Viren, Spyware, Datenschutz 11.228 Themen, 94.397 Beiträge

News: Zoff um 2-Klick-Button

Datenschutzkrieg zwischen Heise und Facebook entbrannt

Michael Nickles / 41 Antworten / Flachansicht Nickles

Gestern hat Heise.de Empfehlungs-Buttons für Twitter, Facebook und Google+ eingebunden. Dabei entschied sich Heise allerdings für eine so genannte 2-Klick-Lösung. Der erste Klick aktiviert den jeweiligen Button nur, erst der zweite führt ihn aus.

Der Hintergrund ist, dass Empfehlungs-Buttons eigentlich durch einen speziellen Code vom jeweiligen Netzwerkbetreiber eingebunden werden. Bei Aufruf einer Webseite, die diesen Button hat, kommuniziert der Code dann beispielsweise mit Facebook, teilt mit, dass diese Seite aufgerufen wurde.

Und: wer sie aufgerufen hat, so der jeweilige bereits ein Cookie von Facebook hat. Auf diese Weise kann Facebook also exakt mitverfolgen, wo seine Nutzer im Internet rumsurfen. Die Datenschutz-Problematik wird unter anderem in diesem Beitrag von Heise erklärt: Das Like-Problem.

Bei der jetzt von Heise verwendeten 2-Klick-Lösung besteht dieses Datenschutzproblem nicht. Unmittelbar nach Einführung der Technik haben sich bei Heise zig Web-Entwickler gemeldet und um den Code für die 2-Klick-Technik gebeten. Heise hat im Beitrag 2 Klicks für mehr Datenschutz bereits angeboten, interessierten Webmastern den Code per Email-Anfrage zu schicken.

Demnächst will Heise den Code öffentlich vorstellen, er soll generell recht unkompliziert sein. Das alles stinkt Facebook natürlich gewaltig und Heise meldet jetzt, dass sich Zoff zusammenbraut (siehe Facebook beschwert sich über datenschutzfreundlichen 2-Klick-Button).

Facebook beschwerte sich bei Heise, dass die Einbindung des Facebook-Buttons über die 2-Klick-Technik gegen Facebooks "Nutzungsbedingungen" verstößt. Den Button darf man laut Facebook nur dann verwenden, wenn er "Facebook-Code" ausführt. Heise kontert, dass der Button genau das tut, lediglich erst aktiviert werden muss, also nicht "heimlich" Daten an Facebook überträgt, auch wenn er gar nicht geklickt wird.

Auch gegen die Webseite des Radiosenders SWR3, der eine ähnliche 2-Klick-Lösung hat, soll Facebook inzwischen vorgehen. Laut Update im Heise-Beitrag hat Facebook Heise inzwischen mit Konsequenzen gedroht, wenn die 2-Klick-Lösung beibehalten wird.

Dann will Facebook Heise auf eine "schwarze Liste" setzen. Inhalte von Heise können auf Facebook dann nicht mehr geteilt werden.

Michael Nickles meint: Natürlich ist die 2-Klick-Lösung der saubere Weg. Und natürlich stinkt Facebook dieser saubere Weg, weil er eben die Datensammelei unterbindet. Und diese Datensammelei ist für Facebook entscheidend um Werbung treffsicher einblenden zu können. Und ohne Werbeeinnahmen gibt es halt kein kostenloses Facebook.

Darüber sollten alle nachdenken, bevor sie jetzt laut in die Hände klatschen und jubeln. Das Problem muss auf anderer Ebene diskutiert werden. Das zeigt sich auch bei der Diskussion auf Heise, die dort inzwischen entbrannt ist.

Einer wirft Heise beispielsweise Scheinheiligkeit vor (siehe Sorry, Heise, das ist scheinheilig), weil Heise selbst diverse Tracking-Mechanismen auf seinen Seiten hat.

Beispielsweise vom Anzeigendienstleister Doubleklick, von der IVW (misst die Verbreitung von Webseiten, wichtig für Anzeigenkunden) und von der VG-Wort (zählt Seitenabrufe von Artikeln und die Verfasser kriegen dafür etwas Kohle, wenn die Artikel eine gewisse Mindestabrufzahl erreichen).

Soll das alles weg? Dann geht es mit den Anzeigeneinnahmen den Bach runter und Autoren, die Mitglieder der VG-Wort sind, verlieren eine wichtige kleine Zusatzeinnahme. Klar: Was alle wollen sind perfekte Internet-Dienste und -Inhalte, natürlich komplett werbefrei und kostenlos. Das funktioniert nicht.

bei Antwort benachrichtigen
Markus Klümper Michael Nickles „Datenschutzkrieg zwischen Heise und Facebook entbrannt“
Optionen

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz warum Michael hier angegriffen wird? Wer kommerziell, d.h. um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ein Webportal betreibt, braucht Einnahmen. TV-Sender, Radio und Zeitschriftenverlage sowieso. Diese Einnahmen lassen sich größtenteils nur noch durch Werbung erzielen, weil kaum jemand bereit ist, für Premium Content zu bezahlen. Habt Ihr eigentlich alle eine Ahnung was Medienproduktion kostet? Klar gibt es Freaks die tagsüber an der Stanze stehen und abends stundenlang ein Webportal betreuen, für umme. Im Regelfall bringt das soviel Arbeit mit sich, dass man damit vollzeit ausgelastet ist. Ergo muss sowas den persönlichen Lebensunterhalt abwerfen. Basta.

Die Frage ist nur, inwieweit Werbemaßnahmen mit Datenschutz vereinbar ist. Und hier hat Heise offenbar erfolgreich versucht, beides unter einen Hut zu bekommen, bzw. Facebook zunächst praktisch in seine Schranken verwiesen. Gut, der Gegenschlag ließ wohl nicht lange auf sich warten, aber das war eine Frage der Zeit.

Ich denke es gibt ein Mass an Werbung welches wir ertragen müssen. Auch die Individualisierung von Werbung ist nicht nur nachteilig, ich sehe lieber Bannerwerbung von Asus als von Damenbinden. Nur müssen wir darauf achten, das es dabei bleibt und die Daten nicht missbraucht werden. Das ist ein Drahtseilakt.

bei Antwort benachrichtigen