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News: Jakob Nielsen hasst Microsoft nicht

Design-Papst zertrümmert Windows 8 von A-Z

Michael Nickles / 74 Antworten / Flachansicht Nickles

Wer Windows 8 hasst, der hat einen neuen Freund: den US-Design-Guru Jakob Nielsen. Der hat es auch hierzulande in die Presse geschafft. Und zwar durch einen gnadenlosen Veriss der Windows 8 Bedienungsoberfläche beziehungsweise deren Bedienungskonzepts.

Bereits die Überschrift seines Berichts Windows 8 - Disappointing Usability for Both Novice and Power Users ist vernichtend. Die besagt, dass die Bedienung von Windows 8 sowohl für Anfänger als auch erfahrene Nutzer enttäuschend sei. Fatal ist für Nielsen bereits die Tatsache, dass Microsoft bei Windows 8 zwei Desktop-Umgebungen reingebaut hat - die klassische und das neue Metro-Zeugs.

Das mache die Arbeit kompliziert, weil Anwender zwei verschiedene Methoden lernen müssen. Als Beispiel wird der Internet Explorer Browser genannt, der in beiden Umgebungen als unterschiedliche Anwendung läuft.

Dann schimpft Nielsen darüber, dass Nummer 8 die Bezeichnung "Windows" eigentlich nicht verdient, weil es beim neuen Desktop-Konzept keine Fenster mehr gibt. Diese Ein-Fenster-Strategie funktioniert aus seiner Sicht zwar auf Tablets und kleinen Smartphone-Displays, aber nicht auf großen PC-Bildschirmen. Können Nutzer nicht mehrere Inhalte (beispielsweise Webseiten) gleichzeitig sehen und vergleichen, müssen dauernd hin und herschalten, dann sei  das nachteilig.

Bei der neuen Optik von Windows 8 werden die flachen einfarbigen Symbole (beispielsweise in Menüs) kritisiert, die schwerer erkennbar seien. Auch gibt es Schaltflächen/Links, die als solche optisch nicht zu erkennen seien. Als weiteres Problem führt Nielsen die Platzverschwendung bei Metro-Apps vor. Apps von Zeitungen beispielsweise zeigen auf einer Seite viel weniger Inhalte als bei Darstellung in einem normalen Browser.

Und schließlich zertrümmert der Design-Guru auch etwas, auf das Microsoft besonders stolz ist: die "lebendigen Kacheln", die automatisch neue Inhalte anzeigen, beispielsweise wenn Mails eintreffen. Dieser Live-Mechanismus werde inzwischen von Entwicklern wohl übertrieben eingesetzt und verliert dadurch an Sinn.

Nachdem Nielsen dann noch den "Charms Bar" und die "Gestik-Bedienung" von Windows 8 niedergemacht hat, zieht er das Fazit, dass Windows 8 auf Tablets schwach und auf PCs schrecklich sei.

Die totale Vernichtung von Windows 8 endet mit der fetten Überschrift "I Don't Hate Microsoft" ("Ich hasse Microsoft nicht"). Und ganz zum Schluss empfiehlt Nielsen seinen 293seitigen Report über die Benutzbarkeit mobiler Webseiten und Anwendungen. Der umfasst 237 Design-Richtlinien, 479 Screenshots. Und kostet (in der billigsten Ausführung) 298 Dollar.

Michael Nickles meint:

Es gilt zu wissen, dass dieser Typ in den USA anscheinend wirklich ein Guru für die Analyse von Bedienungsoberflächen ist. Und: er hat natürlich Recht. Alles was er über Windows 8 schimpft ist richtig! Wen man über einen schlimmen Denkfehler hinwegsieht, den der Design-Papst macht: er geht wohl nur von Systemen mit einem Bildschirm aus.

Wer wirklich produktiv am PC arbeitet, der hat heute mindestens zwei Bildschirme, besser drei. Gute Displays kosten längst kaum mehr als ein "Butterbrot". Und bei einem Arbeitsplatz mit mehreren Displays sieht das mit Windows 8 ganz anders aus, als nur mit einem Display!

Die neue Metro-Oberfäche (Modern UI) läuft dann nur auf einem der Displays. Und: jeder der will, kann Metro komplett "wegschalten", hat dann ein ganz normales Windows. Wobei zu bemerken ist, dass die Multidisplay-Technik bei Windows 8 deutlich besser als bei Windows 7 ist - auch bei Nutzung des alten "Fenster-Desktops".

