällig auf den CHIP-Video-Basteltipp "Stromschalten mit der FritzBox" - http://www.chip.de/video/Basteltipp-fuer-die-FritzBox-Video_56935442.html - geraten. Ich habe ja noch nie viel von CHIP gehalten, aber was ich DA gesehen habe, zieht mir die Schuhe aus.

Als Elektronik-Insider kann ich nur dringend davor warnen, diesen sog. "Profi-Tipp" (schön wär's) nachzuvollziehen. Soviel grenzenlos naiver und gefährlicher Dilettantismus ist unfassbar. Da werden hauchdünne netzspannungsführende (!) Drähtchen aus dem Dämmerungsschalter herausgeführt, die Lötstellen am Fotowiderstand liegen sogar komplett offen, ohne jeden Berührungsschutz! Konsequenterweise wird auch mit keinem Wort vor eventuellen Gefahren gewarnt - sie sind dem Autor also gar nicht bewusst. Damit disqualifiziert er sich endgültig. Offensichtlich hat er nicht nur keine Ahnung von dem, was er da tut, sondern, noch schlimmer: in fröhlicher Naivität scheint er auch das Nachdenken darüber für überflüssigen Luxus zu halten.

Die interne Elektronik des verwendeten Dämmerungsschalters ist, für Insider selbst im Video unschwer erkennbar, in keiner Weise galvanisch vom Netz getrennt! Und selbst wenn sie es wäre, es gäbe keine Garantie, dass es bei beliebigen anderen im Handel befindlichen Dämmerungsschaltern auch so ist. Ist es nämlich üblicherweise nicht!

Hintergrund: Wenn in solchen netzbetriebenen Kleingeräten (z.B. Funksteckdosen, Leistungsmesser o.ä. - oder eben Dämmerungsschalter) eine Kleinspannung gebraucht wird, wird diese aus Kosten-, Volumen- und Gewichtsgründen üblicherweise nicht über einen Transformator, sondern über einen Vorschaltkondensator direkt aus dem Netz gewonnen. Auch ein Niederspannungsbereich ist folglich in keiner Weise vom Netz getrennt! Normalerweise ist das ungefährlich, weil ja ein isolierendes Gehäuse drumherum ist. Was passiert, wenn das herausgeführt wird, ohne an VDE-Vorschriften auch nur zu denken, mag sich jeder selbst ausmalen.

Fazit: ES BESTEHT LEBENSGEFAHR FÜR JEDEN, DER DIESER ANLEITUNG FOLGT!

Ich kann die CHIP-Online-Redaktion nur dringend auffordern, diese unsäglich peinliche und gefährliche Seite schnellstmöglich zu entfernen. Da sie schon seit rund einem Jahr im Netz steht, kann man nur inständig hoffen, dass noch niemand zu Schaden gekommen ist.

(Ich habe dies auch im CHIP-Forum gepostet und werde beobachten, wie schnell man reagiert.)

Siehe ... dl7awl
dl7awl Wicky79 „Wie generiert man denn mit einem Vorschaltkondensator eine ...“
Optionen
Chip hat aber auch reagiert:
http://www.chip.de/news/Profitipp-CHIP-3_2011-Achtung-Stromschlaggefahr_47243700.html

Der Google-Cache verrät es: das stand schon lange vorher da und ist keine Reaktion auf mich. Es bezieht sich offensichtlich auf eine noch viel ältere Druckversion des  sog. "Profi-Tipps" in CHIP 03/2001.

Auch wenn das Risiko bei guter Isolierung (wie im Tipp gezeigt) gering ist: Nehmen Sie Abstand von der Umsetzung des Tipps,

Was bei der Druckversion für eine Isolierung empfohlen wurde, weiß ich natürlich nicht, aber die im Video ist auf jeden Fall völlig unzureichend. Da dient das Isolierband ja gar nicht der Isolierung, sondern nur der Fixierung des Sensors auf der Fritzbox.

Da hat also schon mal ein Leser zu Recht gewarnt - aus den gleichen technischen Gründen wie ich. Und das macht die Sache noch pikanter: CHIP hat es gewusst - und ließ den "Profi-Tipp" dennoch ein Jahr später nochmal als Video auferstehen - ohne jeden Warnhinweis.

Gruß, Manfred
Nun, wie wär's ... dl7awl