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News: Diesmal andersrum

Gericht erlaubt Schwarzsurfen in offenen WLANs

Michael Nickles / 22 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Nutzung von fremden WLANs ist eine heikle Sache - je nach "Richter" fallen Urteile recht unterschiedlich aus. Das Wuppertaler Landgericht hat jetzt mal eine erfreuliche Entscheidung gefällt: wer ein offenes WLAN verwendet, macht sich dadurch nicht strafbar.

In solchen Fällen wird häufig drum gestrittenen, ob so was einen Verstoß gegen die "Telekommunikationsgesetze" darstellt. Das beinhaltet unter anderem ein "Abhörverbot" - Nachrichten die für Fremde bestimmt sind, dürfen nicht abgehört werden. Strittig dabei ist, was unter Nachrichten zu verstehen ist - ein WLAN-Router teilt eigentlich bestenfalls mit, über welche IP-Adresse eine Verbindung ins Internet erfolgt und keine "persönlichen Nachrichten".

Die Wuppertaler Richter sahen es ebenfalls so und lehnten die Klage ab. Die entstand soweit bekannt, weil ein Laptop-Nutzer das ungesicherte WLAN eines Nachbars zum "Schwarzsurfen" genutzt hatte. Dem Kläger entstand dadurch allerdings kein nennenswerter Schaden, da er über eine Flatrate verfügte. Dabei hat der Beklagte offensichtlich Glück gehabt. Heise verweist im Zusammenhang auf ein Urteil des Amtsgericht Wuppertal aus dem Jahr 2007.

Da fiel die Entscheidung der Richter noch komplett andersrum aus, ein Nutzer eines freien WLANs wurde damals wegen "strafbarem Abhören von Nachrichten" verurteilt. Immerhin kam es damals nur zu einer Verwarnung mit Strafvorbehalt - der "Schwarzsurfer" wurde also nur verwarnt und ihm nur im Wiederholungsfall mit Strafe gedroht.

Sein Laptop wurde laut Heise allerdings als Tatwerkzeug eingestuft und deshalb einkassiert. Das Urteil zum aktuellen Vorfall kann auf der Webseite der Anwaltskanzlei Ferner Alsdorf nachgelesen werden: AG Wuppertal, Beschluss 26 Ds-10 Js 1977/08-282/08, 03.08.2010

Michael Nickles meint: Wieder mal eine sehr bizarre Geschichte. Da hatte also einer offensichtlich ein offenes ungesichertes WLAN und ein "Nachbar" surfte schwarz mit. Offene Fragen dabei: Warum hat der Kläger sein WLAN nicht dicht gemacht?

Wollte er das nicht oder hatte er nicht das dafür nötige technische Wissen? Und wenn er dieses Wissen nicht hatte - wie hat er dann mitgekriegt, wer sein WLAN eigentlich "unbefugt" nutzt?

Auf jeden Fall ist erfreulich, dass es inzwischen anscheinend Richter gibt, die genug technisches Wissen haben, um solche Fälle vernünftig beurteilen zu können.

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mawe2 Ma_neva „Tag schön, ich habe nicht genügend Fachwissen hierfür doch soweit ich mich...“
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doch soweit ich mich erinnern kann können ältere Router noch nicht WAP2 und es ist oder soll sehr leicht sein in so ein "ungesichertes" WLAN einzusteigen.

Nur weil ein Router kein WPA2 kann, ist das WLAN noch lange nicht UNGESICHERT!

Ein WLAN kann auch mit anderen Sicherheitsstandards arbeiten. Es wird zwar immer behauptet, aber auch ein mit WEP oder WPA gesichertes Netz kann man nicht "einfach so" knacken.

Sicher - mit hinreichend viel krimineller Energie, kann man diese Standards aushebeln. Deswegen ist es trotzdem kein OFFENES WLAN.

"Offenes WLAN" kann nur heißen: Es wird überhaupt nicht verschlüsselt! Und das kann dann wirklich jeder nutzen, der das möchte.

Solange der "Einbrecher" in dem offenen WLAN keinen Blödsinn macht und "nur" schwarz surft, ist es ja eigentlich egal. Schwierig wird es, wenn derjenige irgendwas Illegales macht und der Besitzer des WLAN später dafür haften muss.

Es wäre jetzt mal an der Zeit, dass höchstrichterlich klargestellt wird, ob es nun eine Pflicht zur Verschlüsselung von WLANs gibt oder nicht!

Ansonsten wird es immer wieder richterliche Entscheidungen in der einen oder anderen Richtung geben.

Gruß, mawe2
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