Als zweite Zielgruppe von Windows 8 nenne ich die vielleicht größte Kundenmasse, die garantiert nur einen Bildschirm braucht: totale Laien, die mit ihrem PC nichts anderes machen als Facebook, Email und Surfen. Mit Laien meine ich auch Leute, die niemals einen Datei-Explorer brauchen werden, weil sie sowieso niemals verstehen was eine Datei oder ein Verzeichnis ist - gespeicherte Daten sowieso nie mehr finden. Für diese Masse ist bereits das neue Metro schon viel zu mächtig!

Beispiele, wie Windows 8 für Mehrbildschirm-Lösungen optimal eingestellt wird und wie man alten und neuen Desktop genial gleichzeitig nutzen kann, werde ich in Kürze in einem Beitrag vorstellen.

Jakob Nielsens eigene Webseite, auf der er auch Windows 8 zerlegt, sieht übrigens so aus:


useit.com - das ist die Webseite des Bedienungsoberflächen Design-Papstes.

Das Design dieser Webseite ist ganz einfach scheiße. Soll das eine Provokation sein, ein Witz? Vielleicht kapiere ich den Sinn auch nicht.

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Markus Klümper mi~we „Ich verstehe das ganze Gemecker nicht Win 8 auf einem...“
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Ich habe angefangen Windows 8 zu beschnuppern und habe bislang genau die Erfahrungen gemacht die ich erwartet habe. Die Beweggründe für das Design habe ich verstanden, nur wirklich super gefallen tun sie nicht. Metro z.b. ist ganz witzig und kann persönlich angepasst sicher ganz nützlich sein. Was ich jedoch nicht verstehe ist das Design-Konzept im Detail. Was mich aber wirklich nervt hat mit dem Grundkonzept wenig zu tun:
1. Ich kann keinen technischen Grund erkennen warum man nicht ständig ein normales Startmenü UND Metro verfügbar machen kann.
2. Wenn ich Solitär spielen will möchte ich nicht irgendeinen XBOX-Kram gestartet haben. Es ist ja nett daß man Spiele nachladen kann, aber ich will meine kleinen Minispielchen die es schon seit Win 3.1 gibt.
3. Ich kann ja verstehen daß M$ erstmal in der Usability den Weg für einen Zusammenführung der Systeme ebnen möchte. Es betrifft mich auch nicht, dass z.b. normale Windows Programme auf Win8-Tabletts nicht laufen (siehe aktuelle CT´). Aber die Zusammenführung ist nicht damit getan, so eine Metrooberfläche über den Destop zu bügeln. Es ist notwenig, daß letztendlich die Programme so gestaltet sind, daß sie vernünftig auf einem Tablett laufen. Das ist auch kein Hexenwerk. Einfach mit Ribbon-Techniken nur die wichtigsten Bedienelemente einblenden und allen Plunder erst auf Knopfdruck. Das macht die Sache handlich und würde auch auf einem normalen Desktop nen schlanken Fuss machen. Weniger ist manchmal mehr.
4. Über Office-Nutzung auf Mobilgeräten braucht man sich kaum Gedanken machen, wenn man nichtmal gängige Drucker von einem Tablett nutzen kann. Ich hab in meinem Büro mehrere Laserdrucker im Netzwerk, die alle perfekt mit primitivsten PCL- oder Postscripttreibern arbeiten würden. Das ist aber nicht vorgesehen. Stattdessen soll ich mir noch so einen Plastikbomber von Multifunktionskiste mit Eierprint anschaffen. Das wüßte ich aber...
Ich würde mal sagen: Die Ziele waren ok, das Ergebnis so lala. Vorteile von Win8 sehe ich aber in der reibungslosen Installation. Das ging wirklich schnell und reibungslos. Naja fast. Nach 16 Minuten Installation auf einem älteren PC brauchte ich Stundenlange Recherche um festzustellen, daß die Aktivierung nicht geht weil ich ein Update gekauft hatte. Das stand aber nur mit der Lupe lesbar auf dem Karton. Auch kein Beinbruch, da ich hier zig alte legale XP-Lizenzen herumfliegen habe. Dummerweise hat mir auch das System die Sache verschwiegen und ist nicht mal auf die Idee gekommen, in der Installation einen Updatecheck zu machen. Lustigerweise habe ich im Netz schneller eine funktionstüchtige Erklärung gefunden um das auszuhebeln, als Infos bei Microsoft. Ups... hab ich nun eine Raubkopie? ;-)

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