Hi,
ich habe in einem (für euch nicht wichtigen) Zusammenhang gehört, das früher alles besser gewesen sein, eben die guten alten Zeiten...
Ich frage mich jetzt nun allen Ernstes, was die guten alten Zeiten waren.
- Kohl Kanzler?
- Wiedervereinigung?
- Modern Talking in den 80\'ern?
- RAF in den 70\'ern?
- Das dritte Reich?
- Der erste Weltkrieg?
Was bitte soll daran die gute alte Zeit gewesen sein? Ich kann den Spruch nicht mehr hören, denn wir leben in der Gegenwart und müssen uns für die Zukunft rüsten.
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>>Es gab ausser Geld noch andere Werte: Ehre, Menschenwürde, Achtung, Respekt.
Aber nur, was die eigene Rasse und Klassenstand betraf. Neger, Türken, Schlitzaugen usw. selbstverständlich ausgenommen.
Vom Standpunkt des Adels, Politikern und Reichen waren die unteren Klassen doch nur Abschaum, wie heute auch.
Damals war oft genug der Arbeitgeber gleichzeitig dein Vermieter und dein Verhalten im Job entschied gleichzeitig über deine Wohnsituation.
Wenn man neue Rohstoffquellen brauchte, dann hat man sich ein Land aus der 3ten Welt gegriffen und niemand hat sich darüber aufgeregt, wenn ein paar Wilde über die Klinge sprangen, im Gegenteil die Bewunderung für den Heldenmut der Soldaten war grenzenlos.
Vergewaltigungen fanden meist innerhalb der Familie statt und darüber was in der Familie passiert sprach man nicht. Wenn die Sekretärin vom Chef vergewaltigt, oder genötigt wurde, dann nahm der gemeine Angestellte das eben so hin. Der eigene Job war wichtiger und ausserdem hätte sie sich ja nicht so aufreizend benehmen müssen. Kinder hatten sowieso die Klappe zu halten in der Gegenwart von Erwachsenen und welche Misshandlungen da abliefen war eben Familienangelegenheit. Darüber spricht man nicht war eine immer wieder gerne genommene Floskel.
Das man sich in ländlichen Gegenden oft genug nicht bis ins nächste Dorf trauen konnte, ohne Prügel zu kriegen, von einer Liebesbeziehung ganz zu schweigen, war in der Tat sehr vergnüglich.
Kinder die in Bergwerken geschuftet haben, was solls, Arbeit hat noch keinem geschadet. Sicherheitsmängel? Davon versteh ich nichts, der Chef wird schon wissen was er macht.
Behinderte waren von Gott gestrafte schlechte Menschen und so wurden sie gemieden und Kinder wurden gerne, schnell und unauffällig in ensprechenden Einrichtungen entsorgt. Ohne solche Schande lebte es sich besser.
Da könnte ich jetzt noch Stundenlang mit wachsender Begeisterung weitermachen, aber ersparen wir uns das.
Zugegeben, es ist nicht alles aus der gleichen Zeit, aber auch nicht allzu weit auseinander und viele Sachen habe ich selbst erlebt und beobachtet. Nix dagegen, dass man seine Jugend gerne als eine gute Zeit in Erinnerung behält, aber sie zu verklären und als absolut hin zu stellen finde ich nicht gut.
Das witzigste finde ich immer noch das mit dem Älteren/Hilflosen behilflich sein. Genau diese Generation zwischen 40-60 fällt mir immer äusserst negativ auf, wenn es um solche Dinge geht. Beispiel? OK: eine junge Frau, schwer von Multipler Sklerose gezeichnet kämpft sich mühsam mit ihrem Rollstuhl eine längere Steigung hinauf. Sie passiert dabei mehrer Männer im oben genannten Alter, keine Reaktion. Die shoppenden Hausfrauen sind schwer mit dem Austausch von Rezepten beschäftigt und können sich um solche Kleinigkeiten nicht kümmern. Jede/r hat die Frau gesehen, an den nachfolgenden Blicken leicht zu erkennen. Als ich sie erreicht habe und sie nach Anfrage den Buckel hoch geschoben habe, erntete ich nur mal wieder nur abschätzige Blicke wegen meines Äusseren.
Fazit, nur weil früher gerne Verschwiegen, die Menschen obrigkeitshörig erzogen wurden und deshalb längst nicht alles in der Zeitung stand, war noch lange nicht alles besser. Erkundigt euch mal bei Leuten die es wissen müssen, wie viele der heutigen Umweltschäden aus dieser Zeit stammen, in der ihr alle so glücklich am Fluss gespielt habt.
Nur weil es keiner wusste/wissen wollte, heisst das noch lange nicht, dass nichts passiert ist.
Wobei ich wirklich nicht per se alle Werte ablehne, die aus früheren Zeiten stammen.