Ich bin an dieser "Kneipe" am Fußballplatz ja schon öfters vorbei gefahren und hab das große Schild mit dem "Schnitzel heute 6 Euro" gelesen. Ich beschloss nach drei Jahren heute mal reinzugehen. An der Eingangstür stand ein großes Schild: "Bock-Bier 2 Euro".
Bereits beim Betreten des italienischen "Restaurants" schrumpften meine Erwartungen auf das runter, was man von einer "Sportheim-Kneipe" vermutlich gewohnt ist. Die Beleuchtung war grässlich, die Tische und Stühle waren grässlich. Nur an einer Hand abzählbare Menschen hatten sich hier her verirrt.
Hinter der grässlichen Theke stand ein Typ der eher wie ein Türke als ein Italiener aussah und vermutlich auch ein Türke war (wobei ich absolut nichts gegen Türken habe, um das klarzustellen!). Ich ließ mir drei Sekunden Zeit nachzudenken, wo ich Platz nehme, wobei das eigentlich egal war, weil alle Plätze gleich unattraktiv waren.
Alles war in das gleiche unangenehme Licht gehüllt, aber ich entschied mich für einen Platz mit "Ausblick". Ganz oben an der Wand gab es noch drei flache Fenster, die mit blauen Lichtketten-LEDs umrandet waren, die in einem nicht kapierbaren kirren Rhythmus blinkten. Wenn die rot blinken würden, sähe es nach einem Puff am Stadtrand aus, dachte ich mir.
Der "Kellner" war schnell da und legte mir eine Tageskarte hin, auf der eher "teure" Gerichte waren. Das Riesenschnitzel für 6 Euro war nicht drauf. Ich sagt ihm, dass ich Lust auf das Riesenschnitzel mit Pommes habe und er meinte, dass es das natürlich auch gibt.
Er empfahl mir dazu ein "Bock-Bier". Ich meinte das sei mir für den Anfang zu stark und er meinte, es sei nicht wirklich stark. Ich bestellte trotzdem erstmal ein "Helles" für 2,70 Euro. Das Helle kam schnell.
Während ich auf das Schnitzel wartete, ließ ich die Diskussion am Nachbartisch über mich ergehen. Sie diskutierten da über die Folgen der Atomkatastrophe in Japan. Also ob man hier noch Sushi essen kann und so.
Das Schnitzel brachte nicht der "italienisch-türkische" Kellner sondern eine Frau, die wie eine Italienerin aussah. Sie stellt mir den Teller hin und nahm mir eine Frage aus dem Mund: "Möchten Sie Ketchup haben?". Ich sagte ja und sie brachte eine Flasche Ketchup. Zu meinem Erstaunen nicht den billigsten Ketchup den man kaufen kann, sondern original Heinz Tomaten-Ketchup.
Beim ersten Biss in ein Stück vom Riesenschnitzel wurde mir klar, wie man ein Riesenschnitzel mit Pommes (in München) für 6 Euro produziert. Man nimmt geschätzt 200 Gramm Schweinefleisch und haut so lange drauf, bis es platt genug ist um einen Teller zu füllen.
Die Panade vom Schnitzel war klasse und die Pommes schmeckten auch klasse - sie schienen definitiv in frischem Öl frittiert worden zu sein. Während dem Essen hatte ich das Helle alle und hab mir eins von den 2 Euro Bock-Bier bestellt. Ich ging davon aus beschissen zu werden, nur ein "kleines" Gläschen Bock-Bier zu kriegen.
Der Kellner brachte ein 0,5er Glas. Ich machte es alle und fragte ihn beim Zahlen, warum er dieses hervorragende Bock-Bier für nur 2 Euro verscheuert. Er meinte "Letzte Woche haben hier Leute uns für ne Fete gebucht und wollten ausdrücklich Bock-Bier haben. Dann hat keiner Bock-Bier getrunken und jetzt hab ich zu viel Bock-Bier das weg muss".
Die Kneipe hat was. Ich werd da bald wieder mal hingehen.
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Bei dem Artikel muss ich irgendwie an meine Stamm-Dönerbude denken.
Der Laden ist nicht der berühmteste vor Ort, während die Leute beim Griechen 20 Meter weiter die Tür einrennen. Klar, bei dem Griechen da gibts megakrasses Zaziki zu einem Teller, etwa in der Größe einer kleinen Schale von Apostels. Leider stinkt man dann auch drei Tage lang als hätte man eine 100er Packung Knoblauchpillen gefessen.
Das Zaziki bei meinem Türken hat kaum Knoblauch. Dafür kann man es aber Essen ohne sich hinterher sorgen zu machen. Und während sie beim Griechen da drüben bis auf die Strasse anstehen, komme ich bei meinem Türken sofort dran. Das Fleisch ist auch eigentlich recht ordentlich. Und seit sie kapiert haben, dass ich öfter komme, kann ich mich über die Portionen nicht beklagen. Gefühlte 25% mehr als beim Durchschnittskunden. Und die Betreiber freuen sich immer über mein Erscheinen. Und wenn irgendwelche verpeilten Besoffenen auf ihrer Wochenendtour den ganzen Laden aufmischen, bekomme ich meinen Döner trotzdem sofort, denn ich hätte ja angerufen und vorbestellt (Augenzwinker). Ironischerweise hat der Grieche da drüben gerade mal 5 Stunden Abendbetrieb, meine Dönerbude hat aber 19 Stunden am Tag geöffnet. Da ist es fast egal, wann ich Hunger auf Döner habe. Achja, Parkplätze gibts auch immer, direkt vor der Tür.
Die Moral der Geschichte: Manchmal haben kleine unscheinbare Läden trotzdem viel für den Kunden zu bieten. Letztendlich geht es doch nur darum, dem Kunden das Gefühl zu geben sein Geld an der richtigen Stelle ausgegeben zu haben. Der Grieche da drüben braucht mich nicht, die haben genug Kunden, während meine Dönerbude ein echter Familienbetrieb ist.