Ganz kurz, meine Grossmutter ist 80 Jahre alt. Sie hat ein starkes Herz und erfreute sich eigentlich sehr guter Gesundheit. Sie hatte aber unbemerkt Diabetes und auch ein Magengeschwür und weil sie damals schon nicht zum Arzt wollte und sich selbst therapieren wollte, wäre sie dort schon beinahe verstorben. Dank Druck von aussen ging sie ins Spital und dort wurde sie operiert, ein neuer Magenausgang wurde gemacht und die Diabetes-Behandlung begonnen. Sie hatte auch offene Beine... da wurde Haut verpflanzt. Nun, seit dieser Behandlung hat sie sich nicht an die Diät gehalten und normal weitergegessen (Tabletten nimmt sie, Blutzuckerwerte waren immer in Ordnung). Dann bekam sie starke Schmerzen in den Füssen, immer morgens, ein Brennen, so lange bis sie eine Weile gegangen war. Da sie wiederum nicht zum Arzt wollte mit ihren Schmerzen, therapierte sie sich wieder selber mit rezeptfreien Analgetika. Dies geht seit mindestens 5-7 Jahren so. Sie nimmt regelmäsig hohe Dosen von Schmerzmitteln und alles durcheinander (bzw. abwechselnd)... von Aspirin über Paracetamol bis Voltaren Dolo (Diclofenac) und Naproxen. Dies täglich und in vermutlich erhöhten Dosen. In letzter Zeit nimmt sie vor allem Voltaren Dolo oder Aspirin. Seit ca. 3 Jahren nimmt sie immer mehr ab, vor allem im letzten Jahr. Sie wiegt bei etwas über 1.60m nur noch 40kg. Sie hatte immer häufiger Durchfall, kann den Stuhlgang nicht mehr richtig kontrollieren, wurde sehr schwach, hat Schluckbeschwerden (kriegt das Essen nicht herunter) usw. Der Arzt hat vor 1/4 Jahr festgestellt, dass sie nur noch ca. 40-50% Blut hat. Sie verschweigt im alles, spielt alles runter, auch gegenüber mir und ihrer Tochter. Ihr Sohn wohnt zwar immer noch bei ihr, aber niemand würde sich darum kümmern, sie endlich mal in das Spital zu bringen. Sie sagen nur "es bringt sowieso nichts, sie will ja doch nicht". Ich war sogar beim Arzt und habe ihm alles erzählt. Ich habe meine Vermutungen bezüglich des Blutverlustes genannt... konkret: ihr geschwächter Magen wurde durch die permanente Einnahme von Analgetika zerstört. Sie hat vermutlich starke Magenblutungen, ev. auch ein langsam nahender Magenverschluss. Der Arzt hat sich verwundert gezeigt, da er sich den Blutverlust nicht erklären konnte. Trotz dieser Aussprache beim Arzt, zeigte er keine Reaktion. D.h. er hat ihr zwar empfohlen sich an einen Magenspezialisten o.Ä. zu wenden, aber anscheinend ohne Nachdruck, ohne ihr klar zu machen, wie ernst die Situation tatsächlich aussieht.
Nun meine Frage: ich gehe jeden 2. Tag zu ihr zum Abendessen. Ich kann es nicht weiter mitansehen, wie sie immer schwächer wird. Ich weiss genau, woran sie leidet, und niemand scheint dies zu glauben, ich habe keine echte Unterstützung. Wie soll ich vorgehen? Soll ich jetzt wirklich auf allen Ebenen (direkt, über den Arzt und ihre Tochter) Druck ausüben? Ihr drohen, sie nicht mehr zu besuchen, wenn sie nicht sofort ins Spital geht usw.? Ich bin echt am Verzweifeln. Ich fühle mich schuldig, wenn ich nichts unternehme und andererseits will ich meine Grossmutter nicht bedrängen. Aber angesichts der Lage scheint es keinen anderen Ausweg zu geben. Habt ihr mir einen Rat?
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Hi. Ich hatte einen ähnlichen Fall mit meiner Mutter. Meine Mutter hatte eine Gehirnblutung und danach Diabetes. Durch die Gehirnblutung bedingt psychologische Störungen. Diese verursachten, daß Sie sich weigerte lebenswichtige Medikamente zu nehmen. Auch war sie unberechenbar. Vom Balkon mit Balkonkästen auf Nachbarn geworfen.
Die Hausärztin weigerte sich zuerst.
Man mußte Sie oder einen Amtsarzt (wird über den Notruf oder einen Richter bestellt) überzeugen Sie zwangsweise ins Krankenhaus einliefern zu lassen.
Dies geschah, nachdem die Ärzte einmal den Ernst der Lage erfasst hatten. Sie wurde vom Richter unter Obhut eines vom Richter bestellten Vormundes gestellt (da sie meinem Vater nach einem Streit mit der Hausärztin dies nicht zutrauten).
Nachdem die Medikamente regelmäßig genommen wurden und sich der Zustand und die psychologischen Störungen besserten wurde dieser Zustand wieder aufgehoben. Entmündigungen werden von Richtern nur sehr widerwillig ausgesprochen (und wenn nur zeitweise bis zu einer Überprüfung) wegen Mißbrauchs (z.B. wenn Verwandte an das Vermögen wollen).
Also kann nur der Hausarzt, der Notruf (nur bei ernster Lage und Notarzt) oder ein Richter einschreiten.
Diese Wege sind alle nicht einfach und hart. Wenn sie bei klarem Verstand ist und kein medizinischer Notfall eintritt (sofortige Lebensgefahr) hat man keine Chance. Eine Zwangseinweisung ist dann fast unmöglich. Dann müssen alle warten bis wirklich etwas passiert.
Aber naja... Dies war kein Beratung, sondern nur die Schilderung meines Falles. Es kann sein, daß ein Anwalt oder Ärzte andere Maßnahmen kennen.
Gruß, Henning