Off Topic 20.318 Themen, 225.549 Beiträge

HartzIV

Prosseco / 65 Antworten / Flachansicht Nickles

Ok. Ich weiss ich lebe ja in Deutschland nicht und kriege nur mit was in die Medien stehen. Sehe es seit Jahren an, wie gegen oder fuer HartzIV geredet wird. Nur ob ich diese Tabelle glauben darf oder nicht.

http://www.bild.de/BILD/politik/2010/02/08/hartz-iv-studie/in-diesen-branchen-lohnt-sich-arbeit-nicht-mehr.html

Keine ahnung. Ich habe zwar viele kommentare von Nickles User gelesen. Nur wenn es richtig ist wie die Tabelle. Tja dann willkommen Schlaraffenland Deutschland.

Gruss
Sascha

Das ist keine Signatur. Sondern ich putz hier nur
bei Antwort benachrichtigen
winnigorny1 Prosseco „HartzIV“
Optionen

Hübsche Debatte.....

Ich hatte mal einen Dozenten in Wirtschaftswissenschaften, der uns dummen Studenten den Charakter gerechter Entlohnung so erklärte:

Das eigentliche Dilemma ist, dass wir eine warentauschende Gesellschaft sind (eben auch global). - Geld spielt hier nur eine "Vermittler-Rolle", weil der Warentausch sonst eigentlich ziemlich kompliziert ist. Das Beispiel:

Auf dem Markt treffen sich ein Schneider und ein Schuster. - Der Schuster hätte gern einen wärmenden Mantel oder eine Jacke und der Schneider braucht dringend ein Paar Schuhe.

Nach einer halben Stunde heftigen Feilschens gehen beide befriedigt nach Hause; der Schneider mit einem Paar Schuhe, der Schuster mit einem Hemd und einer Jacke.

Wie kommt dieses Ergebnis zustande? Tauschen kann ich schließlich nur, wenn ich das Gefühl habe, ein Äquivalent (etwas objektiv Vergleichbares) für meine zum Tausch angebotene Ware zu bekommen, also muss sowohl in den Schuhen, als auch in der Jacke und dem Hemd etwas stecken, das sich vergleichen läßt - aber was kann das sein?

OK, beides hat einen Gebrauchswert (Jacke, Hemd, Schuhe schützen vor der Umwelt), aber das kann es nicht sein, denn dann könnte man ja eine Jacke gegen die Schuhe tauschen. - Der Schuster aber hat für ein Paar Schuhe ein Hemd und eine Jacke bekommen – warum?

Der Rohstoff als solcher kann es auch nicht sein, der ist zu verschieden, um ihn zu vergleichen....

Auf welcher Grundlage also kommt so ein Tausch zustande???

Ich will eure Geduld nicht überstrapazieren und mache es kurz:

In allen Dingen des Bedarfs steckt nur eine gleiche und vergleichbare Größe: Die darin verinnerlichte Arbeitszeit, die zur Herstellung des jeweiligen Produktes nötig war. - Das gilt für die Gewinnung des Rohstoffes, als auch für Weiterverarbeitung und endgültige Produktion.

Der Wert eines Produktes und damit der Tauschwert, der letztendlich der Geldwert ist (Geld spielt ja nur eine Vermittler-Rolle zum Tausch), bemißt sich letztendlich einzig aus der in einem Produkt steckenden gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit!

Genauso aber verhält es sich auch mit der Arbeit selbst, denn in unserer Gesellschaft ist Arbeit zur Ware geworden. Der Arbeitende (genau genommen der „Arbeitgeber“) trifft sich auf dem Markt mit dem Unternehmer, dem „Arbeitnehmer“ und verkauft dem seine Arbeitszeit – ein Tauschgeschäft wie jedes andere......

Was aber ist der Tauschwert der Ware Arbeitskraft, na? - Natürlich derselbe, wie der jeder anderen Ware! Denn auch die Arbeit(skraft) hat einen (Re)Produktionswert. Damit der Arbeitende seine Arbeit(skraft) zum Markt tragen kann, muss er sie (re)produzieren – und das kostet. - Die Produktionskosten der Ware Arbeit sind ganz einfach:

Fressen, Saufen, wohnen, sich vermehren (halt Kinder machen und aufziehen, die künftig auch arbeiten können), und die Familie durchs leben bringen.....

Ein wunderschönes, funktionierendes Modell. Der „Arbeitgeber“ (Arbeiter) bekommt vom „Arbeitnehmer“ (Unternehmer) für seine angebotene Ware „Arbeit“ den Tauschwert „(Re)Produktionskosten der Arbeit“.

Leider hat dieses wunderschön funtionierende Modell einen Haken, den der menschliche Erfindungsgeist geschmiedet hat.

