Ich habe mittlerweile Deine VK auch gelesen, Herr Kollege und bin selber nach einem Jahr Leitung eines interdisziplinär angelegten Projektes auf dem Gebiet funktioneller Lebensmittelzusätze nicht aus Dummsdorf im Bezug auf pharmakologisch-physiologische Evidenz resp. biometrisch haltbare, wissenschaftliche Arbeitsmethoden. Deine Arbeit/Motivation/Qualifikation als Arzt möchte ich sicher in keiner Weise in Abrede stellen doch Begriffe wie "eigene Beobachtung", "Meinung", "Erfahrung" gehören als haltbarer Beleg für die Wirkung von Medikamenten, Heilverfahren etc. in die Mottenkiste des 18. und 19. Jhdt. Ich würde mich bedanken, wirkungslosen Kram aufgrund dessen lange Zeit zu schlucken und mir so falsche Hoffnungen machen zu müssen. Eine Placebowirkung und eher psychosomatische Wirkung von so was mal außen vor, da hast Du sicher vollkommen recht. Da gibt es aber billigeres, wie z.B. "Zuckerpillen"
Nun mal Fakten (kleine Auswahl nur-langt mir ja schon wieder, was da dazu allgemein zugänglich steht):
"Journal HNO
Publisher Springer Berlin / Heidelberg
ISSN 0017-6192 (Print) 1433-0458 (Online)
Subject Medicine
Issue Volume 49, Number 6 / June, 2001
Category Im Fokus
DOI 10.1007/s001060170092
Pages 434-436
Online Date Thursday, February 19, 2004
Authors
G. Hesse, H. Schaaf
Abstract
In der medikamentösen Behandlung des Tinnitus gehört der Extrakt des Ginkgo-biloba-Baums zu den am häufigsten verordneten Medikamenten, besonders bei der Therapie chronischer Ohrgeräusche. Die Wirksamkeit dieses Medikaments bei mindestens seit 12 Monaten bestehendem Tinnitus wurde jetzt anhand eines sehr großen Patientenkollektivs (1121 Teilnehmer) in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie untersucht.
In ihrer im "British Medical Journal" (BMJ) 2001 veröffentlichten Arbeit kommen die Neuropharmakologen aus Birmingham zu dem Schluss, Ginkgo führe genauso (wenig) zu einer Verbesserung der Tinnituspenetranz und -intensität wie ein Placebo.
Eine medikamentöse Beeinflussung der Generierung und der Perzeption von Tinnitus verneinen die Autoren für die Substanz Ginkgo biloba. Zwar wurde in einzelnen Arbeiten auch immer wieder versucht, die Effektivität dieser Substanz für die Tinnitusbehandlung zu belegen, die hier referierte Untersuchung ist jedoch methodisch wesentlich genauer; zudem entspricht die beschriebene Wirkungslosigkeit eigenen Erfahrungen und Untersuchungen."
Doppelblindstudie, n = 1121, Primärarbeit im BMJ etc. passt alles, ist seriös. Keine Wirkung!
Und noch was:
"Direkte Evidenz für eine protektive oder durchblutungsfördernde Wirkung von Ginkgo bei POWG oder NTG ist nicht bekannt. Magnesium kann eine vorübergehende Gesichtsfeldverbesserung bei NTG mit peripheren Vasospasmen bewirken. Ein Nachweis der Wirksamkeit im Sinne einer Verlangsamung der Progression wurde bisher weder für Ginkgo Biloba noch für Magnesium erbracht.
Für Calciumkanalblocker gibt es nur Hinweise für eine Wirksamkeit bei NTG aus nicht randomisierten Studien (8-11, 17). Größere, prospektive, randomisierte Studien zur Bestätigung dieser Evidenz stehen noch aus.
aus:
Medikamentöse Therapie des primären Offenwinkelglaukomes
Clemens Vass und Andreas Wedrich, Univ.Klinik f. Augenheilkunde und Optometrie, Wien
PHARMAINFORMATION
UNABHÄNGIGE INFORMATION FÜR ÄRZTE"
Quelle = belegt, Universitätsklinik Wien ist nicht gerade bekannt für schalmpiges, wissenschaftlcihes Arbeiten, wobei gerade aber Österreich auf dem Gebiet der Naturheilmedizin etc. in vielen Zweigen wissenschaftlich sehr innovativ und uns hier weit voraus ist (Jaja, die "blöden Ösel...). Keine Wirkung!
etc. etc.
Fakt ist, dass mit einem ganzen Arsenal von solchen biologischen Wundermitteln massiv Geld gemacht wird, obwohl immer noch belegbare Wirkungsnachweise fehlen. Gerade als Arzt solltest Du da nicht jeden Dummfug mitmachen und nur Zeug einsetzen, das belegbar wirkt, sonst kannst Du Dich gleich in der Wunderheilerriege einreihen und deine Praxis nach Lourdes, Altötting o.ä. verlegen. Dass eingesetzte Präparate mit belegter Wirkung auch Naturheimittel sein können, ist klar. Da gibt es hervorragendes, keine Frage. Also warum wirkungsloses Gingko???? Hip? Politisch korrekt? Zeitgeist? Allgemeine Technikverdrossenheit? Patientenwunsch? Lange Zeit nix mehr gelesen *g*?