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Trauerarbeit

gelöscht_301121 / 10 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo Freunde,

sicher wird es vielen übertrieben erscheinen, doch ist es meine Art zu trauern. Und mich zu erinnern. Ist eine .WMV-Datei, müsste also mit den gängigen Browsern funktionieren.

http://db.tt/wojUO6f5

Grüße, Michael

Zitiere aus einem älteren Beitrag:

Der Tod der Kuscheltiere

Neulich ist unsere Katze gestorben. Genauer gesagt: Wir haben sie einschläfern lassen. Sie fraß nicht mehr, sie trank nicht mehr, sie hatte Wasser in der Lunge und konnte nur noch keuchen. Siebzehn Jahre alt ist sie geworden.

Den Einwand kenne ich schon: Hat dieser Mensch keine anderen Sorgen? Fremdenhaß in Deutschland, Bürgerkrieg in Afghanistan, Hungersnot in Somalia - was zählt da ein Haustier? Aber so rechnet sich das nicht. Der Tod seiner schwarzen Angorakatze habe ihn ein bißchen mitgenommen, schrieb einmal Raymond Chandler, um gleich darauf zu gestehen: "Wenn ich sage, ein bißchen mitgenommen, dann ist das konventionelle Distanz. In Wirklichkeit war es eine Tragödie."

Wer ist schon imstande, die ganze Menschheit zu beweinen? Selbst wenn dem Nachbarn die Mutter stirbt, reicht es gerade mal zu ehrlicher Anteilnahme. Warum dann diese Erschütterung beim Heimgang eines Vierbeiners? Es sind wohl zwei Dinge. Erstens besteht ein alter Pakt zwischen Mensch und Haustier. Das Tier fängt Mäuse oder hilft bei der Jagd, der Mensch übernimmt die Verantwortung. Er sorgt für Futter und Wärme und Sicherheit. Das Tier verläßt sich auf ihn, mit sprichwörtlicher Blindheit. Das macht den allerletzten Gang so schwer: die Gewißheit, zum Verräter zu werden, dabei die Todesangst zu spüren, die jedem Lebewesen innewohnt - und damit auch ein Bewußtsein seiner selbst. Dieses Selbst von einem Moment auf den anderen verlöschen zu sehen - das ist eine Erfahrung, die uns dem Tod näherbringt als irgend etwas sonst. Eben noch Subjekt, jetzt bereits ein Gegenstand. Der Unterschied von Mensch und Tier ist da nicht mehr sehr groß.

Zweitens stirbt wohl oder übel auch ein Teil der eigenen Lebensgeschichte. Unsere Katze war zwar ein ausgesprochenes Trampeltier, das es als sein gottgegebenes Recht ansah, Leder- wie Stoffsessel in Fetzen zu verwandeln, Mäuse, Singvögel, Schlangen und in jungen Jahren sogar halbwüchsige Kaninchen herbeizuschleppen oder des Nachts laut brummend in Richtung Kopfkissen zu robben - mit anderen Worten, eine rechte Nervensäge. Aber sie hat auch die Bücher und den Fragenkatalog zum Examen mitstudiert und eine Vorliebe für Mozart entwickelt. Sie ist beim Führungstreffer ´99 gegen Frankreich vor Schreck vom Sessel gefallen und dreimal mit Sack und Pack umgezogen. Zum Schluß hatte Sie das Temperament eines hartgesottenen Stoikers und einen Geschmack wie Wolfram Siebeck. Das alles ruht nun in einem Schuhkarton drei Spaten tief unter der Erde.

Früher war immer jemand da in der Wohnung. Jetzt blicken einen nur noch die Möbel an, ob vorwurfsvoll oder erleichtert, ich weiß es nicht. Immer noch denkt man, jetzt gleich müßte sie hocherhobenen Schweifes um die Ecke kommen und den Kopf an der alten Aktentasche scheuern. So kitschig ist das nun mal: Sie stand uns näher als die meisten Menschen.

Was für ein Gedöns, sagt Winfried. Früher auf dem Lande sei einfach der Inspektor gekommen und habe, wenn es soweit war, den Hund hinter der Scheune erschossen. Nur die Leute in der Stadt machten so ein Aufhebens. Es sei doch nur ein Tier. Schon wahr: Ohne größere Pietät beißt man ja auch in die Mettwurst, keinen Gedanken daran verschwendend, daß Schweine äußerst empfindsam sind und dennoch unter das Beil des Metzgers fallen. In Teilen Asiens gilt Hundefleisch als Delikatesse.

Es ist eine Frage des Standpunktes. Dem Buddhisten ist alles eins: Wer ein Tier gut behandelt, der verbessert auch sein Karma. Und wer ganz viel Glück hat, der geht ein in die große Leere. Bis dahin aber landet zwangsläufig jeder mal auf dem Friedhof der Kuscheltiere.

 

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gelöscht_305164 Fieser Friese „Jedes unserer Tiere ist/war quasi ein Teil der Familie und...“
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Noch heute erinnern wir uns gerne an die inzwischen verstorbenen Tiere zurück und lachen in Erinnerung an lustige Begebenheiten.

Und an div. Unverschämtheiten, die kein anderer geduldet hätte. 

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