Mit der immer weiterschreitenden technischen Entwicklung wurde es möglich, Waren in immer kürzerer Zeit zu produzieren, die geschellschaftlich notwendige Arbeitszeit pro Produkt sank immer mehr.

Das hat unseren Unternehmer aber nicht daran gehindert, die Leute weiterhin dieselbe Zeit arbeiten zu lassen und sich den „Mehrwert“ in die eigene Tasche zu stopfen.

Nur die gesellschaftlich Produktionszeit der Ware „Arbeit“ sinkt nicht; im Gegenteil: Die steigt mit steigendem gesellschaftlichem Wohlstand sogar eher!

Früher funktionierten die Gewerkschaften wenigstens noch richtig und sorgten in den Gründerjahren unserer Republik für eine sinkende Arbeitszeit (neben moderat steigenden Löhnen).

Wenn wir also eine gerechte Verteilung wollen, kann das nur heißen, das die durch technische Innovationen bedingte immer kürzere notwendige Arbeitszeit an die Arbeitenden weiter gegeben werden muss, damit weiterhin alle Arbeit haben.

Grenzenlose Lohnerhöhungen machen keinen Sinn, da sie das Tauschmittel Geld entwerten.

Bei uns aber sieht das alles ganz anders aus, weil die Besitzer der Produktionsmittel (Maschinen und Anlagen zur Produktion, die ja auch nichts anderes sind als „geronnene“ Arbeitszeit) die Arbeitenden nicht nur die tägliche Arbeitszeit, sonder auch die Lebensarbeitszeit verlängern und ihnen darüber hinaus auch noch die Löhne kürzen!

Die Folge: Immer mehr Menschen, die keine Arbeit haben, weil die immer weniger Arbeitenden immer mehr produzieren können und darüber hinaus noch länger produzieren als vorher. - Das müssen sie ja auch, weil sie von ihren Steuern und Abgaben das wachsende Heer der Arbeitslosen ernähren müssen.

Aber immerhin: Dafür haben wir an der sogenannten „Spitze“ der Gesellschaft immer weniger, die immer mehr „verdienen“, weil sie den oben erwähnten „Mehrwert“ abschöpfen.

Die Folge: Wachsende Inflation, als letzte Konsequenz Deflation, ein wachsendes Heer von Arbeitslosen, dass sich selbst finanziert bei steigender gesellschaftlicher Verelendung....

Dem Entgegenwirken kann keine Senkung des ALG – auch eine Erhöhung macht eigentlich keinen Sinn. - Menschlich natürlich schon, wenn man an die Menschenwürde denkt.... - Denn was nützt es, wenn – wie die Politiker sagen – Arbeit sich wieder lohnen muss (weil man dann 1,50 € mehr hat als der Hartzer), wenn gar keine Arbeit da ist, weil die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die für die Produktion eines bestimmten Gutes nötig ist, immer mehr sinkt?????

Die einzig wirtschaftswissenschaftlich richtige Lösung kann nur heißen:

1.Verkürzung der (Lebens)Arbeitszeit
2.Angemessene Löhne – vor allem Verbot von Dumpinglöhnen

Das heißt aber blöder Weise auch: Die ständig wachsenden Gewinne der Unternehmen können nicht mehr ständig wachsen....... Und deshalb wird das wohl nichts werden, denn alle Macht der Welt kommt – nein, nicht aus den Gewehrläufen – aus dem Geldbeutel (da kommen ja auch die Gewehrläufe her)....

Aber eine schöne Utopie bleibt das trotzdem; eine von krisenfreier Wirtschaft, damit wahrscheinlich auch kriegsfreier Welt, eine von allgemeinem hohen Lebendsstandard für alle.....

Eben einfach eine marxistische Utopie. - Denn vielleicht haben das ja einige schon gemerkt. Die ganze Abhandlung ist angelehnt an die Abhandlung über den Mehrwert im Kapital Band I von Karl Marx, in der erklärt wird, woher die Gewinne des Kapitalisten stammen.......

Uuuuuuuhhh – ohhhhhhhhh – daher weht also der Wind.....

Nee, nicht wirklich. - Das Ganze ist eben auch reine Lehre, Wirtschaftswissenschaft. - Denn nur die Leute, die Wirtschaftswissenschaften nicht studiert haben, wissen eben nicht, dass marxistische Wirtschaftstheorie zu den Grundlagen der wirtschaftswisschentlichen Studiengänge gehört.

Jeder Kapitalist kennt seinen Marx aus dem FF, denn er hat fast alles für sich von ihm gelernt, was er vorher nicht wusste, sondern nur rein instinktiv (giergesteuert) machte.....

Gruss aus dem schoenen Hamburg, Winni
bei Antwort benachrichtigen