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Idiotentip Nr. 317: Wenn ein Reh die Straße kreuzt, draufhalten!

mathiasundfünf / 30 Antworten / Flachansicht Nickles

Weil ich grade so gut in Fahrt bin, hier noch mal eine kleine Betrachtung zu Verkehrstips im Algemeinen:


Wer kennt ihn nicht, den tausend mal zitierten Hinweis, man möge im Falle eines Wildwechsels keinesfalls ausweichen oder bremsen, sondern einfach draufhalten? Wildwechsel passiert aus meiner unmaßgeblichen Erfahrung eher seltener in Spielstraßen sondern meistens auf Landstraßen. Hier wird ca. 80 bis 100 km/h gefahren. Die mentale Vorbereitungszeit auf solch ein Ereignis ist recht kurz. Trotzdem raten die Profis hier zur Besonnenheit. "Wechselt Wild Ihre Fahrbahn, ruhig Blut und bloß nicht ausweichen oder bremsen, sondern weiterfahren!"


Ich schätze, dieser Rat ist unter der Berufsgruppe der Verkehrssicherheitsexperten der Schenkelklopfer und es wird intern seit Jahren über diesen üblen Scherz eingenäßt vor Lachen. Aus meiner Sicht gibt es keinen realitätsfremderen Rat. Er stammt wahrscheinlich noch aus der Zeit der Holzspeichenräder.


Hier die konkrete Situation: Du fährst morgens um ca. 6 Uhr mit Deinem Auto zum Dienst. Die Straße ist trocken, Du kennst den Weg. Du fährst mit ca. 90 km/h über die Landstraße, als du im Nannobruchteil einer Sekunde realisierst, daß von links was aus dem Gebüsch auf die Straße hüpft. Du erschrickst natürlich nicht, bleibst ganz cool und fährst weiter - durch das Reh, wenn es nötig ist, denn so ist es richtig.


Wertvoll wäre dieser Tip, wenn das heranfahrende Fahrzeug mit sagen wir mal 30 km/h und am Tage bei guter Sicht unterwegs wäre - das Reh ein Holzbein hätte und ca. 40 Jahre alt wäre. Passiert so aber eher selten.


Hälts Du dich aber nicht an den gut gemeinten Ratschlag der Profis und bremst womöglich oder weichst aus und kommt bei dieser Aktion Dein Auto oder fremdes Gut oder Deine oder eine andere Person zu Schaden, kannst Du Dir dem Spott Deines Bekanntenkreises sicher sein.         "Mann, das weiß doch jeder, da mußt Du draufhalten aber nicht bremsen!" 


Ich habe mit meinem Polo vorgestern Morgen eine ausgewachsene Ratte gebügelt. Ich habe mich dermaßen erschrocken über das bescheuerte Viech, daß ich fast ne Vollbremsung hingelegt hätte. Ein ausgewachsenes Reh hätte mich in der gleichen Situation dermaßen schockiert, dass eine rationale Reaktion mehr als unwarscheinlich ist.


Statt also permanent diese blöde Maßgabe unters Volk zu streuen sollten die Heinis lieber mal darauf hinweisen, dass es eine ganz normale Form des Anstandes ist, den Kadaver von der Fahrbahn zu entfernen (Autobahnen ausgenommen), auch wenn es nur ein Igel ist. Ich kann es nicht leiden, wenn die Tiere jeden Tag ein bißchen platter gefahren werden. Man läßt ein überfahrenes Tier nicht auf der Straße liegen!

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ja, ja aber... mathiasundfünf
ja, ja aber... charlie62
full ack fnmueller1
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>>Erstens, deckt die Versicherung, bei einem Haarwild Unfall, den Schaden nicht ab.
Aha!

http://www.ra-kotz.de/haarwild.htm

Haustiere sind allerdings kein Haarwild. (Ziegen, Schafe, Kühe, Hunde, Katzen, usw.)
Es kommt in der Tat auf die Grösse des Tieres und die Fahrzeugart an. Mit einem Motorrad wirft es dich evtl. auch bei einem Kaninchen, beim Auto dürfte man kaum eine Chance haben, bei einem durch ein Ausweichmanöver verursachten Unfall. Der Rat des Draufhaltens dürfte daher rühren, weil ein ins Schleudern gekommener PKW noch erheblich mehr Schaden anrichten könnte und in vielen Fällen Ausweichen sowieso nichts bringt. Die grösste Chance hat man, wenn man in die Richtung ausweicht, aus der das Tier kommt (angenommen von Rechts), nur ist da meistens die Leitplanke, ein Baum oder der Graben. Weiche ich dem Tier in Fluchtrichtung aus, dann schneide ich ihm den Weg ab und die Knautschzone ist an der Motorhaube am grössten, nicht auf der Seite.
Bei einem Reh ist die Gefahr noch nicht ganz so gross, dass es durch die Scheibe kommt, aufgrund der Höhe, ein Hirsch dagegen landet so gut wie sicher auf dem Schoss der ersten Reihe. Je weiter allerdings die Motorhauben herunter gezogen werden für den Fussgängerschutz, desto problematischer wird es auch mit relativ kleinen Tieren, wie Rehen.
Letztlich scheitern wir hier an unserer miesen Reaktionszeit, noch dazu bei Geschwindigkeiten für die uns die Natur nie vorgesehen hatte. Allerdings dürfte selbst die schnellste Reaktion nicht mehr reichen, wenn dir Bambi 5-10m vorher aus der Hecke hüpft und du mit lässigen 80km/h gerade aus zuckelst. Ich hatte bereits mehrmals das Beinahe-Vergnügen, mit Schlangen (gut sind nicht gross, aber vor Schreck schnellen die sich bis zum Lenker hoch) und Schweinen (Mopped), jeweils 2 Kühen und einem Pferd, mehreren Emus, 2-3x mit Rehen. Einen Habicht habe ich gemeuchelt, was dir auch schon ordentlich die Spur verreisst beim Motorrad. Die Chance da etwas Vernünftiges zu tun und nicht überzureagieren, ausser Bremsen, ist sehr gering.

Das wahre Leben ist nicht der Kampf zwischen Gut und Böse, sondern zwischen Böse und noch Schlimmeren!(Joseph Brodsky)
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