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Eigentlich haben wir die primitivste Form von Demokratie, die man sich nur vorstellen kann: alle paar Jahre ein Kreuz auf einem Wahlzettel machen - und das war es dann auch schon.
Und wenn irgend möglich, setzt sich die Partei mit den meisten Stimmen mit einer kleinen Partei zusammen, um zusammen mit ihr lediglich auf eine Bundestagsmehrheit zu kommen, die fürs Regieren reicht - was gleichzeitig bedeutet, dass eine möglichst geringe Mehrheit über eine möglichst große Minderheit die nächsten Jahre regiert.
Volksherrschaft findet also, etwas überspitzt formuliert, indirekt nur von gut 50% aller Wähler statt. Der Rest (auch überspitzt formuliert) guckt in die Röhre...
Aber genau das will das Volk.
CDU-Wähler wollen möglichst viel CDU in einer Regierung, SPD-Wähler möglichst viel SPD, Grüne, FDP und Linke möglichst viel von "ihrer" Partei.
Und das Volk will sich anschließend um nichts kümmern müssen - nach dem Motto:
"Die da oben" sollen alles zu unserer Zufriedenheit richten - die eindeutig bequemste aller möglichen Auffassungen, die man zum Regiert-Werden haben kann.
Mehr ist es tatsächlich nicht - man will nur bestimmen können, von wem man regiert wird...
Demokratischer wäre es, entsprechend der Stimmanteile aller Parteien die Regierungen zu bilden.
Es wäre auch demokratischer, zumindest auf Bundesebene die einzelnen Minister direkt zu wählen (dann wäre auf jedem Ministerposten ein Kandidat, der den größten Stimmenanteil bekommen hat).
Von einer wirklich reifen Demokratie sind wir noch weit, weit entfernt - sie setzt auch eine gewisse Reife voraus. Eine Art des Verständnisses, so wie man sich z.B. als Teil des gesamten Straßenverkehrs begreifen kann und nicht als reines "Ich".
Mit der Konsequenz, rücksichtsvoll immer dann auf die Vorfahrt zu verzichten, wenn die Verkehrssituation es nahelegt.
Das Geschimpfe auf "die da oben" greift, bei allem Verständnis, zu kurz - Politiker und Wirtschaft spiegeln den geistigen Zustand unserer Gesellschaft wieder. Wobei ich manchmal allerdings den Eindruck habe, dass sie ein wenig reifer sind als der große Rest.
Zu diesem Ergebnis komme ich jedenfalls, wenn ich mir anschaue, aus welchen Gründen sich Parteien selbst zu Fall brachten, nachdem sie es mal geschafft hatten, ins Parlament zu kommen.
Zum Beispiel die Statt-Partei oder die Schill-Partei. Oder auch bei mir vor Ort - da gab es auch vor kurzem noch eine eher linke Bürgerbewegung, deren Stadtabgeordneten sich zumindest teilweise nach dem Einzug ins Stadtparlament sich aufgeführt hat, wie in einem Selbstbedienungsladen.
Stockbesoffen von dem bisschen Macht.
Sie sind genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwunden, wie sie gekommen waren.
Gruß
Shrek3